Rinde

[165] Rinde (Cortex), 1) die äußere Schicht der Pflanzen, bes. bei Bäumen in vollkommener Weise ausgebildet; ihr Bau ist zellig u. mit einem an der Luft verhärteten Überzuge bedeckt (s. Epidermis 2). Dieser, früher von grüner Farbe, hat jung dieselben Spaltöffnungen wie die Blätter, Luft u. Licht bewirken indessen in ihm ein Gerinnen der Säfte u. mehre Steifigkeit der festeren Theile u. endlich geht bei Bäumen das Leben dieses Überzuges fast verloren; er wird weiß, braungrau od. goldgelb, verdickt sich bei mehren Pflanzen zu Kork (s.d.), od.[165] ab. Die unter diesem Überzuge befindliche eigentliche R. (Rindenkörper) ist meist grün u. besteht aus Zellgewebe, dessen einzelne Zellen oft vier- od. sechseckig sind. Immer sind diese Räume mit grünen od. auch anders gefärbten, oft eigenthümlichen Säften erfüllt. Die Rindenzellen setzen sich horizontal u. strahlenförmig durch die inneren Theile des Stammes bis in das Mark fort. Dieser Übergang wird indessen dann unterbrochen, wenn der Bildungssaft so häufig austritt, daß er zwischen Bast u. Splint sich ansammelt, wodann die R. sich vom Holz löst u. das Impfen u. Äugeln am besten gelingt. Rindenflecke sind auf der R. der Obstbäume von oben nach unten gehende große weiße od. rothe Flecken, entstehen aus der angesteckten od. faulenden R. od. von den auf der R. wachsenden Schmarotzerpflanzen. Die Rindenflecke müssen ausgeschnitten u. die Wunden mit Baumwachs belegt werden. Die R. ist kein zum Leben des Baumes so unentbehrlicher Theil, daß Verwundung od. Trennung derselben sogleich den Tod nach sich ziehen sollte. Geht beim Rindeschälen durch das Wild die Verletzung bis zu dem Holzringe u. erreicht sie eine bedeutende Ausdehnung, so ist sie gefährlich, indem nur unter Abschluß der Luft eine neue Rindebedeckung für den verletzten Theil gebildet wird. Bleibt die durch das Rindeschälen verursachte Wunde unbedeckt, so vernarben sich nur ihre Ränder u. der entblößte Theil stirbt ab, weil das zarte Cambiumgewebe daselbst vertrocknet ist. Das geflissentliche Schälen der R. wird als Mittel benutzt, um kränkelnde Bäume zu kräftigerem Wuchse zu bringen, bes. auch dem Holze mehr Festigkeit zu geben. Auch geschieht dies wohl um die R. zu benutzen. Immer aber muß man dabei sich hüten, daß der Bast nicht mit weggenommen wird. Von gefällten Bäumen nimmt man die R. weg, von Eichen, Tannen u. Espen, um sie zur Lohe für die Lohgerber, von Eichen u. Erlen für die Färber zu brauchen; vgl. Rindenschläge; 2) der etwas verhärtete Überzug von etwas Anderem, wie von Brot, von Käse; 3) so v.w. Schorf.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 165-166.
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