Schwerin [1]

[676] Schwerin, 1) war bis zum Westfälischen Frieden ein Theil des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin; in alten Zeiten Bisthum, mit eigenthümlicher Verfassung; 89 QM., 26,000 Ew.; Hauptort: Bützow; die Geschichte s.u. Mecklenburg; 2) Herzogthum S., (Mecklenburgischer Kreis), Kreis des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin, 123,49 QM. mit (1856:) 276,295 Ew. u. der Hauptstadt Schwerin; 3) (Fürstenthum S.), Kreis ebendaselbst, 13,66 ca QM. u. 22,076 Ew.; Hauptort Bützow; 4) Hauptstadt des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin, an der Westseite des Schweriner Sees u. an der Mecklenburgschen Eisenbahn, Residenz des Großherzogs, Sitz der obersten Landesbehörden im Collegienpalast; besteht aus der Altstadt (mit der Freiheit des Domcapitels u. der Vorstadt) u. der Neustadt; Schloß an der Stelle des von Wallenstein auf einer kleinen Insel des Sees 1629 erbauten[676] (mit Gemäldesammlung u. Park), dabei Erzstatue des Großherzogs Paul Friedrich (1849 errichtet), Gymnasium, mehre Paläste des Großherzogs, Domkirche (des ehemaligen Bisthums, aus dem Anfang des 15. Jahrh.), katholische Kirche, Synagoge, Karolinenstift, Waisenhaus, Hospital, Industrie-, Militär-, Armenschule, Irrenhaus, Thierarzneischule (mit Präparatensammlung), Verein für mecklenburgische Alterthumskunde mit Sammlungen (Antiquarium), Schullehrerseminar, Bibelgesellschaft, Münze, Arsenal, Marstall, Fabriken in Tuch, lackirten Waaren, Tabak, Branntweinbrennereien, Bierbrauereien u.a.; Volksfest jährlich im Mai auf dem Schelfwerder; Freimaurerloge: Harpokrates zur Morgenröthe; 21,750 Ew. S., ursprünglich Zwarin od. Swarin ist eine slawische Gründung u. soll von einem natürlichen Sohne des polnischen Königs Lech III. angelegt worden sein. Der oboiritische König Niklot zerstörte S.; Heinrich der Löwe gab es nebst der Umgebung um 1160 seinem Feldherrn Gunzelin als Grafschaft; Gunzelin baute die Stadt wieder auf u. residirte hier, s. Mecklenburg (Gesch.) S. 48. 1170 wurde auch das Bisthum von Mecklenburg unter Bischof Benno hierher verlegt, doch residirten die Bischöfe nicht hier, sondern in Bützow. Nach dem Tode des Bischofs Ulrich 1624, wurde kein Bischof wieder gewählt u. das Bisthum 1648 säcularisirt u. als Fürstenthum dem Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg übergeben. 1735 wurde S. von dem kaiserlichen Administrator, Herzog Christian Ludwig, eingenommen, s. ebd. S. 50. Vgl. S.u. seine Umgebung, Schwerin 1846; Beschreibung von S., Wismar 1857; Dehn, Chronik der Stadt S., Schwerin 1843. 5) (poln. Skwierzyna), Stadt im Kreise Birnbaum des preußischen Regierungsbezirks u. der Provinz Posen, an der Obra u. Wartha; Tuchwebereien, Handel; 5600 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 676-677.
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