Bretagne

[665] Bretagne (Bretannjʼ), Provinz des alten Frankreichs, jetzt größtentheils die Departements der Ille und Vilaine, Niederloire, Côtes du Nord, Morhiban und Finisterre bildend. Das Land füllen niedere Höhenzüge aus Thonschiefer und Granit, nur die Thäler sind fruchtbar; auch die Industrie ist nicht bedeutend. Die Einwohner haben nicht die Lebhaftigkeit der anderen Franzosen, sind ernster, schweigsamer u. die besten franz. Seeleute. Die B. war das alte Armorica und wurde, von Cäsar unterworfen, röm. Provinz. Im 4. Jahrh. flüchteten viele Britannen vor den Sachsen herüber und von ihnen erhielt das Land den Namen B., Kleinbritannien. Bei der Auflösung des röm. Reiches wurde die B. unabhängig, hatte ihre eigenen Herzöge, die sich der Franken mit Mühe erwehrten, endlich lehenspflichtig wurden und sich an Frankreich und England anlehnten, wie es ihnen vortheilhafter schien; 1491 zwang König Karl VIII. die Erbtochter Anna zur Heirath, obwohl sie mit Kaiser Max I. durch Procuration vermählt war, und so wurde die B. zur franz. Provinz, die jedoch ihre Rechte und ein eigenes Parlament behielt bis zur Umwälzung von 1790; sie blieb auch vorzugsweise royalistisch (Chouans).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 665.
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