Cäsar [1]

[749] Cäsar , Familie des röm. Geschlechts der Julier, die erst im letzten Jahrh. der Republik einige Consuln und Feldherrn hervorbrachte, in Cajus Julius C. aber der Republik den ersten Herrn gab. Er wurde den 6. Juli 100 v. Chr. geb., erhielt in seiner Jugend die Bildung eines vornehmen Römers u. lebte ausschweifend, wie dies bei den meisten der Fall war. Er heirathete Cinnas Tochter, welche ihm die Julia gebar, entzog sich dem Zorne des Dictators Sulla durch mehrjährigen Aufenthalt in Griechenland und Kleinasien, wo er bereits Proben seiner Kühnheit und Klugheit ablegte. Zurückgekehrt betrat er die Laufbahn der höheren Aemter, wurde Quästor, Aedil und Prätor und that Schritte, welche ihn als Nachfolger der Gracchen u. des Marius erscheinen ließen. C. erkannte, daß die Republik durch Sulla nur scheinbar wiederhergestellt war; eigentliche Volksversammlungen gab es keine mehr, seitdem alle Italiener röm. Bürger waren; die Republik bestand eigentlich nur in der aristokratischen Mehrheit [749] des Senates und die Einheit des großen Gebiets wurde durch die Militärgewalt zusammengehalten, die Heere selbst aber waren keine Bürgerheere sondern Soldatenheere, die ihren Feldherrn gehörten. Durch Volksgunst und ungeheure Geldsummen wurde er Pontifex maximus und erhielt Spanien als Provinz, wo er sich im Kriege übte und Geld sammelte. Zurückgekehrt verband er sich mit C. Crassus und Pompejus, diese 3 brachen das Ansehen des Senats vollends und regierten statt desselben die Republik. Nach seinem Consulate erhielt er Gallien als Provinz. unterwarf alle gallische Völkerschaften nach 9jährigen blutigen Kämpfen, setzte über den Kanal nach Britannien, über den Rhein nach Deutschland und erfüllte Rom mit der Bewunderung kriegerischer Großthaten. Zugleich aber schuf er sich ein treffliches ihm ganz ergebenes Heer u. setzte sich durch die Plünderung Galliens in den Besitz ungeheurer Geldmittel. Nun sah sich Pompejus von ihm überflügelt, schloß sich deßwegen an die Republikaner, den Senat an, und veranlaßte den Bruch. Als der Senat dem C. das Commando abnehmen wollte, weigerte sich C., und als er seine Soldaten bereit fand, ihn gegen die pompejanische Partei in Rom, den Senat, zu vertheidigen, brach er in Italien ein und trieb seine Gegner über das Meer nach Griechenland. Während diese dort ein Heer sammelten, eroberte er mit Blitzesschnelle Spanien, kehrte zurück, landete in Epirus u. schlug den Pompejus 48 v. Chr. bei Pharsalus in Thessalien. Er ging nach Aegypten und gab dies Land der Cleopatra, vernichtete dann die letzten Heere der Republikaner in Afrika und Spanien in den Schlachten von Thapsus und Munda. Rom unterwarf sich ihm und Senat und Volk wetteiferten in Huldigungen. Er ließ den Namen der Republik und ihrer Aemter bestehen, veränderte aber die ganze Verfassung; zuerst wurde er Consul auf 5 Jahre, Volkstribun auf Lebenszeit und dadurch seine Person unverletzlich; dann wurde er Dictator auf 1 Jahr, hierauf auf 10 Jahre, auf Lebenszeit, übernahm die Censur und erhielt den Titel Imperator und damit die gesammte Militärgewalt. Er ordnete nun den Staat, sorgte für Italien und herrschte mild und gerecht. Aber wenn sich auch das gänzlich zerrüttete Volk willig fügte und sich wohl befand, so lebte doch noch in den senatorischen Familien der alte Römergeist; diese konnten keinen Herrn ertragen, C. aber war zu milde um sie zu vertilgen und dies brachte ihm den Tod. Ihre Verschwörung reiste durch C.s Bestreben, sich die äußeren Zeichen der Herrschaft, Diadem und Königstitel anzueignen, wenigstens wollte er außerhalb Italien als König auftreten. In der Senatssitzung vom 15. März 44 v. Chr. umringten ihn die Verschworenen, welche Cassius und Brutus führten, und ermordeten ihn mit 23 Dolchstichen; dadurch wurde nichts gewonnen, als daß Rom eine neue Reihe blutiger Bürgerkriege bestehen mußte. bis die Alleinherrschaft dem Octavianus zufiel. – C. war nicht bloß ein großer Feldherr, sondern glänzte auch als Redner; als Schriftsteller steht er in der ersten Reihe; seine Commentare galten von jeher als Muster eines einfachen, klaren historischen Styls und natürlicher Anordnung.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 749-750.
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