Ludwig [1]

[574] Ludwig (fr. Louis, wovon die weibliche Form Louise, span. Luis, ital. Luigi u. Lodovico, nach dem lat. Ludovicus), fränkischer Mannsname, aus Chlodwig entstanden; ihm entspricht der weibliche Name Ludovica. I. Regierende Fürsten. A) Kaiser: 1) L. der Fromme (Louis le Débonnaire), dritter Sohn Karls d. Gr. u. der Hildegard, geb. 778, wurde bereits 783 von seinem Vater als König von Aquitanien (s.d.) eingesetzt u. obgleich als schwach u. charakterlos von seinem Vater gekannt, doch 813 in Aachen zum Mitkaiser erklärt u. gekrönt (nach der gewöhnlichen Sage setzte er sich die Krone selbst auf); nach dem Tode seines Vaters, 814, bestieg er den Thron, entfernte sogleich den tüchtigen Minister seines Vaters, Wala, u. ließ sich ganz von dem Grafen Bigo u. St. Benedict leiten, welche schon in Aquitanien regiert hatten u. nun auch im Reiche ein ganz clerikales Regiment einrichteten. L. verachtete das deutsche Wesen u. bekümmerte sich nicht um die Pflege der Schulen u. Wissenschaften, daher auch die von seinem Vater gegründete Hofschule unter ihm in Verfall gerieth; dagegen verwandte er große Sorgfalt auf Kirchen u. Klöster (bes. in Sachsen, Aquitanien u. Westfalen, wo er Korvey stiftete), Stifter u. Bisthümer (Hildesheim u. Hamburg). Dazu gestattete er dem Papste Eingriffe in die kaiserliche Macht, wie Stephan IV. die. päpstliche Würde annahm, ohne des Kaisers Einwilligung einzuholen, u. ließ sich dann von demselben noch in Rheims krönen. Er verschleuderte die Krongüter, namentlich an die Geistlichen, u. unter ihm begann schon die Sitte, daß die Lehnsgüter von ihren Trägern als erblich betrachtet wurden. Bereits 817 nahm er seinen ältesten Sohn Lothar als Mitkaiser an u. fand seine beiden jüngern Söhne mit kleinen Herrschaften ab, änderte aber später, als ihm seine zweite Gemahlin einen Sohn, Karl d. Kahlen, gebar, unter dem Einfluß des nun am Hofe allmächtigen Günstlings, des Herzogs Bernhard von Septimanien, seine frühere Bestimmung dahin ab, daß er 829 das Reich theilte (s.u. Deutschland II.) u. Karl Alemannien zuwies. Deshalb machten seine drei ältern Söhne, mit welchen sich der Clerus vereinigte, eine Empörung, u. L. wurde 833 auf dem Rothfelde, nachher das Lügenfeld genannt, bei Kolmar in Elsaß geschlagen, gefangen u. ins Kloster Soissons gebracht, woer öffentlich Kirchenbuße thun mußte u. so der Regierung verlustig ging. Doch seine Söhne Pipin u. L. erbarmten sich sein u. hoben ihn wieder auf den Thron. Er verwies nun Lothar nach Italien u. machte 837 eine neue Theilung (s.u. Deutschland); dadurch aber verletzt, griff sein Sohn Ludwig wieder zu den Waffen, aber vor Austrag des Streites starb der Kaiser L. 20. Juni 840 auf einer Rheininsel bei Ingelheim u. wurde in Metz begraben. Er war erst vermählt mit Irmengard (st. 818), der Mutter Lothars, Pipins u. Ludwigs d. Deutschen; seit 819 mit Judith, Tochter des Grafen Welf, welche ihm Karl d. Kahlen gebar. Lothar folgte ihm als Kaiser. Vgl. Fr. Funck, Ludwig der Fromme, Frankf. 1832; A. Himly, Wala et Louis le Déb., Par. 1849. 2) L. II., ältester Sohn Lothars u. der Irmengard, geb. um 822, wurde von seinem Vater 844 nach Rom gesendet, um den Zwiespalt zwischen den Päpsten Sergius u. Johannes; u. schlichten, ließ Sergius ordiniren u. wurde von demselben zum König der Longobarden gekrönt, bekriegte dann die Sarazenen, welche sich in die Successionsstreitigkeiten von Benevent gemischt hatten, schlug sie 848 bei Benevent u. stellte den Frieden her; er wurde von seinem Vater 850 zum Mitkaiser angenommen u. gekrönt u. folgte ihm 855 als Kaiser u. König von Italien; er starb 13. Aug. 875 u. wurde in Mailand begraben; über seine Regierung s. Italien (Gesch.) III. u. Deutschland (Gesch.) III. Er war seit 856 vermählt mit Ingelberga, Tochter Ludwigs d. Deutschen, von welcher er eine Tochter (Irmengard) hatte, die mit König Boso von Arelat vermählt[574] wurde. Im Reiche folgte ihm Karl d. Kahle. 3) L. III., das Kind, Sohn des deutschen Königs Arnulf u. der Oda, geb. 893; folgte 900 seinem Vater als König der Deutschen, unter der Vormundschaft des Erzbischofs Hatto von Mainz, Otto's des Erlauchten von Sachsen u. Luitpolds von Österreich, wurde dem Bischof Adalbero von Augsburg zur Erziehung anvertraut u. stets an den Ort gebracht, wo es im Reiche etwas zu thun gab. 908 nahm L. den Kaisertitel an, unter ihm war die Babenberger Fehde, drangen die Magyaren in Deutschland ein u. kam Lothringen wieder an Deutschland. Er st. 911 unvermählt, der letzte Sproß der Karolinger in Deutschland, s. Deutschland (Gesch.) III.; Konrad I. wurde nach ihm König. 4) L. IV., der Baier, Sohn des Herzogs Ludwig des Strengen von Oberbaiern u. der Mathilde von Habsburg, geb. 1286; folgte 1294 seinem Vater unter Vormundschaft seiner Mutter in Oberbaiern, wurde mit seinen Verwandten, Söhnen des Herzogs Albrecht von Österreich, in Wien erzogen, 1300 Mitregent seines ältern Bruders Rudolf u. erhielt 1310 in der Theilung den Landstrich an dem linken Ufer der Isar, s. Baiern (Gesch.) VI. B). Nach dem Tode Heinrichs VII., 1314, wurde er von 5 Kurfürsten zum Kaiser gewählt, wogegen die Stimme der übrigen auf Friedrich von Österreich fielen. Alsbald brach ein innerer Krieg in Deutschland aus, u. obgleich Friedrich 1322 bei Mühldorf geschlagen u. gefangen u. L. allein Kaiser wurde, so setzte doch Friedrichs Bruder, Leopold, vom Papst unterstützt, den Krieg fort. Da er nun den Visconti in Italien gegen den Papst half, wurde er 1324 von diesem in den Bann gethan. Um den Frieden in Deutschland herzustellen, entließ er seinen Nebenbuhler Friedrich aus der Hast unter der Bedingung, daß sein Bruder die von ihm besetzten Städte u. Reichsgüter in Schwaben räumte. Da dies Leopold nicht that, kehrte Friedrich in die Gefangenschaft zurück, u. L., gerührt von dieser Treue, machte mit ihm ewige Freundschaft u. wollte ihn zum Mitregenten annehmen, aber die Kurfürsten waren dagegen, doch gab er ihm die Reichsverwesung, während er 1327 nach Italien zog, wo er sich zum König von Italien u. in Rom zum Kaiser krönen ließ u. gegen Florenz u. Neapel Krieg führte. 1330 nach Deutschland zurückgekehrt, söhnte er sich nach Friedrichs Tode mit Österreich aus u. daihm eine vielfach versuchte Aussöhnung mit dem Papst nicht gelang, so sprachen ihn die deutschen Fürsten auf dem Kurverein von Rense 1338 vom Bann los u. erklärte ihn für ihren rechtmäßigen König. Da er sich aber durch die Vergrößerung seiner Hausmacht wieder viel Gegnerschaft in Deutschland zuzog u. der Papst ihn 1346 abermals in den Bann that, so wurde 1346 an seiner Stelle Karl IV. zum Kaiser gewählt; L. st. 11. Oct. 1347 auf der Bärenhatz bei Fürstenfeld, nicht weit von München, u. wurde in München begraben; s. Deutschland (Gesch.) X. Er war vermählt mit Beatrix, Tochter des Herzogs Heinrich von Glogau (st. 1322); dann mit Margarethe, Tochter des Grafen Wilhelm von Holland (st. 1356); Kinder aus erster Ehe waren Ludwig, Markgraf von Brandenburg, Heinrich u. 2 Töchter; aus zweiter Ehe: Wilhelm, Ludwig der Römer, Albert u. 3 Töchter. Kurfürst Maximilian I. ließ ihm 1622 ein Denkmal in München u. Maximilian Joseph auf der Stelle, wo er starb, eine Statue errichten. Vgl. Mannert, Kaiser L. IV., Landsh. 1812; Schlett, Biographie des Kaisers L. des Baiern, Amb. 1822.

B) Könige: a) Von Aquitanien: 5) L., so v.w. Ludwig 1). 6) L., so v.w. Ludwig 16). b) Von Arelat: 7) L. III., der Blinde, od. Bosonides, Enkel des Kaisers L. II. u. Sohn des Königs Boso von Arelat u. der Irmengard, geb. um 880; wurde nach dem Tode seines Vaters an den Hof seines Großoheims, Karls des Kahlen, gebracht, 888 zum König von Arelat ernannt u. 901 in Rom von Benedict IV. auch zum Kaiser gekrönt, aber von Berengar in Verona gefangen u. geblendet; er erhielt jedoch die Erlaubniß nach der Provence zurückzukehren, wo er 928 st., s. Burgund (Gesch.) I. C). Er war vermählt mit Hedwig, Tochter des Königs Eduard des Altern von England, sein Sohn war Karl Constantin. c) Von Baiern: 8) L. Karl August, ältester Sohn des Königs Maximilian von Baiern u. der Wilhelmine Auguste von Hessen-Darmstadt; geb. 25. Aug. 1786; studirte in Göttingen u. machte die große Tour durch Europa, befehligte 1806 die Baiern in Südpreußen u. schlug den Angriff der Russen auf den Brückenkopf von Sierock ab, führte 1809 eine Division u. wurde nur durch Gesundheitsrücksichten abgehalten, an den Feldzügen von 1812, 1813 u. 14 Theil zu nehmen. Mit großem Eifer lag er in den Jahren des Friedens den Künsten u. Wissenschaften ob, bes. zogen ihn Bildhauerkunst, Malerei u. Baukunst an. Nach dem Tode seines Vaters am 18. Oct. 1825 übernahm er die Regierung (über diese s. Baiern [Gesch.] X. B); verzichtete aber am 21. März 1848 zu Gunsten des Kronprinzen Maximilian auf die Krone. Auf Bauten u. Kunstunternehmungen verwendete er während seiner 23jährigen Regierung bei 11 Million Gulden aus seiner Cabinetskasse; als Dichter machte er sich durch Herausgabe seiner Gedichte, 3. Aufl., Münch. 1839, u. Walhalla, ebd. 1843, bebekannt. Er war seit 1810 mit Prinzessin Therese von Sachsen-Altenburg (geb. 1792, gest. 1854) vermählt, von welcher er 4 Prinzen u. 4 Prinzessinnen hat, s.u. Baiern (General). Ihm wurde 1843 in Aschaffenburg ein Denkmal u. 1860 in München von der dasigen Stadtgemeinde seine Reiterstatue gesetzt. d) Von Böhmen: 9) s. Ludwig 46). e) Von Burgund: 10) so v.w. Ludwig 7). f) Von Cypern: 11) L., Graf von Genf, zweiter Sohn Ludwigs von Savoyen, vermählte sich 1458 mit Charlotte von Cypern u. machte daher 1459 auf den Thron u. den Titel König von Cypern Anspruch, aber, obgleich dort anerkannt u. gekrönt, wurde er durch Jakob aller Aussichten, dieses Reich zu behaupten, beraubt (s. Cypern, Gesch.), ging nach Richaille u. starb dort 1482 kinderlos. Nach ihm führte Savoyen den Titel König von Cypern u. Germanien.

g) Von Deutschland: 12) L. der Deutsche, dritter Sohn Ludwigs des Frommen u. der Irmengard, geb. um 805; erhielt in der Theilung von 817 Baiern, da er aber in den erneuten Theilungen 822 u. 838 (vgl. Ludwig 1) u. Deutschland [Gesch.] II.) verkürzt wurde, so verband er sich mit seinem Bruder Lothar u. Pipin zur Bekriegung des Vaters; nach dessen Tode, 840, vereinigte er sich mit seinem jüngsten Bruder Karl gegen Lothar, schlug diesen 841 bei Fontenay u. erhielt 843 in der Theilung zu Verdun Deutschland bis an den Rhein, dazu jenseits des Rheins noch Mainz, Speier u. Worms. Er wurde[575] Gründer des selbständigen Deutschen Reichs u. ward auch 858 von einer mit Karl dem Kahlen unzufriedenen Partei in Frankreich eingeladen, dieses Reich mit Deutschland zu verbinden, aber er mußte dies Land wieder räumen; nach Lothars Tode erbte er einen Theil von Lothringen u. st. 28. Aug. 876 in Frankfurt. Er hinterließ von seiner Gemahlin Emma 3 Söhne, Karlmann, Ludwig u. Karl, welche sich in sein Reich theilten, u. 2 Töchter; s. Deutschland (Gesch.) III. 13) L. der Jüngere, zweiter Sohn des Vor.; schlug als Prinz die Obotriten, Linonen, Sachsen, Thüringer u. Sorben, empörte sich 862 gegen seinen Vater, unterlag aber; bei der Theilung mit seinen Brüdern, 878, erhielt er Ostfranken, Thüringen, Sachsen u. Friesland, nach dem Tode Ludwigs des Stammlers, Königs von Frankreich, die westliche Hälfte von Lothringen; Kriege mit den Normannen beschäftigten ihn sehr, er schlug dieselben an der Schelde 880, doch besiegten sie an einem andern Punkte die Sachsen, u. dadurch fühlten sich die Daleminzen, Sorben, Böhmen zu einem Einfall in Thüringen bewogen, jedoch zwang L. 881 die Normannen zum Rückzug. 880 nach dem Tode seines Bruders Karlmann, bekam er Baiern u. st. 882. Er war vermählt mit Liutgarde, Tochter des Herzogs Ludolf von Sachsen; sein Sohn starb kurz vor ihm in Regensburg. h) Von Etrurien: 14) L., Sohn des Herzogs Ferdinand I. von Parma u. der Marie Amalie von Österreich, geb. 5. Juli 1773, Erbprinz von Parma, erhielt zufolge des Vertrags von Madrid am 21. März 1801 für das an Frankreich abgetretene Parma das Großherzogthum Toscana u. den Stato degli Presidi unter den Titel des Königreichs Etrurien u. st. 27. Mai 1803; s.u. Toscana (Gesch.). Er war vermählt seu 1795 mit Marie Luise, Tochter des Königs Karl IV. von Spanien; sein Sohn u. Nachfolger war Karl (s.d. 89), nachmaliger Herzog von Lucca.

i)Von Frankreich: 15) L. I., so v.w. Ludwig 1). 16) L. II., le Begue, der Stammler, Sohn Karls des Kahlen u. der Irmentrud, geb. 846; wurde 867 König von Aquitanien u. 877 Nachfolger seines Vaters in Lothringen u. Frankreich, s.d. (Gesch.) III.; er st. 879 in Compiegne. Er war vermählt erst seit 862 mit Ansgarde von Burgund, welche Mutter Ludwigs III. u. Karlmanus wurde, nach deren Verstoßung, mit Adelheit (Judith), welche nach seinem Tode Karl den Einfältigen gebar. 17) L. III., Sohn des Vor., folgte 879 mit seinem Bruder Karlmann seinen Vater, erhielt 880 Neustrien u. Austrasien u. st. 882 ohne Kinder zu hinterlassen, daher fiel sein Land an seinen Bruder Karlmann. Auf ihn bezieht sich das Ludwigslied, s.d. 18) L. IV. übers Meer, lat. Transmarinus, franz. d'Outremer, genannt (weil seine Mutter, Ogiva, ihn in England erziehen ließ), Enkel Ludwigs II. u. Sohn Karls des Einfältigen, geb. 901, regierte 936–54, wo er an den Folgen eines Sturzes vom Pferde starb; über seine Regierung u. Schicksale s. Frankreich (Gesch.) III. Erwar vermählt seit 936 mit Gerberge, verwittweten Herzogin von Lothringen, von der er Lothar II. u. Karl, hinterließ. 19) L. V., le Fainéant, der Faule, Enkel des Vor., Sohn Lothars II. u. der Emma., geb. 966; wurde 978 seines Vaters Mitregent u. nach dessen Tode 986 Nachfolger, starb aber schonm 987, von seiner Gemahlin Blancavergiftet (s. ebd.). Mit ihm endigte die zweite Dynastie der Könige von Frankreich, die der Karolinger. 20) L. VI., le Gros, der Dicke, od. le Batailleur, der Kämpfer, auch Thibaut, Sohn Philipps I. u. der Bertha, geb. 1077 (1078); wurde 1100 Mitregent seines Vaters u. 1108 dessen Nachfolger. Über seine kräftige Regierung, unter welcher bes. viele Kämpfe mit den Großen des Reichs u. am England zu bestehen waren, s.u. Frankreich (Gesch.) IV.; er st. 1. Aug. 1137. Er war vermählt mit Adelheid von Savoyen u. hatte 6 Söhne: Ludwig, welcher ihm folgte; Heinrich, welcher in den geistlichen Stand trat; Robert, Ahn der königlichen Linie von Dreux; Peter von Courtenai, Philipp u. Hugo, u. eine Tochter Constance, welche den Prinzen Stephan von England heirathete. 21) L. VII., le Jeune, der Jüngere, ältester Sohn des Vor., geb. 1120; wurde im Kloster Notre-Dame in Paris erzogen u. folgte seinem Vater 1137; er unternahm einen Kreuzzug u. hatte fast während seiner ganzen Regierung Kriege mit England; er st. 18. Sept. 1180, s.u. Frankreich (Gesch.) IV. Vermählt war er mit Eleonore von Aquitanien u. erbte mit ihr das Herzogthum Aquitanien, ließ sich aber, wegen ihres anstößigen Lebenswandels 1152 von ihr scheiden; dann in zweiter Ehe 1154 mit Constanze von Castilien (st. 1160) u. 1160 mit Alice von Champagne (st. 1206), von Letzter war er Vater seines Nachfolgers Philipp August, aus den früheren Ehen hatte er nur Töchter. 22) L. VIII. le Lion, der Löwe, Enkel des Vorigen, Sohn Philipp Augusts u. der Elisabeth von Hennegau, geb. 1187; folgte seinem Vater 1223 u. regierte bis 1226, s. ebd. Er war vermählt mit Blanca von Castilien, von welcher er außer dem Folgenden noch vier Söhne, Robert, Johann, Alfons u. Karl, hatte. 23) St. L. IX. (L. der Heilige), Sohn des Vor., geb. 25. April 1215 zu Poissy; folgte seinem Vater 1226 unter Vormundschaft seiner Mutter, welche mit großer Umsicht u. Festigkeit regierte, aber auch in Südfrankreich die Inquisition zu furchtbarer Macht gelangen liest. 1236 übernahm L., kirchlich erzogen, aber ein verständiger u. umsichtiger Fürst, die Regierung selbst. Er war sehr fromm, wohlthätig u. besaß eine Heilkraft gegen Drüsenkrankheiten. Daneben nahm er sich der Regierung mit Ernst an u. bändigte die die königliche Gewalt mißachtenden Großen; 1248 unternahm er einen Kreuzzug, auf welchem er 1250 in Ägypten in die Gefangenschaft der Sarazenen fiel; wieder befreit, kehrte er 1254, ohne etwas ausgerichtet zu haben, nach Frankreich zurück, machte Frieden mit England, verbesserte die Gerichtspflege in seinem Lande, wobei er den Zweikampf als Beweismittel aufhob (seine Gesetzewurden als Etablissemens de St. Louis zusammengestellt), stellte Mißbräuche in der Verwaltung der Domänen u. dem Münzwesen ab, trat, trotz seiner Frömmigkeit u. Kirchlichkeit, den versuchten Anmaßungen des Clerus u. Papstes kräftig entgegen u. soll rücksichtlich des Verlangens des Papstes, nicht nur die erledigten geistlichen Stellen, sondern auch die unerledigten vergeben zu dürfen, die sogenannte Pragmatische Sanction 1269 gegeben baben (die Urkunde darüber ist aberein viel späteres Machwerk), welche die Grundlage der Freiheiten der Gallicanischen Kirche wurde. 1270 unternahm er einen zweiten Kreuzzug, starb aber in Tunis 25. August d. I., s.u. Frankreich (Gesch.) IV. u. Kreuzzüge. Er wurde 1297 vom Papst Bonifazius VIII. canonisirt, sein Tag ist der 25. August. Er war seit 1234 vermählt mit Margarethe[576] von Provence, die ihm zehn Kinder gebar: Ludwig (st. vor ihm 1260), Philipp III. sein Nachfolger, Johann Tristan (Graf von Nevers), Peter Graf von Alençon, Robert Graf von Clermont (Stammvater des Hauses Bourbon); Isabella, Gemahlin des Königs Thibaut von Navarra, Blanca (st. früh), noch eine Blanca, Gemahlin des Prinzen Ferdinand von Castilien, Margarethe, Gemahlin des Herzogs Johann I. von Brabant, Agnes, Gemahlin des Herzogs Robert II. von Burgund. Ihm wurde 1841 bei Tunis ein Denkmal errichtet. Lebensbeschreibung von Jean de Joinville, Par. 1668 u. ö.; von Felleau de la Chaise, Par. 1688, 2 Bde., Heß, Frankf. 1788, 2 Thle.; Villeneuve-Trans, Par. 1839, 3 Bde.; Le Nain de Tillemont, Par. 1846–51, 6 Bde.; Scholten, Münster 1850–1853, 2 Bde.; Beugnot, Sur les institutions de St.-Louis, Par. 1821; K. Rösen, Die Pragmatische Sanction, welche unter dem Namen L-s IX. auf uns gekommen ist, Münch. 1853. 24) L. X. le Hutin, der Zänker, Urenkel des Vorigen, Sohn Philipps des Schönen u. der Johanna von Navarra, geb. 1289; folgte 1304 seiner Mutter als König von Navarra u. Graf von Champagne u. 1314 seinem Vater als König von Frankreich, führte eine ruhmlose Regierung u. starb im Juni 1316; s. Frankreich (Gesch.) IV. Er war seit 1303 vermählt mit Margarethe von Burgund (welche wegen Ehebruchs 1314 eingekerkert u. erdrosselt wurde), u. seit 1315 mit Clementine von Ungarn. Er hinterließ von seiner ersten Gemahlin eine Tochter, Johanna, welche Navarra erbte; der nachgeborne Sohn seiner zweiten Gemahlin, Johann I., geb. 15. Novbr. 1316 lebte nur vier Tage, daher folgte auf L. X. sein Bruder Philipp V. 25) L. XI., aus dem Hause Valois, Sohn Karls VII. u. der Marie von Anjou, geb. 1423 zu Bourges; kühn, unternehmend u. hinterlistig, war er ganz das Gegenbild von seinem Vater u. trat bald als erklärter Feind von dessen Ministern u. von der Geliebten desselben, Agnes Sorel, auf. 1440 entwich er vom Hofe u. stellte sich in Nirot an die Spitze der Empörung (la Praguerie). Karl rückte gegen die Empörer, schlug sie u. ließ einige hinrichten, verzieh aber seinem Sohn, ja vertraute ihm sogar 1442 u. 1443 Commando's gegen die Engländer u. Schweizer an, wo er sich so tapfer u. klug benahm, daß er seines Vaters Liebe wieder gewann. Bald ließ er sich jedoch wieder in neue Verschwörungen ein u. floh, als diese mißlangen, nach der Dauphiné, seinem unabhängigen Besitzthum. Karl ließ nun Truppen gegen L. marschiren u. zwang ihn nach Burgund zu fliehn. Durch den Tod seines Vaters wurde er 1461 König; seine Absicht war, die großen Vasallen zu demüthigen, deshalb erhob er Leute niedrigen Standes auf einflußreiche Posten u. begünstigte die Städte; aber der hohe Adel stiftete gegen ihn die Ligue du bien public (s.d.), u. 1645 brach die Verschwörung aus; doch wußte der schlaue L. die Liguisten zu trennen u. einzeln zu besiegen. Ein schwerer Steuerdruck lastete unter ihm auf dem Lande u. das Rechtswesen verfiel; seit seiner Regierung begann Frankreich auch Einfluß auf die Politik nach außen zu üben; s. Frankreich (Gesch.) V. Er erhielt zuerst vom Papst Paul II. den Titel Rex christianissimus u. gilt für den Verfasser der Schriften: Les cent Nouvelles nouvelles u. Rosier des guerres. Vermählt war er seit 1436 mit Margarethe von Schottland (st. 1444) u. seit 1451 mit Charlotte von Savoyen, von welcher er drei Söhne (darunter seinen Nachfolger Karl VIII.) u. drei Töchter hatte. Vgl. Comines Mémoires, herausgeg. von Lengler-Dufresnoy, Lond. 1747, 4 Bde.; Duclos, Histoire de Louis XI., Par. 1745. 26) L. XII. le Père du peuple, der Vater des Volks, aus dem Hause Orleans, geb. 27. Juni 1462 in Blois, Sohn Karls von Orleans u. der Marie von Kleve; er wurde nach Ludwigs XI. Tode der älteste Prinz von Geblüt u. machte daher auf die Vormundschaft Karls VIII. Anspruch, welche dessen Schwester Anna, Herzogin von Beaujeu, führte; über den Ausgang dieser Streitigkeiten s. Frankreich (Gesch.) V.; 1408 bestieg er den Thron, minderte die Steuern, umgab sich mit verständigen Räthen u. that viel für die Verbesserung des Rechtswesens. Sein Hauptaugenmerk war auf die Vergrößerung seiner Macht in Italien gerichtet, er eroberte 1499–1501 das Herzogthum Mailand, Neapel u. Sicilien; doch kam er darüber in Krieg mit Spanien; 1508 schloß er sich der Ligue von Cambrai an, als er sich aber 1510 gegen den Papst wandte, that ihn derselbe in den Bann; gegen ihn bildete sich die Heilige Ligue (s.d.), er verlor Mailand wieder, u. seine Beschäftigung in Italien benutzten die Engländer zur Erneuerung des Kriegs mit Frankreich; er st. 1. Jan.1515, s. Frankreich (Gesch.) VI. Vermählt war er mit Johanna, Tochter L-s XI., von welcher er sich scheiden ließ; dann mit Anna von Bretagne (st. 1514) u. zuletzt mit Marie von England (st. 1534); er hatte aus erster Ehe nur zwei Töchter, daher folgte ihm sein Schwiegersohn Franz I. Vgl. Histoire de Louis XII., Par. 1615; Baudier, Histoire de l'administration du Cardinal d'Amboise, Par. 1634; Röderer, L. XII. et François I., Par. 1825, 2 Bde. 27) L. XIII. der Gerechte, aus dem Hause Bourbon, Sohn Heinrichs IV. u. der Marie von Medici, geb. 1601 in Fontainebleau, folgte 1610 seinem Vater unter der Vormundschaft seiner Mutter, regierte seit 1614 selbständig u. führte die Herrschaft, geleitet erst von seiner Mutter u. dann von Richelieu, bis 1643, wo er starb, s. Frankreich (Gesch.) VII. A). Vermählt war er mit Anna von Österreich, von welcher er zwei Söhne, Ludwig XIV. u. Philipp, hinterließ; vgl. Bazin, Histoire de Louis XIII., Par. 1839. 28) L. XIV. le Grand, der Große, Sohn des Vor., geb. 5. Sept. 1638, folgte seinem Vater 1643 unter der Vormundschaft seiner Mutter Anna von Österreich. Mazarin war die specielle Sorge für seine Erziehung anvertraut, dieselbe wurde aber sehr vernachlässigt. 1651 wurde L. mit dem 14. Jahre mündig; doch herrschte die Königin Mutter u. durch sie Mazarin fort, da der junge König sich ganz den Vergnügungen überließ u. galante Abenteuer mit den Hoffräuleins seiner Mutter hatte, namentlich mit Maria Mancini, der Nichte Mazarins. Seine einzige selbständige Regierungsthat in dieser Zeit war, daß er, als das Parlament 1654 Befehle des Königs einzuregistriren sich weigerte, im Jagdcostüm, mit der Reitgerte in der Hand, in der Sitzung erschien, die Räthe durch Drohungen einschüchterte u. das Parlament für seine ganze Regierungsdauer zum Schweigen brachte Von 1661 an, wo Mazarin starb, regierte er selbständig. Durch Colbert ließ er die Finanzen ordnen, durch ihn eine Flotte u. durch Louvois ein tüchtiges Heer schaffen; seit 1667 begann er seine Eroberungskriege, zunächst gegen Spanien u. die Niederlande, dann gegen die Generalstaaten u. seit 1674 auch[577] gegen das Deutsche Reich, wo namentlich in der Pfalz der Kriegsschauplatz wurde; im Frieden zu Nimwegen, 1679, erhielt er eine Menge Plätze in Holland, die Franche Comté u. Elsaß, worauf er die berüchtigten Reunionskammern (s.d.) zur Ermittlung der zu den eroberten Ländern gehörenden Besitzungen errichten ließ; 1681 u. 1684 wurden die Raubstaaten Tripolis u. Algier bekriegt u. Genua in Grund geschossen, weil der Doge den Seeräubern Munition verkauft hatte. Inzwischen begann er, nach Colberts Tode (1683), die Verfolgungen der Hugenotten, aber nichts weniger despotisch benahm er sich gegen den Papst, nachdem er schon seit 1675 Einkünfte der Prälaten während der Vacanzen an sich gezogen hatte. 1688 begann er einen neuen Krieg mit dem Deutschen Reich u. mit den Generalstaaten, an dem sich auch Spanien, Savoyen u. England betheiligte (weshalb er den Prätendenten Jakob II. begünstigte); dieser Krieg endigte 1697 durch den Ryswijker Frieden. Mit 1701 fing der Spanische Erbfolgekrieg an, in welchem er, allein mit Savoyen verbündet, wieder gegen ganz Europa zu kämpfen hatte, aber Ende 1703 verlor er auch diesen Bundesgenossen u. führte nun allein den Krieg bis 1713 u. 1714, wo derselbe durch die Frieden zu Utrecht u. Rastadt geendigt wurde. Dazwischen war auch der Bürgerkrieg gegen die Protestanten (Sevennenkrieg) wieder aufgenommen worden. Der Successionskrieg zerrüttete Frankreichs innere Verhältnisse vollends gänzlich, u. L. XIV. starb, nachdem er 1714 noch die Unterdrückung der Jansenisten verfügt hatte, am 1. Sept. 1715. Siehe über dies Alles ausführlich Frankreich (Gesch.) VII. B) a). L. war vermählt mit Maria Theresia, Tochter des Königs Philipp IV. von Spanien; von seinen sechs ehelichen Kindern starben die fünf jüngsten früh; der älteste Sohn, der Dauphin Ludwig, starb auch vor ihm 1711, ebenso dessen ältester Sohn, der Herzog von Burgund, 1712 u. kurz darauf auch dessen älterer Sohn, Herzog von Bretagne, daher folgte auf L. XIV. der jüngere Urenkel, L. XV. Seine einflußreichsten Maitressen waren die Lavallière, Montespan, Fontanges u. Maintenon (s.d. a.). Seine Söhne von der Montespan, der Herzog von Maine u. der Graf von Toulouse, wurden legitimirt u. 1714 durch den Einfluß der Maintenon sogar den Prinzen von Geblüt gleichgesetzt. L. war ohne Moralität, treulos gegen Freund u. Feind u. vorzüglich gegen das andere Geschlecht ohne Grundsätze, ein Despot, der ohne Parlament u. Ministerrath, nur durch seine den Ministern gegebene Befehle regierte; an die Stelle der Gesetze u. des Rechts stellte er die Lettres de cachet (s.d.). Der Charakter des Königs wurde der Charakter seiner ganzen Zeit, u. nicht blos in Frankreich, sondern im ganzen europäischen Staatenleben machte sich das Siècle du Louis le Grand (Zeitalter L-s XIV.) geltend. Es ist die Zeit der mittelmäßigen Talente durch starre Beharrlichkeit unterstützt. Wie den König seine Maitressen beherrschten, so beherrschte er die französische Nation u. die übrigen folgten nach; daher war in dem Zeitalter L. XIV., je nach dem regierenden Günstling u. der herrschenden Maitresse, jede Periode verschieden nüancirt. Bes. aber gab Mazarin den ersten Anstoß, u. die treu- u. gewissenlose Politik des ganzen Zeitraums entsprang aus den Lehren, die dieser Cardinal dem König einflößte. Das monarchische Selbstbewußtsein erscheint in L. XIV. auf die höchste Spitze getrieben, u. der Ausspruch: L'état c' est moi (der Staat bin ich), zeigte den Völkern, daß sie nur um des Königs Willen dawären. Diese hohe Meinung seiner königlichen Würde führte L. XIV. zunächst dahin, seine Person mit dem höchsten Glanz zu umgeben, darum das Begünstigen von Kunst u. Wissenschaft, doch nur in so weit, als sie dem Thron Glanz bereiten u. der Person des Herrschers u. seinen Günstlingen Schmeichler bilden konnten, denn der Volksunterricht u. die strengen Wissenschaften wurden ganz vernachlässigt. Aber darum eben, weil sich in diesem Zeitraum alles auf das Äußerebezog, wurde wirklich das Zeitalter L-s XIV. Frankreichs große Zeit, äußerlicher Anstand, schimmerndes Ceremoniel, geschmacklose Pracht, doch nicht ohne imponirende Würde, bezeichnen es in allen seinen Perioden. In dieser Weise war die Kleidung (Allongeperrücken, kurze Beinkleider, Schuhe u. Strümpfe, ein langer Rock, den man schon einzuschlagen begann u. so den Anfang zu dem Frack machte, bei den Damen weite rauschende Stoffkleider, Stöckchenschuhe, hohe Frisuren, Puder), in dieser Weise die Gebäude, die Gärten (mit steifeu Taxushecken, mythologischen Figuren), in deren Anlage Lenôtre einen großen Ruf hatte, so die Malerei, vorzüglich aber die Musik, die Dichtkunst (Corneille, Racine, Molière, Boileau, Lafontaine, Quinault, die Scudery), die Redekunst (Massillon, Bourdaloue, Flechier, Bossuet), es gab selbst eine Hofphilosophie. L-s prachtvoller u. üppiger Hof gab dem ganzen Lande eine andere Gestalt, die einst mächtige Seigneurie, welche Richelieu u. noch Mazarin verfolgt u. unterthänig gemacht hatte, zog er an seinen Hof, ließ sie hier sich durch Aufwand ruiniren u. lehrte sie nach seinem Beispiel sich durch Sittenlosigkeit entnerven, indem er aber den eigentlichen Adel vernichtete u. sich seiner blos als Mittel bediente, um den Thron glänzender zu machen, zog er zu gleicher Zeit doch strengere Schranken zwischen die Stände u. nöthigte so den französischen Adel, sich ganz seiner Gnade zu ergeben. In allen Dingen völlig egoistisch, verschwendete L. XIV. die Schätze der Krone u. des Landes u. bereitete so die Revolution vor. Seine zahlreichen Maitressen kosteten dem Lande enorme Summen. Die Geschichte des Zeitalters L. XIV. bildet nach dem Einfluß seiner Maitressen folgende Perioden: unter der Lavallière stand L. XIV. in der Blüthe seiner Geistes- u. Körperkraft, die ganze Nation u. die Zeit war, wie er, jung u. ritterlich, zärtlich u. fromm wie die Maitresse; unter der klugen, witzigen u. geistreichen Montespan war die Nation witzig u. liederlich wie die Maitresse; die mit ihr erzeugten Bastarde wurden legitimirt, u. die legitimirten Bastarde wurden Mode in ganz Europa. Unter der Herzogin von Fontanges wurde der König ein alter Lüstling, u. seine ganze Zeit lüstelte mit ihm, das Soubrettenwesen der Maitresse wurde seiner Ton durch ganz Europa; mit der bigotten u. devoten Maintenon endlich, die sogar eine heimliche Trauung mit dem König erreichte, wurde auch der König u. seine Zeit fromm, allgemein heirathete man seine Maitressen, begann zu fasten u. zu beten, wurde melancholisch düster u. langweilig u. trieb dieses bis zum Tode des Königs so ins Extrem, daß beim Beginn der Regentschaft für L. XV. die gewaltigste Reaction unvermeidlich war[578] Vgl. Millot, Nachrichten von den merkwürdigen Begebenheiten unter L. XIV. u. L. XV., aus dem Französischen von F. Huber, Berl. 1792 f., 3 Thle.; de Mailly, Geschichte der Staatswendungen Frankreichs zur Zeit der Minderjährigkeit L-s XIV., Lpz. 1777; Denkwürdigkeiten des Cardinal von Retz, verflochten mit den wichtigsten Begebenheiten der ersten Jahre L-s XIV., Jena 1798, 3 Thle.; Voltaire, Siècle de L. XIV., deutsch Dresd. 1778, 2 Bde.; Des Herzogs von St. Simon interessante Züge aus dem Privatleben L-s XIV., Lpz. 1789, 2 Thle.; I. de la Vallée, Philosophisches Gemälde der Regierung L-s XIV., aus dem Franz. von A. v. Kotzebue, Strasb. 1791; Der Hof L-s XIV., Gött. 1796; Oeuvres de Louis XIV., Par. 1806, 6 Bde.; I. L. A. Bauer, L. XIV., Lpz. 1808; Lemontey, Essai sur l'établissement monarchique de Louis XIV., Par. 1818 (deutsch Lpz. 1830); St. Simon, Mémoires sur le siècle de Louis XIV., Par. 1829, 16 Bde. 29) L. XV., dritter Sohn des Dauphin Ludwig, Herzogs von Burgund, geb. den 15. Febr. 1710, hieß Anfangs Herzog von Anjou, wurde nach seines Vaters Tode, den 10. März 1710, Dauphin u. folgte dem Vorigen, seinem Urgroßvater, 1715 in der Regierung unter der Vormundschaft seines Oheims, des Herzogs von Orleans. Der junge König, sehr schwächlich von Natur, wurde von Villeroi u. dem Cardinal Fleury sehr fromm erzogen. Nach dem Tode des Herzogs von Orleans, 1723, wurde der Herzog von Bourbon an die Spitze der Regierung gestellt, welche aber seit 1726 Fleury selbst führte; er war ein guter Finanzmann u. trachtete nach Erhaltung des Friedens mit dem Auslande, dennoch führte L., mit Spanien u. Savoyen verbunden, 1733–38 gegen Österreich im Interesse seines Schwiegervaters Stanislaus einen Krieg, welcher durch den Frieden zu Wien endigte, wodurch Frankreich die Anwartschaft auf Lothringen erhielt. Vertragsbrüchig betheiligte sich dann L. 1741 an dem Österreichischen Erbfolgekriege, den er bis 1748 mit persönlicher Betheiligung führte, ohne im Frieden zu Aachen einen Vortheil zu erlangen. Die Finanzen des Landes waren durch den Krieg zerrüttet, der Schatz wurde durch die Acquits de comptant s. d.) der Pompadour ruinirt. Seit 1756 begann L. den Krieg mit England u. seit 1757 betheiligte er sich auf Seiten Österreichs an dem Siebenjährigen Kriege, welche Kriege Frankreich eine unberechenbare Menge an Menschen u. Geld kosteten u. die empfindlichsten Verluste in Amerika u. den beiden Indien brachten.1757 machte Damiens ein mißlungenes Attentat auf den König. Darauf begann eine Intrigue des Iesuitenordens gegen die Pompadour u. den Minister Choiseul, welche die Aufhebung dieses Ordens 1764 in Frankreich zur Folge hatte. Als daneben das Parlament zu Paris 1763 sich weigerte, die Steueredicte einzuregistriren u. dazu durch eine Lit de justice (s.d.) gezwungen wurde, so verbanden sich alle Parlamente des Landes dagegen u. wollten sich als ein gemeinsamer politischer Körper betrachtet wissen. Aber von dem König als Rebellion betrachtet, wurde dieses Unternehmen 1766 durch ein neues Lit de justice vereitelt u. die Parlamente zu bloßen Gerichtshöfen degradirt. 1770 kam es zum neuen Bruch der Parlamente mit dem Hofe, wobei diese auf Choiseul gerechnet hatten; dieser aber wurde von der Dubarri gestürzt, u. die Mitglieder des neuen Ministeriums, mit dem Herzog von Aiguillon an der Spitze, waren erbitterte Feinde der Parlamente, u. diesewurden aufgelöst, worauf der Hof willkürlich ein Interimsparlament einsetzte, wodurch der tiefste Unwille gegen den König durch das ganze Land wachgerufen wurde. Vor dem Ausbruch desselben starb er den 10. Mai 1774 an den Pocken, womit er von einem gemeinen Mädchen angesteckt worden war. Da sein einziger Sohn, der Dauphin, vor ihm gestorben war, so folgte ihm sein Enkel L. XVI. Das Ausführliche über die Regierungsthaten L-s XV. s.u. Frankreich VIII. B) b) L. war mit der Infantin Marie Anna von Spanien verlobt, doch wurde diese, nachdem sie vier Jahre am französischen Hofe gelebt hatte, zurückgeschickt, u. L. wurde 1725 mit Maria Leszcynska, Tochter des Königs Stanislaus von Polen, vermählt. Die Ehe war Anfangs glücklich, u. die junge Königin erfreute ihren Gatten mit einem Thronfolger, dem Dauphin Ludwig. Indeß bald begann das Maitressenwesen, durch Fleury begünstigt, in ausgedehnter Weise u. der Einfluß derselben auf König u. Regierung; nach einander waren diese: seit 1729 die Gräfin Mailly, die Herzogin von Chateauroux, bes. die Marquise von Pompadour (s.d. a.). Diese erlangte die unmschränktestc Macht über den König; nach Belieben setzte sie Minister u. Feldherren ein u. ab (vgl. Bernis, Soubise u. Choiseul 4), verfügte über die Staatskassen u. regierte den ganzen Staat. Unsägliches Unglück brachte sie über Frankreich, bes. dadurch, daß sie 1756 die Allianz mit Österreich begünstigte u. im Siebenjährigen Kriege die Kraft u. die Ehre Frankreichs durch Kämpfe unter ungeschickten Generalen in Deutschland vergeudete. Ihre vorzüglichste Macht über den König gewann sie dadurch, daß sie ihn zu beschäftigen verstand. Zahlreiche, neu aufgeführte Bauten, die Errichtung der Porcellanmanufactur zu Vincennes (jetzt zu Sevre), die Einrichtung der Kunstausstellungen im Louvre mußten hierzu dienen, u. dies Alles begünstigte auch nebenher Künste u. Wissenschaften; am meisten aber steigerte sie ihre Gewalt über den König dadurch, daß sie dessen Treulosigkeit begünstigte. Bes. mußte der 1753 eingerichtete Parc au cerfs (Hirschpark) bei Versailles hierzu dienen; schöne Mädchen aus der Provinz wurden unter dem Vorwande, eine gute Erziehung zu finden, dahin gelockt u. vom König verführt. Dieses große Harem soll Frankreich über 100 Mill. Franken gekostet haben. Nach dem Tode der Pompadour nahm eine gewesene öffentliche Buhldirne, Maria Vaubernier, nachmalige Gräfin Dubarri (s.d.) ihre Stelle ein. Das Eigenthümliche des Zeitalters L-s XV. besteht in der geistigen Entwickelung der französischen Nation u. dem Glanz u. der Kühnheit wissenschaftlicher Ansichten, welche in das Volk drangen. Der Verstand trennte sich von der Sittlichkeit, die Leidenschaft von der Gerechtig keit u. die Aufklärung von der Form des Staates u. der Kirche; Genußgier u. selbstsüchtige Gewinnsucht, durch die Law' schen Operationen während der Regentschaft hervorgerufen, untergruben alle Fundamente der bestehenden Ordnung. Der Leichtsinn u. die Eitelkeit der Nation begünstigte eine kaum glaubliche Sittenverderbniß. Die Schwäche u. Verderblichkeit der Regierung zwang den Geist der Nation sich kräftiger u. selbständiger zu entfalten. Ausgezeichnete Männer in Kunst u. Wissenschaft erhoben sich überall; Baumeister wie Soufflot,[579] d'Argenson, Trudaine (bes. Straßenbau), Bildhauer wie Pigal, Maler wie Lemoine u. Vernet, Schriftsteller wie Voltaire, Rousseau, Diderot, d'Alembert, Duclos, Cordillac, Helvetius erhoben sich. Die Frauen nahmen sich der Bildung an, um geistreiche Damen, wie Fräulein de l'Espinassen. A., bildeten sich die sogen. Bureaux d'esprit. Dabei war Freigeisterei Mode, d'Argens u. Lamettrie griffen die Religion mit Frechheit an, ihre Ansichten fanden Eingang im Volk, die öffentliche Meinung nahm jenen Charakter der Beweglichkeit, des Leichtsinns u. der Kühnheit an, welcher endlich die Revolution hervorrief. Vgl. Voltaire, Siècle de Louis XIV. et XV.; Mémoires von Duclos, St. Simon, Richelieu; Laffrey, La vie privée de Louis XV., Par. 1781, 4 Bde. (deutsch Lpz. 1781–1784, 5 Bde.); Dessen Siècle de Louis XV., Par. 1796, 2 Bde.; Desodoarts, Histoire de Louis XV., Par. 1798, 3 Bde.; v. Eggers, Charakteristik der Regierung Ludwigs XV., Kopenh. 1799; J. L. A. Bauer, Ludwig XV., Lpz. 1804; Lemontey, Histoire de la régence et de la minorité de Louis XV., ebd. 1832, 2 Bde. 30) L. XVI., Enkel des Vorigen, zweiter Sohn des Dauphins L., von dessen zweiter Gemahlin, der Prinzessin Maria Josephe von Sachsen, geb. 23. Aug. 1754. Von Natur herzensgut aber beschränkt u. ohne Willen, erhielt er eine fromme Erziehung, aber keine Bildung; er hatte viel Neigung zu mechanischen Arbeiten u. zur Jagd; dabei war er von einfachen u. reinen Sitten.1760 starb sein Bruder, der Herzog von Burgund, u. 1765 sein Vater; 1774 kam er durch den Tod seines Großvaters, L-s XV., zur Regierung u. wurde 11. Juni 1775 in Rheims gekrönt; die Nachwehen der schlechten Finanzwirthschaft unter seinen Vorgängern machten sich bald bemerkbar, die Unzufriedenheit im Lande stieg, genährt bes. durch die Freiheitserfahrungen, welche die Franzosen bei der Theilnahme an dem Nordamerikanischen Freiheitskriege gegen England gemacht hatten. Calonne's leichtsinnige Finanzverwaltung brachte zuletzt die Sache zum Bruch mit dem Hofe. Die Notabeln wollten vor dem Rücktritt Colonne's keine Steuern bewilligen, u. als dies 1787 geschehen war, bestätigte das Parlament die von den Notabeln bewilligten Steuern nicht. Jetzt sprach man frei von den Verschwendungen des Hofes u. die Versammlung der Etats généraux wurde verlangt. Das Ministerium dagegen nöthigte das Parlament zur Einregistrirung der Steueredicte, u. als dasselbe sich weigerte, wurde es nach Troyes entfernt. Damals trat auch der Herzog von Orleans mit seinem Protest gegen die Einregistrirung öffentlich als Feind des Hofes auf, weshalb derselbe verbannt u. mehrere Parlamentsmitglieder verhaftet wurden. Der ausbrechende Unwille des Volkes darüber war der Anfang der Französischen Revolution (im Juli 1789). Der König, bald tief bekümmert, bald ganz theilnahmlos, wußte nicht, wie er sich der Revolution gegenüber benehmen sollte; bald stellte er sich auf die Seite des Volkes, bald auf die der Hofpartei; 1790 bestätigte er die ihm octroyirte Constitution. Aber damit war die Revolution nicht beendigt; noch glühte der Haß des Herzogs von Orleans gegen den König, noch standen die Interessen der Parteien einander entgegen: der König wollte sein Heil in der Flucht mit seiner Familie suchen, aber 20. Juni 1791 wurde er in Menehould von dem Postmeister Drouet erkannt u. nach Paris zurückgebracht. 1791 beschwor er eine neue Constitution. Inzwischen war der Französische Revolutionskrieg ausgebrochen; auf den Rath der Königin wendete sich L. an die feindlichen Mächte, daß sie ihn zur Herstellung des Throns u. der Ordnung beistehen sollten.10. Ang. 1792 wurde er suspendirt, am 11. Aug. gefangen gesetzt erst im Palast Luxembourg, dann im Temple, am 21. Septbr. entthront, am 11. Decbr. vor die Nationalversammlung zum Verhör geführt, 26. Dec. der Verschwörung gegen den Staat u. die Sicherheit der Nation schuldig erklärt, am 19. Jan.1793 zum Tode verurtheilt u. am 21. Jan. mit der Guillotine hingerichtet. Siehe das Alles ausführlich unter Frankreich (Gesch.) VII. C) u. D). Sein Körper wurde auf dem Kirchhofe Ste. Madeleine beigesetzt, nach der Restauration aber 1814 wieder ausgegraben u. nach St. Denis gebracht. Er war seit 1770 mit Maria Antoinette, Tochter der Kaiserin Maria Theresia, vermählt. Da diese Heirath gegen seinen Willen geschehen war, näherte er sich Anfangs mehrere Jahre seiner Gemahlin nicht, bis endlich ihre Liebenswürdigkeit sein Herz gewann. Sein Sohn war der Folgende. Vgl. E. L. Posselt, Der Proceß gegen L. XVI., Nürnb. 1802; Dessen, Geschichte des. peinlichen Processes gegen L. XVI., Lpz. 1793, 2 Thle.; De Seze, Vertheidigung L-s XVI., ebd. 1793; Girtanner, Schilderung des Charakters u. der Regierung L-s XVI., Berl. 1793; Drei wichtige Actenstücke des Processes L-s XVI., Hamb. 1793; Feunel, Entthronung L-s XVI., Berl. 1794; L. Girtanner, Schilderung des häuslichen Lebens etc. L-s XVI., ebd. 1793; De Moleville, Über das letzte Regierungsjahr L-s XVI., Braunschw. 1798; Soulavie, Mémoires historiques du regne de Louis XVI., Par. 1801; Moleville, Histoire de la révolution francaise pendant les dernières années du regne de Louis XVI., ebd. 1801, 10 Bde.; Herz. von Choiseul, Denkwürdigkeiten über die Reise L-s XVI. nach Varennes, Schmalk. 1824; Tagebuch L-s XVI. u. seiner Familie im Tempelthurm, Wien 1812; Die Gefangenschaft L-s XVI. u. seiner Familie, Berl. 1818; Barriere, La cour et la ville sous Louis XIV., XV. et XVI., Par. 1829. 31) L. XVII. (eigentlich Karl L.), zweiter Sohn des Vor. u. der Marie Antoinette, geb. 27. März 1785; wurde nach dem Tode seines älteren Bruders 1789 Dauphin, trug als Kind das Unglück seiner Eltern mit, begleitete dieselben in den Tempel, wo ihm sein Vater Unterricht gab, wurde nach dessen Hinrichtung von den Emigrirten im Febr. 1793 zum König ausgerufen u. von den fremden Mächten anerkannt, seiner Mutter auf Befehl des Convents entrissen u. dem Schuster Simon übergeben, der mit seiner Frau ihn durch Gemeinheiten u. Anleitung zu Ausschweifungen leiblich u. geistig zu Grunde richtete. Nach dem Sturze der Schreckensherrschaft blieb er in der früheren Lage, ohne Pflege u. Unterricht, nur die Tempelinspectoren sahen ihn; rhachitisch im hohen Grade st. er am 8. Juni 1795. Nach seinem Tode traten mehre falsche L. XVII. auf, welche behaupteten, daß sein Tod nur ein vorgegebener gewesen u. er selbst entkommen wäre, u. nun Anerkennung prätendirten. Sie beriefen sich meist auf die Herzogin von Angoulême, die Schwester L-s XVII., welche aber ihre Echtheit entschieden desavouirte. Der erste falsche L. war Jean Magria [580] Hervagault, geb. 1781, Sohn eines Schneiders in St. Lô, er fand viele Anhänger in der Normandie, Burgund u. Champagne, wurde 1802 in Vitry verhaftet u. als Betrüger zu 4 Jahren Gefängniß verurtheilt, aber dann von der hohen Polizei nicht losgelassen u. st. 1812 in Haft. Dann kam Mathurin Bruneau, geb. 1784 in Vezins, Holzschuhmacher, wurde 1818 vom Gerichtshof in Rouen zu 7 Jahren Gefängniß verurtheilt u. verscholl seit der Revolution 1830. Am wahrscheinlichsten machten ihr Vorgeben der Uhrmacher Naundorf (s.d.) zu Krossen in Schlesien u. François Heinrich Hebert, genannt Herzog v. Richemont (s.d.). Vgl. Eckard, Mémoires historiques sur Louis XVII., Par. 1817; Turgy, Mémoires historiques sur Louis XVII., ebd. 1818;.Journal de Clery jusqu'au mort Louis XVII. (der Herzogin von Angoulême zugeschrieben); L. XVII. lebt, Lpz. 1835. 32) L. XVIII., vierter Sohn des Dauphins L. u. der Marie Josephe von Sachsen u. Bruder L-s XVI., geb. 17. Nov. 1755; hieß Anfangs Graf von Provence; gut erzogen, gewann er bald ein geistiges Übergewicht über seine anderen Brüder, L. XVI. u. Karl X. Als L. XVI. den Thron bestieg, erhielt er den Titel Monsieur; als solcher führte er 1789 den Vorsitz des ersten Bureaus der Notablen u. zeigte sich hier als Gegner der verstockten Royalisten u. der hohen Geistlichkeit, wodurch er die Gunst des Volkes gewann. In der Revolution verlor er aber dieselbe u. sah sich genöthigt, sich öffentlich auf dem Stadthause gegen den Vorwurf, als habe er den König zur Flucht verleiten wollen, zu vertheidigen. Wiederum in übles Gerede gekommen wegen Theilnahme an den Geldverschleuderungen unter Calonne, hielt er es für gut, in der Nacht vom 20. zum 21. Juni 1791 Frankreich zu verlassen, u. gelangte über Soissons u. Laon glücklich nach Brüssel. Er rief die Hülfe der fremden Mächte an, schloß sich an die, der Nationalversammlung feindliche Emigration in Coblenz an u. protestirte gegen die Beschlüsse der Nationalversammlung u. gegen die Beschränkung des Königs. Deshalb ward er durch Decret der Nationalversammlung vom 16. Jan.1792 der etwaigen Regentschaft u. Thronfolge für verlustig erklärt. Beim Emigrantenheer wohnte er der Campagne von 1792 bei; beim Vordringen des republikanischen Heeres verließ er seine Residenz Neuville u. ging nach Ham in Westfalen. Nach der Hinrichtung seines Bruders erklärte er sich zum Regenten während der Minderjährigkeit L-s XVII. u. ging nach Verona, wo er als Graf von Lille lebte u. nach L-s XVII. Tode 1795 von den Emigranten zum König erklärt wurde. 1796 auf Napoleons Drohung aus Verona ausgewiesen, ging er zu Condés Heer u. später nach Dillingen in Baiern, wo ein Mordversuch gegen ihn gemacht wurde, indem bei Nacht gegen den am Fenster Stehenden von der Straße herauf ein Flintenschuß geschah, welcher ihm den Kopf streifte. Von Dillingen wendete er sich nach Blankenburg im Braunschweigischen u. 1798 folgte er der Einladung des Kaisers Paul nach Mietau, wohin auch seine Gemahlin kam. In Folge der Verhandlung der russischen Regierung mit der Consularregierung wurde er 1801 von da verwiesen u. erhielt in Warschau ein Asyl. Hier trug ihm Napoleon 1803 für den Fall, daß er u. seine Familie dem französischen Thron für immer entsagen wollten, souveräne Besitzungen in Italien an; allein er schlug dies aus u. protestirte am 5. Juni 1804 gegen die Thronbesteigung Napoleons u. alle von diesem ausgegangenen u. ausgehen werdenden Anordnungen etc. 1805 ging er wieder nach Mietau, verließ jedoch Rußland 1807 nach dem Tilsiter Frieden u. begab sich nach England, wo er zu Hartwell in Buckinghamshire bis 1814 blieb. Als dann die Verbündeten sich der französischen Grenze naheten, sendete er seinen Bruder, den Grafen Artois (später Karl X), nach Basel ins Hauptquartier derselben, während sein Neffe, der Herzog von Angoulême, zu Wellingtons Heer u. der Herzog von Berry nach der Insel Jersey gingen, um bei in der Vendee od. sonst im Nordwesten Frankreichs entstehenden Aufständen in der Nähe zu sein. Nach dem Einrücken der Verbündeten wurden am 5. April die Bourbonen auf den Thron zurückgerufen; L. landete am 26. April in Calais, kam 3. Mai 1814 in Paris an u. gab am 4. Juni die Constitution. Nach der Rückkehr Napoleons von Elba verließ er 19./20. März 1815 Paris u. ging über Lille u. Ostendenach Gent, von wo er nach der Besiegung Napoleons bei Waterloo am 9. Juli 1815 wieder nach Paris zurückkehrte. Er hielt nun ein strenges Gericht über diejenigen, welche sich Napoleon wieder angeschlossen hatten, u. gestattete der fanatischen Priesterpartei in den Provinzen gegen die Protestanten u. die alten Republikaner zu wüthen. Er st. 16. Sept. 1824. L. war ein gelehrter Mann, selbst Dichter, aber es fehlte ihm an Festigkeit, seinen Willen, nach dem Gesetz u. der Charte zu regieren, gegen die Einflüsterungen seiner Umgebung durchzusetzen. Über seine Regierung s. Frankreich X. C). Vermählt war er seit 1771 mit Louise, Tochter des Königs Victor Amadeus von Sardinien, u. hatte keine Kinder; daher folgte ihm sein Bruder Karl X. Vgl. Mémoires de Louis XVIII., Par. 1822; L-s XVIII. Beschreibung seiner Reise nach Brüssel u. Coblenz im Jahr 1794, Halle 1823. 33) L. Philipp I., geb. 6. Oct. 1773 in Paris, der älteste Sohn des Herzogs Philipp von Orleans u. der Prinzessin Luise Marie Adelaide von Penthièvre, hieß, so lange sein Großvater lebte, Herzog von Valois, seit 1785 Herzog von Chatres u. wurde von Chevalier de Bonnard u. Madame de Genlis erzogen. Er erhielt frühzeitig ein Regiment Infanterie, schloß sich gleich seinem Vater der Revolution an, trat in die Nationalgarde u. den Jacobinerclub, übernahm im Juni 1791 sein Dragonerregiment in Vendôme u. wurde Platzcommandant in Valenciennes, wo er sich durch sein kluges Benehmen beliebt machte; er diente dann 1792 bei dem Corps des Herzogs von Biron in Flandern gegen die Österreicher, wurde im Mai Marechal du camp u. befehligte unter Luckner u. Kellermann eine Brigade Dragoner. Im Herbst wurde er Generallieutenant u. befehligte bei Valmy das zweite Treffen u. trug unter Dumouriez 1792 zum Gewinn der Schlacht bei Jemappes bei. Da er, wie sein Vater, seinen prinzlichen Titel abgelegt u. den Namen Egalité angenommen hatte, so wurde er bei dem Conventsbeschluß, die Verbannung der Bourbons betreffend, davon ausgenommen. Im Febr. 1793 machte er die Belagerung von Mastricht unter Miranda mit, dann befehligte er unter Dumouriez das Centrum der unglücklichen Schlacht bei Neerwinden u. ging, nachdem der Verhaftsbefehl gegen Dumouriez u. ihn selbst erlassen worden war, am 4. April 1793 auf österreichisches Gebiet, nahm Pässe nach der Schweiz u. kam Ende [581] April unter der Maske eines reisenden Engländers in Basel an. Nirgends wollte man ihm aber ein Asyl gestatten, u. er reiste daher im Schweizer Hochgebirge umher, bis seine Geldmittel ganz erschöpft waren. Montesquiou, auch ein ausgewanderter General, verschaffte ihm nun die Stelle eines Lehrers an einer Erziehungsanstalt in Reichenau. Ende Oct. 1793 zog er unter dem Namen Chabaud-Latour dort ein u. lehrte dort 8 Monate lang Mathematik, Geographie, Französisch u. Englisch. Nach der Hinrichtung seines Vaters, seit welcher Zeit er den Namen Herzog von Orleans führte, zeigten sich bald politische Bewegungen in Graubündten, u. L. verließ daher im Juni 1794 Reichenau, blieb bis Anfang 1795 unter dem Namen Corby beim General Montesquiou, ging dann nach Hamburg u. bereiste bis 1796 Dänemark, Norwegen u. Schweden. Still lebte er dann in Frederiksstadt im Holsteinischen: als er im Aug. 1796 einen Brief von seiner Mutter, welche in Marseille lebte, erhielt, worin diese ihn bat, nach Amerika abzureisen, indem ihr nur unter dieser Bedingung die Freiheit werden sollte. Er schiffte sich daher im Sept. nach Philadelphia ein. Hierher kamen 1797 seine Brüder, der Herzog von Montpensier u. der Graf von Beaujolais; sämmtlich aber schifften sie sich, als sie die Nachricht erhielten, daß ihre Mutter in Freiheit gesetzt sei, Ende 1797 nach Spanien ein. Das Fahrzeug wurde jedoch von den Engländern aufgebracht, u. die Brüder, welche sich dem Capitän nannten, nach Havanna geleitet. Dort gebot ein Befehl von Spanien aus dem Gouverneur, sie zu verweisen; sie segelten nun nach den Bahamasinseln u. langten im Febr. 1800 über New York in London an. L. näherte sich hier der Hauptlinie der Bourbonen wieder u. lebte in Twickenham. Nach dem Tode seiner Brüder ging er 1807 nach Messina, von wo ihn der König von Sicilien nach Palermo einlud u. ihn, als nach der Gefangennehmung Ferdinands VII. der Krieg zwischen Spanien u. Frankreich ausbrach, mit dem Prinzen Leopold von Salerno nach Spanien sendete; um dort gegen Frankreich zu wirken, doch der Gouverneur von Gibraltar ließ beide nicht landen, sondern schickte L. nach England, wo er im Sept. 1808 ankam u. nur mit Mühe Erlaubniß erhielt, von da über Malta nach Palermo zurückzukehren. Hier traf er mit seiner Mutter wieder zusammen u. ging 1810 nach Spanien, um das Generalcommando in Catalonien zu übernehmen u. das Land gegen die bonapartische Regierung zu insurgiren. Allein auch dies vereitelten die Engländer. Nach Sicilien zurückgekehrt, widerstrebte er den eigensüchtigen Plänen der Königin Karoline u. zog sich, als er nicht durchdrang, aufs Land zurück. 1814 im Mai kehrte er nach Frankreich zurück, wurde von L. XVIII. zum Generalobersten der Husaren ernannt u. holte seine Familie bald nach. 1815 nach der Rückkehr Napoleons ging er anfänglich nach Lyon, kehrte aber schnell nach Paris zurück u. schickte seine Familie nach Twickenham, wohin er derselben, nach einem vergeblichen Versuche, die Norddepartements den Bourbonen treu zu erhalten, folgte. Seine Mäßigkeit u. Rechtlichkeit u. bes. der Umstand, daß er nie die Waffen gegen Frankreich getragen hatte, hatte ihm eine starke Partei gewonnen, die ihn nach Napoleons zweiter Abdankung auf den Thron erheben wollte. Da dies aber nicht gelang, kehrte er 23. Octbr. 1815 nach England zurück, wo er bis Anfang 1817 lebte, dann erschien er wieder in Paris u. schlug im Palais Royal wieder seine Residenz auf. Er wurde nun der Mittelpunkt der liberalen Opposition u., wie behauptet wird, der Leiter der Intrigue, welche Karl X. vom Throne stürzte. Nach der Revolution 1830 wurde er am 30. Juli zum Generallieutenant des Reichs u. am 9. Aug. zum König der Franzosen erhoben u. gab sogleich eine Constitution. Von den europäischen Mächten anerkannt, hielt er sich ruhig nach Außen; nach Innen suchte er sich durch Begünstigung der Mittelklasse u. der materiellen Interessen des Landes u. durch die Beobachtung des Juste milieu (s.d.) gegenüber den anderen Parteien auf dem Throne zu erhalten. Erschüttert wurde sein Credit im Lande durch seine schwächliche Politik im Orient 1840 u. durch die geduldete Corruption des Beamtenstandes bis in die höheren Kreise, u. wankend sein Thron durch den Tod des Kronprinzen, des Herzogs von Orleans, 1842. Die Regierung verschaffte sich zumeist die Majorität durch künstlich gewonnene Kammermitglieder, wobeidie Bestechung eine Hauptrolle spielte; daher wurde von den Parteien, bes. von der demokratisch-socialistischen, für die Veränderung des Wahlgesetzes agitirt, u. da der König sich dem widersetzte, so brach darüber 1848 die Februarrevolution aus, in deren Folge L. am 24. Februar zu Gunsten seines Enkels, L. Philipps, Grafen von Paris, dem Thron entsagte u. Frankreich verließ. Über seine Regierung u. Entthronung s. Frankreich (Gesch.) XI. Er gelangte am 3. März nach England u. wohnte dort als Graf von Neuilly in Claremont, im Winter 1849–50 in Richemont, kehrte im März 1850 nach Claremont zurück u. st. hier am 26. Aug. 1850; seine Leiche wurde einstweilen in der Kapelle zu Weybridge in der Grafschaft Surrey beigesetzt. Vermählt war er seit 1809 mit Amalie, Tochter des Königs Ferdinand IV. beider Sicilien; seine Nachkommenschaft s.u. Frankreich (Geneal.) S. 601. Das persönliche Eigenthum des Exkönigs wurde zu weniger als 100,000 Pfd. St. angegeben, während anderwärts nachgewiesen wurde, daß seine Privatdomänen 250 Mill. betrugen. Vgl. Ch. Birch, L. Philipp König der Franzosen, Stuttg. 1841 ff., 3 Bde.; Douglas, Life and times of L. Ph., Lond. 1848; Montalivet, Le roi L. Ph., Par. 1851; Lemoine, Abdication du roi L. Ph. racontée par lui-même, ebd. 1851.

k)Könige von Holland: 34) L. Bonaparte, Graf von St. Leu, vierter Sohn von Carlo Bonaparte (s.d. 1) u. dritter Bruder des Kaisers Napoleon I., geb. 2. Sept. 1778; er wurde in der Artillerieschule in Chalons erzogen, begleitete Napoleon nach Italien, wurde nach dem 18. Brumaire Gesandter in Berlin, 1802 Brigadegeneral u. mit Napoleons Stieftochter Hortensia (s.d. 2), vermählt. 1804 wurde er Connetable u. Generalobrist der Carabiniers, 1805 Generalgouverneur von Piemont u. den 6. Juni 1806, gegen seinen Willen, von Napoleon zum König von Holland ernannt. Er zeichnete sich durch Humanität, Gerechtigkeitsliebe u. Eifer für das Wohl seines Volkes aus u. erwarb sich die Liebe der Holländer, 1810 aber über Napoleons Zumuthungen, gegen sein Volk zu wirken, entrüstet, legte er die Krone zu Gunsten seines Sohnes nieder, s.u. Niederlande (Gesch.). Er zog sich unter dem Namen eines Grafen St. Leu nach Gräz in Österreich zurück, 1813[582] bot er Napoleon, unter der Bedingung der Wiederherstellung Hollands unter einer französischen Dynastie, seine Dienste an, die dieser jedoch abwies. Im Jan.1814 ging er nach Paris zurück, begleitete die Kaiserin nach Blois, begab sich nach Lausanne u. dann nach Rom, wo er auch 1815, trotz Napoleons Einladung, blieb. Hier wurde er von seiner Gemahlin Hortensia geschieden. Er privatisirte nun meist in Italien, doch auch in London, ging 1826 nach Florenz u. später nach Livorno, wo er 25. Juli 1846 starb. Sein dritter Sohn ist der Kaiser Napoleon III. Er schr. den Roman: Maria, ou les Hollandaises, Par. 1814, 3 Bde.; Documens historiques et réflexions sur le gouvernement de Hollande, Lond. 1821, 3 Bde. l) Von Krakau: 35) L., so v.w. Ludwig 59). m) König der Longobarden: 36) L., so v.w. Ludwig 2). n) Von Lothringen: 37) L., so v.w. Ludwig 16). o) Von Navarra: 38) L., s. Ludwig 24). p) Von Neapel: 39) L. von Tarent, Enkel Karls des Lahmen u. Sohn Philipps, zweiter Gemahl seiner Verwandten Johanna I., st. 1632, s. Neapel (Gesch.). 40) L. I., Herzog von Anjou u. Graf von Maine, Sohn Johanns von Frankreich, geb. 1339, einer der Vormünder Karls VI.; 1380 adoptirte ihn die Königin Johanna von Neapel u. erklärte ihn zu ihrem Nachfolger in Neapel u. Erben von Provence u. Forcalquier. Die Königin war damals in einem Krieg mit Karl von Durazzo begriffen, u. L. wollte ihr zu Hülfe eilen, aber Karls V. Tod hielt ihn davon ab. Karl von Durazzo eroberte einen großen Theil von Neapel, u. als L. endlich 1362 an Neapels Grenzen mit einem Heere ankam, wurde Johanna von Karl von Durazzo ermordet. Nach einem unglücklichen Kriege, in dem fast das ganze französische Heer umkam, st. auch L. im Sept. 1384, s. Neapel (Gesch.). Er war vermählt mit Marie von Bretagne. 41) L. II., Sohn des Vor., geb. 1377; folgte seinem Vater 1384 unter Vormundschaft seiner Mutter, wurde 1387 zu Avignon vom Papst Clemens VII. gekrönt u. regierte mit Unterbrechung (1400–1409) bis 1417, wo er starb, s. Neapel (Gesch.); er war vermählt mit Jolantha von Aragonien. 42) L. III., Sohn des Vor., geb. 1403; folgte seinem Vater 1417 u. ließ sich vom Papst Martin V. krönen, um seine Ansprüche auf Neapel gegen Johanna geltend zu machen. Diese nahm jedoch Alfons von Aragonien u. Sicilien zum Sohn an u. zwang L. Italien zu verlassen. Als aber Alfons sich undankbar gegen Johanna benahm, adoptirte diese L. u. ernannte ihn zum Herzog von Calabrien. Er vertrieb nun seinen Gegner 1423 aus Neapel u. besiegte ihn 1429 in offener Schlacht, st. jedoch schon 1434 in Cosenza kinderlos. q) Von Sicilien: 43) L., Sohn Peters II. von Aragonien, welcher die Herrschaft eines Theiles von Sicilien mit der Hand Constanzens, der Tochter Manfreds, des natürlichen Sohnes Kaiser Friedrichs II., erlangt hatte, geb. 1327; kam 1342 unter Vormundschaft seines Oheims Johann, Herzogs von Randazzo, zur Regierung u. st. 1355; s. Sicilien (Gesch.). r) Von Spanien: 44) L. Philipp, Sohn Philipps V. u. der Marie Luise von Savoyen, geb. 1707 in Madrid; vermählt 1721 mit der Prinzessin von Montpensier, Tochter des Regenten Herzogs von Orleans; bekam durch Abdankung seines Vaters 1724 die Regierung, st. jedoch bald; s. Spanien (Gesch.). s) Könige von Ungarn: 45) L. I., der große, Sohn Karl Roberts u. der Elisabeth von Polen, geb. 1326; folgte seinem Vater 1342 auf dem ungarischen Thron u. regierte bis 1382, s. Ungarn (Gesch.); er war vermählt mit Margarethe von Luremburg u. in zweiter Ehe seit 1363 mit Elisabeth, Tochter des Bans Stephan von Bosnien, von welcher er drei Töchter hatte. 46) L. II., Sohn Wladislaws VI., geb. 1506; folgte seinem Vater 1516 unter Vormundschaft des Kaisers Maximilian u. Königs Sigismund von Polen u. regierte bis 1526, wo er bei Mohacz gegen die Türken blieb; s. Ungarn (Gesch.). Er war vermählt seit 1521 mit Marie, Schwester des Kaisers Karl V. u. hatte keine Kinder.

C) Andere Fürsten. a) Fürst von Anhalt-Köthen: 47) L., Sohn des Fürsten Joachim Ernst, geb. 17. Juni 1579; machte seit 1596 Reisen in Holland, England, Frankreich, bes. Italien, trat 1603 die Regierung von Köthen an, wurde Stifter der Linie u. st. 7. Jan.1650, s. Anhalt (Gesch.) III. D) a); vermählt war er seit 1606 mit Amona Amalia geb. Gräfin von Bentheim-Tecklenburg-Steinfurt (st. 1625) u. seit 1626 in zweiter Ehe mit Sophie geb. Gräfin von Lippe; ihm folgte Wilhelm Ludwig sein Sohn aus zweiter Ehe. Er stiftete 1617 die Fruchtbringende Gesellschaft, deren erstes Haupt er war u. in welcher er der Nährende hieß. 48) L., Enkel des Fürsten Karl u. Sohn des Prinzen Ludwig u. der Luise von Hessen-Darmstadt, geb. 20. Sept. 1802, vier Tage nach dem Tode seines Vaters, folgte 1812 seinem Oheim August in Anhalt-Köthen unter Vormundschaft des Herzogs von Dessau u. st. unvermählt 16. Dec. 1818; ihm folgte sein Vetter Ferdinand. 49) L., Fürst von Pleß, dritter Sohn des Fürsten Friedrich Erdmann, geb. 16. Juli 1783, folgte 1830 seinem Bruder Ferdinand in Pleß u. st. 5. Nov. 1841 unvermählt. b) Herzog von Aquitanien: 50) L., so v.w. Ludwig 21). c) Markgrafen u. Großherzog von Baden: 51) L. Wilhelm, Sohn des Erbprinzen Ferdinand Maximilian von Baden-Baden u. der Luise Christiane von Savoyen, geb. 8. April 1655 in Paris, wo seine Mutter getrennt von ihrem Gemahl lebte. L. XIV. hob ihn aus der Taufe; sein Großvater, Markgraf Wilhelm I., entführte ihn seiner Mutter u. ließ ihn in Baden erziehen; er diente zuerst 1676 unter Montecuculi u. dem Herzog von Lothringen gegen Turenne, bis der Frieden zu Nimwegen 1678 ihn in sein Land Baden-Baden, dessen Regierung er nach dem Tode seines Großvaters 1677 (da sein Vater schon 1669 gestorben war) erhalten hatte, zurückführte, s.u. Baden (Gesch.) IV. A). Als kaiserlicher Feldmarschalllieutenant warf er ein Corps nach dem 1683 von den Türken belagerten Wien u. focht in Ungarn, wo er mehre Plätze nahm, die Türken bei Griechisch Weißenburg schlug, die Brücke von Esseck verbrannte etc. 1689 wurde ihm das Commando in Ungarn übertragen, u. er schlug die Türken 1689 bei Nissa, eroberte dies u. Widdin, schlug 1690 Tökely in Siebenbürgen, 1691 die Türken bei Salenkemen, nahm Lippa, Großwardein, Brod u. Gradiska u. wurde Feldzeugmeister u. Gouverneur von Raab. 1693 erhielt er das Commando der Reichsarmee am Oberrhein u. eroberte Heidelberg, hielt sich aber dann zu vorsichtig nur hinter seinen Linien von dem Schwarzwald bis Heilbronn bis 1697 zum Frieden von Ryswijk. 1694 entwarf er in England den Operationsplan mit Wilhelm III., hielt sich aber ziemlich unthätig, obschon er den Rhein kurze Zeit[583] überschritt. 1697 bewarb er sich vergebens mit um die polnische Königskrone. Sein Land war bis dahin in den Händen der Franzosen gewesen. Im Spanischen Successionskrieg nahm er 1702 Landau, trug 1704 viel zum Siege auf dem Schellenberge bei, nahm Landau nochmals u. wurde Reichsfeldmarschall. 1706 focht er mit weniger Glück gegen die Franzosen u. st. 4. Jan.1707 in Rastadt. L. war seit 1690 mit Francisca Sibylle Auguste von Sachsen-Lauenburg vermählt. 52) L. Wilhelm Georg (gewöhnlich Bernhard L.), älterer Sohn des Vor., geb. 1702 in Etlingen; folgte seinem Vater 1707 Anfangs unter Vormundschaft seiner Mutter, trat 1727 die Regierung selbständig an u. regierte bis 1761, wo er starb; s. Baden (Gesch.) IV. A) Vermählt war er seit 1721 mit Maria Anna von Schwarzenberg (st. 1755), u. in zweiter Ehe seit 1755 mit Josephine Anna von Baiern, Tochter des Kaisers Karl VII. (st. 1776). 53) L. I., Wilhelm August, dritter Sohn des Großherzogs Karl Friedrich aus der ersten Ehe mit Karoline von Hessen-Darmstadt, geb. 9. Febr. 1763, folgte 1818 seinem Neffen, dem Großherzog Karl, u. regierte bis 1830, wo er den 30. März starb; s. Baden (Gesch.) V. B). Da er nicht vermählt war u. keine legitimen Nachkommen hatte (vgl. Langenstein u. Gondelsheim), so folgte ihm sein Stiefbruder Leopold I. in der Regierung. 54) L. II., Neffe des Vor. u. ältester Sohn des Großherzogs Leopold I. u. der Sophie von Schweden, geb. 15. Aug. 1824, da er aber wegen schwerer körperlicher u. psychischer Leiden die Regierung nicht selbst antreten konnte, so übernahm dieselbe Anfangs für ihn sein jüngerer Bruder, Prinz Friedrich, L. verzichtete aber alsbald zu dessen Gunsten gänzlich u. st. 22. Jan.1858. d) Herzöge u. Kurfürsten von Baiern: aa) von ganz Baiern: 55) L. I., der Kehlheimer od. Biedermann, Sohn Ottos I. des Älteren, geb. 1174 in Kehlheim, folgte seinem Vater 1183 Anfangs unter Vormundschaft u. regierte seit 1192 selbständig bis 1230, wo er am 14. Sept. auf der Brücke in Kelheim von einem Fremden erdolcht wurde. Der Papst beschuldigte Friedrich II., Spätere den König Heinrich dieses Mordes; s. Baiern (Gesch.) V. Er war seit 1204 vermählt mit Ludmilla, Tochter des Herzogs Przemisl von Böhmen, Wittwe des Grafen Albrecht von Bogen, welche ihm Otto den Erlauchten gebar. 56) L. II., der Strenge, Enkel des Vor., ältester Sohn Ottos des Erlauchten, geb. 1228 (1229), wurde frühzeitig von seinem Vater zum Verweser der Rheinpfalz bestellt, regierte nach seines Vaters Tode 1253 mit seinem Bruder Heinrich gemeinschaftlich, erhielt 1255 in der Theilung Oberbaiern, die Pfalz am Rhein u. die Kur u. st. 1294 in Heidelberg; über seine Regierung s. Baiern Gesch. VI. A). Vermählt war er mit Marie von Brabant; in zweiter Ehe seit 1260 mit Anna von Glogau (st. 1273) u. in dritter Ehe seit 1273 mit Mathilde, Tochter des Kaisers Rudolf; Letztere wurde Mutter Rudolfs u. L-s des Baiern. bb) Von Oberbaiern: 57) L., s. Ludwig 4). 58) L. der Ältere od. der Brandenburger, ältester Sohn L-s des Vor. u. der Beatrix von Polen, geb. 1313; wurde von seinem Vater 1322 mit Brandenburg belehnt (s. Brandenburg [Gesch.] IV.), erhielt 1349 mit seinen Brüdern L. dem Römer u. Otto Oberbaiern, trat Brandenburg 1351 an seine Brüder ab u. st. den 18. Sept. 1361; s. Baiern (Gesch.) VII. Er war vermählt 1342 mit Margarethe Maultasch. 59) L. der Römer (Romulus), Sohn L-s des Baiern u. der Margarethe von Holland, geb. 1328 in Rom, wurde von den Holländern u. Friesländern, als seine Mutter die Erbschaft ihres Bruders in Besitz nehmen wollte, zu ihrem Herrn verlangt, verzichtete aber auf die niederländischen Grafschaften zum Vortheile seiner jüngeren Brüder Wilhelm u. Albrecht, da er durch die Heirath mit einer Tochter des Königs Kasimir von Polen zur polnischen Krone zu gelangen hoffte, u. wurde deshalb auch König von Krakau genannt. Mit L. dem Brandenburger u. seinem jüngsten Bruder Otto erhielt er, nachdem die sechs Brüder seit 1347 Baiern gemeinschaftlich besessen hatten, bei der Theilung von 1349 Oberbaiern, welches er u. Otto 1351 gegen Brandenburg u. die Niederlausitz vertauschten; er st. 1365; s. Brandenburg (Gesch.) IV. Er war vermählt mit Ingelberge von Mecklenburg. cc) Von Niederbaiern: 60) L., zweiter Sohn Herzog Heinrichs, folgte seinem Vater mit seinen Brüdern Otto u. Stephan 1290 in Niederbaiern u. st. 1306 unvermählt; s. Baiern (Gesch.) VI. B). dd) Von Baiern-Ingolstadt: 61) L. der Bärtige, Sohn Stephans II., geb. 1366; begleitete 1384 seine Schwester Elisabeth, Gemahlin des Königs Karl VI., nach Frankreich u. führte, heimgekehrt, die Händel wegen München fort, bis er wieder nach Paris gerufen wurde, wo er Anna von Bourbon heirathete. Nach deren Tode vermählte er sich mit Katharina von Alençon, welche ihm die Grafschaft Mortagne zubrachte; daher er sich Graf von Mortagne nannte u. Pair von Frankreich wurde. Er stand seiner Schwester 10 Jahre lang in der Regierung bei u. war nur 1403 auf kurze Zeit in Baiern.1413 wurde er von den Parisern gefangen u. nur durch den Dauphin vom Tode gerettet. Kurz darauf starb sein Vater, u. nun trat er 1414 die Regierung von Baiern-Ingolstadt an, gerieth 1443 in Gefangenschaft seines ältesten Sohnes, L-s des Höckerigen, den er dadurch verletzt hatte, daß er seinen natürlichen Sohn Wieland Freiburger durch Schenkungen sehr begünstigte, u. st. 1447 in Burghausen; s. Baiern (Gesch.) VII. B) b) aa). 61) L. der Höckerige, ältester Sohn des Vor, geb. um 1386, übernahm an seines Vaters Stelle, welchen er in Hast hielt, 1443 die Regierung, starb aber noch vor ihm 1445; s. ebd. ee) Von Baiern-Landshut: 62) L. der Reiche, Sohn Heinrichs des Reichen u. der Margarethe von Österreich, geb. 1417; folgte seinem Vater 1450 u. st. 1479, s. Baiern (Gesch.) VII. B) b) bb). Ihm wurde 1858 in Landshut ein Denkmal errichtet. 63) L., zweiter Sohn des Herzogs Albrecht IV. des Weisen; folgte mit seinen Brüdern 1509 seinem Vater unter der Vormundschaft ihres Oheims, des Herzogs Wolfgang; wurde 1511 zum Grafen von Vohburg ernannt u. erhielt 1514 1/3 des Landes, schloß aber 1515 einen Vertrag zur Gesammtregierung u. st. 1545 unvermählt, s. Baiern (Gesch.). f) Markgrafen von Brandenburg: 64) L., s. Ludwig 55). 65) L., s. Ludwig 56). g) Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel: 66) L. Rudolf, dritter Sohn des Herzogs Ulrich u. der Elisabeth Juliane von Holstein-Norburg, geb. 1671; machte einige Feldzüge in den Niederlanden gegen die Franzosen mit u. trat 1698 in sächsische Dienste; von 1714–1731 war er Fürst von Blankenburg, dann Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel bis 1735; s. Braunschweig (Gesch.) IV. A). Vermählt[584] war er seit 1690 mit Christine Louise, Prinzessin von Öttingen, von welcher er drei Töchter hatte. h) Herzog von Calabrien: 67) L., s. Ludwig 42). i) Landgraf von Elsaß: 68) L. von Öttingen, Sohn Friedrichs, war seit 1340 Mitregent in Nieder-Elsaß u. verkaufte 1358 Elsaß, s.d. (Gesch.) B). k) Grafen von Flandern: 69) L. (I.) Graf von Nevers, Sohn Roberts III., herrschte 1280–1322; s. Flandern (Gesch.). 70) L. I. (II.), v. Crecy, Sohn des Vor., regierte als Graf von Flandern 1322 bis 1346, wo er bei Crecy fiel; s. ebd.; er war vermählt mit Margarethe von Frankreich. 71) L. II. (III.), Sohn des Vorigen, geb. 1330; folgte seinem Vater 1346 in Flandern, erbte 1382 von seiner Mutter die Grafschaft Burgund u. st. 1385; er hinterließ Flandern seiner einzigen Tochter Margarethe; s. ebd.

l) Landgrafen u. Großherzöge von Hessen: aa) von Hessen-Kassel: 72) L. Landgraf zu Grevenstein, zweiter Sohn des Landgrafen Otto, 1328–43; s. Hessen (Gesch.) II. 73) L. I., Enkel des Vor. u. Sohn Hermanns des Gelehrten, geb 1402; regierte 1413–58; s. ebd. II. 74) L. II., ältester Sohn des Vorigen, geb. 1438, theilte mit seinem Bruder Heinrich III., stiftete die ältere Kasselsche Linie u. regierte 1458–1471; s. ebd. 75) L. III., zweiter Sohn Philipps des Großmüthigen, geb 1537; folgte seinem Vater 1557 in Marburg u. st. 1604; s. ebd. III. bb) Landgrafen von Hessen-Darmstadt: 76) L. I., der Getreue (L. V.), Sohn Georgs I., geb. 1577, folgte seinem Vater 1596 u. st. 1646; s. Hessen-Darmstadt (Gesch.) I. 77) L. II. (L. IV.), Sohn Georgs II., geb. 1630, trat die Regierung 1661 an u. st. 1678, s. ebd. Er war vermählt seit 1650 mit Maria Elisabeth von Holstein-Gottorp (st. 1665) u. in zweiter Ehe mit Elisabeth Dorothea von Sachsen-Gotha. 78) L. III. (VII.), Sohn des Vorigen aus erster Ehe, geb. 1658; folgte seinem Vater 1678, starb aber schon vier Monate nach ihm, s. ebd. 79) L. IV. (L. VIII.), Enkel Ludwigs II. u. Sohn des Landgrafen Ernst Ludwig, geb. 1691; folgte seinem Vater 1739 u. regierte bis 1768, s. ebd. Er war vermählt mit Charlotte Christine von Hanau-Lichtenberg. 80) L. V. (IX.), Sohn des Vorigen, geb. 1719, folgte seinem Vater 1768 u. st. 1790, s. ebd. Er war vermählt mit Karoline von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. cc) Großherzöge von Hessen-Darmstadt: 81) L. X. u. als Großherzog L. I., Sohn des Vorigen, geb. 14. Juni 1753, succedirte 1790 seinem Vater, trat dem Rheinbunde 1806 bei u. wurde Großherzog. Seine Truppen fochten alle Kriege Napoleons mit u. dann mit den Alliirten gegen ihn; er gab seinem Lande eine Constitution u. st. 6. April 1830, s. Hessen (Gesch.) II. Er schrieb sich stets Ludewig, u. so mußte jeder in Eingaben an ihn schreiben, dagegen durften seine Unterthanen, welche diesen Namen führten, sich nur Ludwig schreiben; seine beiden Nachfolger ließen das e wieder weg. Er war seit 1777 vermählt mit Luise von Hessen-Darmstadt, u. ihm wurde 1844 in Darmstadt eine Denksäule errichtet. Lebensbeschreibung von Steiner, Offenb. 1842. 82) L. II., ältester Sohn des Vorigen, geb. 26. Dec. 1777, folgte seinem Vater 1830 u. st. 16. Juni 1848, s. Hessen-Darmstadt (Gesch.) II. u. III. Er war vermählt seit 1804 mit Wilhelmine, Prinzessin von Baden. 83) L. III., ältester Sohn des Vorigen, geb. den 3. Juni 1806, wurde schon seit dem 5. März 1848 zum Mitregenten ernannt u. folgte seinem Vater 16. Juni desselben Jahres. Er ist vermählt seit 1833 mit Mathilde von Baiern u. hat keine Kinder, s. Hessen-Darmstadt (Gesch.) III. u. IV. dd) Von Hessen-Homburg: 84) Friedrich Joseph L., s. Friedrich 73). 85) L. Wilhelm Friedrich, zweiter Sohn des Landgrafen Friedrich V., geb. 29. Aug. 1770; trat früh in preußische Dienste, war 1813 Generalmajor u. befehligte eine Brigade bei dem Bülowschen Corps, mit der er in sämmtlichen Schlachten, welche dieses Corps mitmachte, tapfer focht, u. übernahm dann das Commando der westfälischen Landwehren; 1815 commandirte er die Besatzung von Luxemburg, belagerte mit derselben Longwy (s.d.) u. nahm es endlich. L. folgte 1829 seinem Bruder Friedrich VI. in Homburg u. st. 19. Jan.1839 in Luxemburg als königlich preußischer General der Infanterie u. Gouverneur von Luxemburg, s. Hessen-Homburg (Gesch.). Er war vermählt 1804 mit Auguste von Nassau-Usingen, von welcher er 1805 geschieden wurde, da er keine Kinder hatte, so folgte ihm sein Bruder Philipp. m) Herzöge von Holstein-Sonderburg: aa) von der Linie Franzhagen: 86) L. Karl, Sohn Johann Christians, geb. 1684, folgte 1707 seinem Bruder Leopold Christian u. st. 1708; s. Holstein (Gesch.). Vermähl (war er seit 1705 mit Anna Dorothea von Westerfeld; bb) von der Linie Beck: 87) L. Friedrich, zweiter Sohn August Philipps, geb. 1654, war preußischer General u. st. 1725. n) Herzog von Kärnten: 88) L., Sohn Meinhards, folgte demselben 1295 mit seinen Brüdern Otto u. Heinrich in Kärnten u. Tyrol u. st. 1305 unvermählt; s. Kärnten (Gesch.). o) Herzog von Mailand: 89) L. Sforza, genannt Moro (L. mit der Maulbeere), Sohn des Herzogs Franz Sforza u. Bruder Galeazzo Marias; wurde 1494 Herzog von Mailand, aber 1500 von den Franzosen gefangen u. nach Loches geführt, wo er 1510 starb, s. Mailand (Gesch). p) Podestas u. Herzöge von Mantua: 90) L. I. Gonzaga, geb. 1308; bemächtigte sich, nachdem er lange um die Oberherrschaft von Mantua gestritten hatte, 1328 durch Überfall dieser Stadt, herrschte dort als Podesta (Capitano) u. st. 1360; s. Mantua (Gesch.). 91) L. II. Gonzaga, Enkel des Vorigen, wurde 1369 Nachfolger Guidos u. st. 1382, s. ebd. 92) L. III. Gonzaga, der Türke (weil er zuerst einen Stutzbart trug), Sohn u. 1444 Nachfolger des Markgrafen Johann Franz, regierte bis 1478, s. ebd. q) Fürsten von Nassau: aa) von Nassau-Weilburg: 93) L. I., Enkel Philipps II., folgte seinem Großvater 1492 u. st. 1523, s. Nassau (Gesch.). 94) L. II., Sohn Albrechts, folgte seinem Vater 1582, vereinigte alle nassauischen Besitzungen wieder u. st. 1625, s. ebd.; bb) von Nassau-Weilburg-Saarbrück I. Linie: 95) L. Krato, Sohn des Fürsten Gustav Adolf, folgte diesem 1677 u. st. 1713, s. ebd.; cc) von Nassau-Saarbrück II. Linie: 96) L. Karl, Sohn Wilhelm Heinrichs, folgte seinem Vater 1768 u. st. 1797; mit ihm erlosch die Linie, s. ebd. r) Graf von Neufchatel: 97) L., Sohn Rudolfs V., folgte seinem Vater 1342 u. st. 1383, s. Neufchatel (Gesch.). Er war vermählt mit Johanne v. Montbeillard, dann mit Katharina von Neufchatel, zuletzt mit Jacqueline v. Veufflans; seine drei Söhne starben vor ihm. 98) L., Enkel des Grafen Johann von Dunois, Gemahl der Erbgräfin Johanne, st. 1516; s. ebd.[585]

s)Kurfürsten von der Pfalz: 99) L. I., s. Ludwig 52); 100) L. II., s. Ludwig 53); 101) L. III. der Bärtige od. Blinde, ältester Sohn des Kaisers Ruprecht, war Reichsverweser während seines Vaters Zuge nach Italien, er hielt 1410 bei der Theilung die Kur u. den Landestheil zunächst am Rhein u. st. 1436; s. Pfalz (Gesch.). Er war vermählt mit Blanca von England, dann mit Margarethe von Savoyen; 102) L. IV. der Sanftmüthige, Sohn des Vorigen aus zweiter Ehe, geb. 1426; folgte seinem Vater 1436 unter Vormundschaft seines väterlichen Oheims, des Pfalzgrafen Otto von Moosbach u. st. 1446; s. ebd. 103) L. V. der Friedfertige, ältester Sohn des Kurfürsten Philipp von der Pfalz u. der Margarethe von Baiern, geb. 1478; folgte seinem Vater 1508 u. st. 1546 kinderlos (s. ebd.); er war vermählt seit 1511 mit Sibylle von Baiern (st. 1519). 104) L. VI. der Leichtfertige, Sohn Friedrichs III. u. der Marie von Ansbach, geb. 4. Juli 1539; als Lutheraner an dem Hofe des Markgrafen Philibert von Baden erzogen, blieb er dieser Confession treu, obgleich sein Vater Reformirter war; er wurde 1560 Statthalter der Oberpfalz u. folgte seinem Vater 1576 als Kurfürst, war hart gegen die Reformirten u. st. 12. Oct. 1583; er vermählte sich 1560 mit Elisabeth, Tochter Philipps des Großmüthigen von Hessen (st. 1582), u. dann 1583 mit Anna von Ostfriesland, sein Sohn erster Ehe, Friedrich IV., war sein Nachfolger. t) Fürsten von Pfalz-Simmern: 105) L. Philipp, Sohn Friedrichs III., geb. 1602, erbte 1610 Simmern, wurde Stifter der neuen Linie Pfalz-Simmern u. st. 1655 auf einer Reise in Schlesien; vermählt war er seit 1630 mit Marie Eleonore von Brandenburg. 106) L. Heinrich Moritz, Sohn des Vorigen, folgte seinem Vater 1655 unter der Vormundschaft des Pfalzgrafen Karl L. u. st. 1674 ohne Kinder von seiner Gemahlin Marie Eleonore von Oranien zu haben. cc) Herzöge von Pfalz-Zweibrücken: 107) L. I. der Schwarze, Sohn Stephans, folgte demselben 1459 in Zweibrücken u. st. 1489, s. ebd.; vermählt war er mit Johanne von Croi. 108) L. II., Enkel des Vorigen, Sohn Alexanders, geb. 1502, folgte diesem 1514. u. st. 1532, s. ebd. Er war vermählt seit 1525 mit der Landgräfin Elisabeth von Hessen (st. 1563). u) Fürst von Piemont: 109) L., Sohn Jacobs von Savoyen, folgte 1402 seinem Bruder noch als Kind in Piemont unter Vormundschaft Amadeus' VI. des Grünen u. st. zu Pignerol 1418 kinderlos; seine Gemahlin war Bona von Savoyen; s. Savoyen. v) Graf von Ravensberg: 110) L., Sohn Hermanns III., folgte 1226 seinem Bruder Dietrich u. st. 1249, s. Ravensberg (Gesch.); er war vermählt mit Gertrude von Lippe u. seit 1244 mit der Gräfin Adelaide von Ratzeburg (st. 1262 od. 63). w) Herzog von Savoyen: 111) L., zweiter Sohn des Herzogs Amadeus VIII., geb. zu Genf 1402; folgte seinem Vater 1440 u. st. 1459 auf einer Reise in Lyon, s. Savoyen (Gesch.). Seine Gemahlin war Anna v. Lusignan, Tochter des Königs Johann II. von Cypern. x) Herzöge in Schlesien: 112) L. I., Herzog von Brieg, jüngster Sohn Boleslaws III.; bekam noch bei seines Vaters Leben nebst seinem Bruder Wenzel das Fürstenthum Liegnitz, nach dessen Tode regierten beide Brüder eine Zeit lang gemeinsam, theilten aber 1359, u. L. erhielt die nicht verkaufte Hälfte von Brieg, Hainau u. Lübben; L. st. 1398, s. Schlesien (Gesch.). 113) L. II., Herzog zu Brieg-Liegnitz, Enkel des Vorigen, Sohn Heinrichs VII., geb. 1474; folgte nach des Vaters Tode in Brieg u. 1413 in Liegnitz u. st. 1436, s. ebd.; vermählt war er mit Elisabeth von Brandenburg. 114) L. III., Herzog von Lübben, Sohn Heinrichs IX., geb. 1397, folgte seinem Vater u. st. 1441, s. ebd. 115) L. IV., Herzog von Liegnitz, zweiter Sohn Georg Rudolfs von Brieg, erhielt nach dem Tode seines Oheims u. nach der Theilung mit seinen zwei Brüdern 1658 Liegnitz; mit ihm starb die Linie 1663 wieder aus; s. ebd. y) Grafen u. Fürsten von Schwarzburg: 116) L. Günther, Sohn Albrecht Antons I., regierte als Graf 1605–1656, wo er starb; ihm folgte sein Sohn Albrecht Anton II.; 117) L. Friedrich, Enkel des Vorigen u. Sohn Albrecht Antons II., folgte seinem Vater 1710, erhielt die Würde als Reichsfürst u. st. 1718; sein Nachfolger war sein Sohn Friedrich Anton; 118) L. Günther, zweiter Sohn des Vorigen, folgte 1767 seinem Neffen Johann Friedrich u. st. 29. August 1790; 119) L. Friedrich, Enkel des Vorigen u. Sohn Friedrichs, geb. 9. Aug. 1767, folgte seinem Vater 1793 u. st. 28. April 1807; er war seit 1791 vermählt mit Karoline von Hessen-Homburg u. hatte zum Nachfolger seinen Sohn Günther.

z)Grafen u. Landgrafen von Thüringen: 120) L. I. mit dem Barte, Stammvater des Thüringischen Hauses, nach Einigen Abkömmling der Karolinger, nach Anderen der Könige von Frankreich; kam um 1036 als kaiserlicher Vicedom nach Thüringen, kaufte sich dort an, erhielt vom Kaiser Konrad II., dessen Verwandter er war, 1039 eine wüste Strecke bei Tambach im Thüringer Walde, die Loybe, als reichsunmittelbar; erheirathete mit Cäcilie verwittweten Gräfin v. Sangerhausen andere Güter u. baute die Schauenburg. Er st. 1056 auf der Rückreise von der Begräbnißfeier des Kaisers Heinrich III. zu Mainz u. hinterließ drei Söhne (L. den Springer, Berningar, welcher Sangerhausen erhielt, u. Heinrich Raspe) u. drei Töchter. 121) L. II. der Springer, ältester Sohn des Vorigen, geb. 1040; folgte 1056 seinem Vater, nahm Theil an dem Kriege der Thüringer u. Sachsen gegen Heinrich IV., gerieth um 1075 in die Gefangenschaft des Kaisers u. wurde auf dem Giebichenstein eingesperrt; er entkam hier u. trat in dem Weimarischen Erbfolgestreite seit 1112 als Gegner Heinrichs V. auf; er fiel wieder in die Gefangenschaft des Kaisers, aus welcher er sich um hohes Lösegeld 1114 befreite; als er hiera uf in dem kaiserlichen Hoflager in Mainz erschien (1114), ließ ihn der Kaiser wieder gefangen nehmen u. erst nach zweijähriger Hast wurde er 1116 mit Wiprecht v. Groitzsch u. dem Markgrafen Burchard von Meißen gegen den Liebling des Kaisers, Heinrich von Meißen, ausgewechselt. Er baute 1067 die Wartburg, 1069 Stadt u. Schloß Freiburg a. U. u. 1089 das Kloster Reinhardsbrunn; auch soll er 1070 Eisenach zu bauen angefangen haben. Er legte 1122 die Regierung nieder, ging in das Kloster Reinhardsbrunn u. st. hier als Mönch 1123. Er war vermählt mit Adelheid v. Stade, Tochter des Markgrafen Udo von Nordsachsen u. Wittwe des Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen; dieser soll nach der Sage von Dietrich u. Adalrich v. Dedenleben u. Reinhard v. Reinstädt (1087) auf der Jagd auf Anstiften L-s[586] erstochen worden sein u. L. nun die Wittwe geheirathet haben. Damit bringt die Sage die Gefangenschaft auf dem Giebichenstein bei. Halle zusammen, wohin ihn der Kaiser zur Buße dieser Blutschuld gesetzt u. woher L. sich durch einen kühnen Sprung in die Saale gerettet habe. Er hinterließ drei Söhne: Ludwig III. (I.), Heinrich u. Hermann. Vgl. Reinhard, Commentatio in qua fabula de Ludovici II. ex arce Gibichensteinensi saltu refellitur, Halle 1726. 122) L. III. (als Landgraf von Thürigen L. I.), ältester Sohn des Vorigen; ergriff, als sein Vater 1113 vom Kaiser gefangen gehalten wurde, die Waffen, wurde geächtet u. mußte alles Allodium verkaufen, kriegte, als sein Vater von Neuem in Hast war, gegen den Kaiser, bis er 1114 die Auslösung desselben bewirkte, theilte nach dessen Tode 1123 mit seinem Bruder Heinrich u. beerbte diesen 1130; er st. 1140 (s. ebd.); vermählt war er mit Hedwig von Gudensberg. 123) L. IV. (II.) der Eiserne, Sohn des Vorigen, geb. um 1129; folgte seinem Vater 1140 unter Vormundschaft seiner Mutter Hedwig bis 1144 u. st. 1172 in Freiburg, s. ebd. Er war vermählt 1150 mit Judith, Tochter des Herzogs Friedrich von Schwaben u. hatte drei Söhne, Ludwig (s. den Folgenden), Pfalzgrafen Heinrich u. Friedrich Grafen von Ziegenhain. Von ihm erzählt die Sage: da sich der Kaiser wunderte, daß die Burg Freiburg keine Mauern habe, überraschte L. ihn dadurch, daß er seine Vasallen als die besten Mauern darum stellte; ferner stellte er sich einst todt u. bestrafte dann diejenigen, welche sich bei seinem Leichenbegängniß über seinen Tod gefreut hatten, sehr hart; die das Volk drückenden Edelleute spannte er an den Pflug u. pflügte bei Freiburg mit ihnen, wozu ein Schmied die Veranlassung gab, welcher dem bis dahin ziemlich sorglos regierenden L. über die Härte der Edeln die Augen öffnete. 124) L. V. (L. III.) der Milde (der Fromme, Pius), ältester Sohn des Vorigen, folgte 1172 seinem Vater u. st. 1189 auf der Rückkehr von einem Kreuzzuge, s. ebd. L. hatte sich von einer Gräfin von Cleve geschieden u. 1185 Sophie, die Wittwe des Dänenkönigs Waldemar I., geheirathet, welche er aber auch verstieß u. Margarethe von Österreich heirathete; seine einzige Tochter Jutta heirathete den Markgrafen Dietrich von Landsberg; in Thüringen folgte ihm sein Bruder Hermann. 125) L. VI. (L. IV.) der Heilige, ältester Sohn Hermanns I., geb. 1200; folgte seinem Vater 1217, erhielt 1226 vom Kaiser Friedrich II. die Belehnung mit Meißen, der Lausitz u. dem Pleißenland u. st. auf einer Kreuzfahrt 1227 zu Otranto; s. ebd. Seine Gemahlin, die Sta. Elisabeth, u. sein Sohn Hermann folgten ihm. Die Sagen erzählen noch viel von L-s Reise nach Ungarn, der Prüfung seiner Keuschheil u. der Bezähmung eines auf der Wartburg aus seinem Käfich entkommenen Löwen, welchen er mit starker Stimme anredete u. so zum Gehorsam brachte. zz) Grafen u. Herzöge von Württemberg: 126) L. I., der ältere Sohn des Grafen Eberhard V. u. der Henriette von Mümpelgard, geb. 1409; folgte seinem Vater unter Vormundschaft seiner Mutter u. 1426 selbständig, regierte bis 1441 mit seinem Bruder Ulrich V. gemeinschaftlich, theilte dann u. stiftete die Uracher Linie; er st. 1450, s. Württemberg; vermählt war er mit Mathilde v. Barby. 127) L. II., Sohn des Vorigen, geb. 1439; folgte ihm 1450, erlangte 1452 die Venia aetatis u. st. 1457 unvermählt; s. ebd. 128) L. III., ältester Sohn des Herzogs Christoph, geb. 1554; folgte diesem 1568 unter Vormundschaft u. blieb unter derselben, regierungsunfähig u. regellosem Leben ergeben, bis 1578; er st. 1593, s. ebd.; er war vermählt mit Dorothea Ursula von Baden, dann mit Ursula, Pfalzgräfin von Lützelstein. 129) L. Friedrich, zweiter Sohn Friedrichs u. der Sibylle von Anhalt, geb. 1586; bekam nach des Vaters Tode 1608 Mümpelgard, die burgundischen Herrschaften, Horburg u. Reichweiler, wurde so Stammvater der Linie Württemberg-Mümpelgard u. st. 1631, s. ebd. 130) L. Eugen, zweiter Sohn des Herzogs Karl Alexander, geb. 1731; folgte seinem älteren Bruder Karl Eugen 1793 u. st. 20. Mai 1795 ohne Söhne, s. ebd.

II. Großmeister: A) des Deutschen Ordens: 131) L. von Erlichhausen, 1450–67, s. Deutscher Orden. 132) L. Anton, Pfalzgraf von Neuburg, Sohn Philipp Wilhelms, 1684–1694, s. ebd. B) des Malteserordens: 133) L. Mendez de Vasconcelles, 1622–23, s. Johanniterorden.

III. Geistliche Fürsten: A) Erzbischof von Mainz: 134) L. von Meißen, Sohn des Markgrafen Friedrich des Ernsthaften von Meißen, geb. 1340; war früher Bischof von Halberstadt, dann von Bamberg, 1347 Erzbischof von Mainz, s.d. (Gesch. des Erzbisthums), u. 1381 Erzbischof von Magdeburg; er wurde 1382 zu Kalbe auf einem Balle von dem einfallenden Saale erschlagen, s. Magdeburg (Gesch. des Erzbisthums). B) Bischof von Lüttich: 135) L. von Bourbon, Sohn des Herzogs Karl von Bourbon u. der Agnes von Burgund, geb. 1438, war 1456–82 Bischof von Lüttich, s.d. (Gesch.).

IV. Prinzen, außer den Herzögen, Grafen u. Prinzen von Anjou, Bourbon, Condé, Conti, Maine, Montpensier, Nevers, Orleans etc. (s. diese Artikel): A) Prinz von Anhalt-Köthen: 136) L., zweiter Sohn des Fürsten Karl, geb. 25. Sept. 1778 u. st. 16. Sept. 1802; er war vermählt mit Luise von Hessen-Darmstadt u. war der Vater des nachmaligen Herzogs Ludwig von Anhalt-Köthen. B) Graf von Bar: 137) L., Sohn Roberts, Cardinalbischof von Chartres, folgte seinem Bruder Eduard III. 1415 u. st. 1430 in Varennes. C) Graf von Aumale: 138) L., Sohn Heinrichs von Savoyen u. der Anna von Lothringen, erbte 1638 von seiner Mutter Aumale u. st. 1641 in Paris unvermählt. D) Prinz von Braunschweig: 139) L. Ernst, dritter Sohn des Herzogs Ferdinand Albert von Braunschweig-Lüneburg, geb. 1718; trat in kaiserliche Dienste, sollte die nachmalige Kaiserin Elisabeth von Rußland heirathen u. Kurland zur Mitgift erhalten u. gab, da diese ihn nicht wollte, Anlaß zur Entthronung der Regentin u. Iwans u. zur Thronbesteigung der Elisabeth; er trat 1750 als Feldmarschall in holländische Dienste, war seit 1759 Generalcapitän der Union u. administrirender Vormund des Erbstatthalters u. st. 1788, s. Niederlande (Gesch.). E) Prinzen von Frankreich: 140) L. Graf von Evreux, Sohn Philipps des Kühnen, st. 1319; er war Stammvater der Könige von Navarra, indem Philipp, sein ältester Sohn, König von Navarra wurde. 141) L., ältester Sohn Ludwigs XIV. u. der Maria Theresia von Spanien, geb. 1. Nov. 1661 zu Fontainebleau, Dauphin. Er hatte Bossuet zum Lehrer u. zu seiner Erziehung wurden die Ausgaben in [587] usum Delphini (s.u. In usum) besorgt. Er befehligte 1688 ein Heer in der Pfalz u. 1694 in Flandern u. st. 14. April 1711. Seine Söhne waren L., Herzog von Burgund, Philipp V., König von Spanien, u. Karl, Herzog von Berry. 142) L., Herzog von Bourgogne, ältester Sohn des Vor., s. Bourgogne 1). 143) L., Sohn Ludwigs XV., s. Bourgogne 2). 144) L. Anton, s. Angouleme 6). 145) L. Herzog von Nemours, s.u. Nemours. 146) L. Philipp Albert von Orleans, Graf von Paris, Enkel L. Philipps, älterer Sohn des Kronprinzen Ferdinand, Herzog von Orleans, geb. am 24. Aug. 1838, flüchtete mit seiner Mutter, der Herzogin Helene, in den Februartagen 1848 nach Deutschland u. lebte in Eisenach u. in England mit derselben bis zu ihrem Tode. Er ist der von den Orleanisten bestimmte König von Frankreich. F) Prinz von Hessen-Philippsthal: 147) L., Sohn des Landgrafen Wilhelm von Hessen-Philippsthal, geb. 8. October 1766, war in neapolitanischen Diensten General u. Gouverneur von Gaëta, vertheidigte diese Festung gegen den französischen General Reynier u. schloß erst nach einer fünfmonatlichen Belagerung eine ehrenvolle Capitulation. Er folgte 1810 seinem Vater als Chef der Linie Hessen-Philippsthal, kehrte, nachdem Ferdinand IV. 1815 den Thron von Neapel wieder bestiegen hatte, nach Neapel zurück u. st. daselbst 15. Febr. 1816. Er war vermählt seit 1791 mit Marie geb. Gräfin Bergh genannt von Trips. G) Prinzen von Holland: s. Bonaparte 29) 30) u. 31). H) Prinz von Mecklenburg-Schwerin: 148) L., zweiter Sohn des Herzogs Christian Ludwig u. der Gustave Karoline von Mecklenburg-Strelitz, geb. 6. Aug. 1725 u. gest. 12. Sept. 1778; er war vermählt mit Charlotte von Sachsen-Koburg u. Vater des nachmaligen Großherzogs Friedrich Franz I. I) Erzherzog von Österreich: 149) L. Joseph Anton, zehnter Sohn des Kaisers Leopold II., geb. 13. Dec. 1784 in Florenz; befehligte 1809 das 5. Corps u. wurde mit demselben in der Schlacht bei Abensberg geschlagen, verlor später das Commando u. ist jetzt Feldzeugmeister u. Inhaber des k. k. 8. Infanterieregiments u. des 2. Feldartillerieregiments. Seit 1822 war er Generaldirector der Artillerie u. seit 1835 bildete er mit dem Erzherzog Franz Karl, dem Fürsten Metternich u. Grafen Kollowrat den Geheimen Conferenzrath. Er ist unvermählt u. seit 1848 von allen öffentlichen Geschäften zurückgetreten. K) Prinz von Preußen: 150) Friedrich Christian L., gewöhnlich Louis Ferdinand, Sohn des Prinzen Ferdinand von Preußen, Neffe Friedrich des Großen, geb. 18. Nov. 1772; zeigte früh Talent in gymnastischen Künsten, Tanzen, Fechten u. Reiten, machte den Feldzug 1792 nach der Champagne u. 1793 die Belagerung von Mainz mit, bewies hier Muth u. militärisches Talent u. stieg nach u. nach zum Generallieutenant, warf sich nach dem Frieden von 1795 auf die Künste des Friedens u. trieb vor allem Musik; bes. das Clavier war sein Lieblingsinstrument u. Dusseck sein Lehrer. 1805 erregte er dadurch, daß er ohne Urlaub nach Hamburg ging, um einer Geliebten zu folgen, die Unzufriedenheit des Königs, welche noch wuchs, als er Magdeburg, wo sein Regiment stand, gegen Befehl verließ, um nach Berlin zu kommen. Als die antifranzösische Partei am Berliner Hof das Übergewicht gewann, gehörte er zu den eifrigsten Sprechern derselben u. bildete den Mittelpunkt, um den sich die kriegslustigen jüngern Offiziere sammelten.1806 führte er die Avantgarde, u. den 10. Oct. d. J. bei Saalfeld mit Übermacht angegriffen, hielt er tapfer Stand, wurde aber übermannt u. sein Corps gesprengt, er selbst von einem französischen Wachtmeister, Namens Goindé, welcher ihm vergebens Pardon anbot, mit einer Säbelstich durch die Brust getödtet. Seine Leiche wurde Anfangs in Saalfeld in der Kirche beigesetzt, später aber nach Berlin geschafft. Seine natürlichen Kinder, Louis u. Blanche, adelte der König 1810 u. gab ihnen den Namen Wildenbruch. Bei Saalfeld, wo er fiel, ist ihm ein Denkmal errichtet, Anekdoten u. Charakterzüge aus dem Leben des Prinzen L. F. von Preußen, Berl. 1827. L) Prinz von Sicilien: 151) L., Graf von Aquila, vierter Sohn des Königs Ferdinand I. von Sicilien, Oheim des jetzigen Königs Franz II., geb. 19. Juli 1824; ist Viceadmiral u. Präsident des Admiralitätsrathes u. seit 1844 mit der Prinzessin Januaria von Brasilien (geb. 1822) vermählt.

V. Gelehrte: 152) L. von Granada (Luis de Granada), geb. 1504 in Granada, trat 1523 in den Dominicanerorden, bildete sich seit 1529 in dem Collegium St. Gregorii in Valladolid zum Prediger u. kehrte dann nach Granada in das Kloster Scala coeli zurück, wo er durch den berühmten Juan von Avila zum größten Prediger der damaligen katholischen Welt sich vervollkommnete; von da ging er nach Portugal u. st. 31. Dec. 1588 im Kloster S. Domingo in Lissabon. Er schr.: Predigten, 6 Bde.; El memorial de la vida cristiana; El simbolo de la fé; Retorica ecclesiastica; La guia de pecadores; Recitationes, oft aufgelegt u. ins Deutsche, Französische u. Englische übersetzt; so die Betrachtungen über das Leben Jesu von Silbert, Wien 1823 u. 30; Die Lenkerin der Sünder, Aachen 1832; Werke, herausgeg. von Muños, Madr. 1786–89, u. Aufl. 1800, 6 Bde. Fol., 19 Bde. 153) L. von Leon (Luis Ponse de Leon), geb. 1527 od. 1528 zu Belmonte in Südspanien, studirte in Salamanca, trat 1543 daselbst in den Augustinerorden u. wurde 1561 Professor daselbst; da er das Hohe Lied in die Landessprache übersetzt u. die Vulgata für perfectibel erklärt hatte, so kam er 1572 vor die Inquisition, wurde aber 1578 freigesprochen u. kehrte in sein Kloster u. Lehramt zurück; er st. 1591 als General u. Provinzialvicar des Augustinerordens in der Provinz Salamanca. Er schr.: Abhandlungen (z.B. La perfecta casada, deutsch: Die vollkommene Gattin, Wien 1847); Erbauliche Erklärungen biblischer Bücher; Predigten; Geistliche Gedichte u. metrische Übersetzungen in schöner, correcter castilianischer Sprache; Werke, Madrid 1804–16, 6 Bde.; Gedichte, herausgegeben von Quevedo, ebd. 1631; die Originalgedichte mit deutscher Übersetzung von Schlüter u. Storck, Münst. 1853.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 574-588.
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