Bretagne [1]

[292] Bretagne (spr. Bretanj), sonst eigenes Herzogthum, später zu Frankreich gehörend; es ist die Halbinsel, welche Frankreich im NW. bildet, begrenzt durch den Kanal, das Atlantische (Aquitanische) Meer, u. landeinwärts durch Anjou, Maine, Poitou u. die Normandie; das Land hat ein rauhes Gebirgsansehen, obwohl die größten Erhebungen nur 950 Fuß betragen; der ganze Landstrich besteht aus Thonschiefer u. aus Granitmassen, die im Innern des Landes nackte Kämme od. Gipfel, auch wohl weite Spalten u. Schluchten, am Meere dagegen zerrissene u. felsige Buchten u. Klippen bilden; daher die Natur des Landes düster u. wild; viel uncultivirtes Land, große Haidestrecken. Flüsse: Vilaine, Anne u. Lavet, die durch Kanäle verbunden sind (Canal de Brest à Nantes), Ille u. Rance, ebenfalls durch Kanal verbunden. In den höheren Gegenden des Landes gedeiht Flachs u. Hanf, Wein nicht; an den Flüssen Getreide, Obst-, Wiesen- u. Forstcultur. Der Bretagner ist von lebhafter Einbildungskraft, leidenschaftlich, kühn, freisinnig u. anhänglich an das Hergebrachte; das Volk im Ganzen noch roh in Sitten, arm u. unwissend; die Industrie ist auf das Nothwendige beschränkt; doch ist das Land für Frankreich sehr wichtig wegen seiner günstigen Lage zu Handel, Seefahrt etc.; zu Nantes, Vannes etc. hat es lebhafte Handelshäfen, in Brest u. Lorient wichtige Kriegshäfen. Früher zerfiel die B. in die Haute- u. Basse-B., jetzt ist es getheilt in die Departements Ille-Vilaine, Loire inférieure, Côtesdu-Nord, Morbihan, Finisterre.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 292.
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