Crassus

[230] Crassus, Beiname mehrer röm. Familien, besonders der Licinii; Lucius Licinius C. mit dem ehrenden Zunamen orator, der Redner, geb. 140, Consul 95, Censor 92, st. 91 v. Chr. Nach Ciceros mehrfachem und begeistertem Zeugnisse war C. nicht nur der beste Redner u. Rechtskundige, sondern auch einer der rechtlichsten Männer seiner Zeit. Schwerlich der Sohn, desto gewisser das Gegenstück zum Vorigen war Marcus Licinius C., mit dem Zunamen dives, der Reiche, welcher sich 83 unter Sulla 32jährig, dann 71 im Sklavenkriege durch Tapferkeit u. Grausamkeit auszeichnete und 70 mit dem deßhalb eifersüchtigen Pompejus Consul wurde. Wie die Habsucht so war auch der Reichthum des C. sprichwörtlich; die bürgerlichen Unruhen nahmen ihm ein ungeheures Erbe, das er durch Sklavenzucht im Großen, Betrieb von Bergwerken und Wucher aller Art zu vermehren gestrebt, aber die Proscriptionen Sullas boten ihm durch wohlfeilen Ankauf der Häuser und Güter der Proscribierten reichen Ersatz, u. sein Reichthum war es, was Cäsar an ihn fesselte. C. wurde 65 Censor, 60 Mitglied des ersten, 56 zu Lucca des zweiten Triumvirates und 55 als Consul mit der Ermächtigung abgefunden, die reiche Provinz Syrien 5 Jahre lang auszusaugen und zu plündern. Nachdem er seinen 7100 Talenten (über 91/2 Mill. Thlr.) neue Millionen u. darunter alles Gold und Silber aus dem Tempel zu Jerusalem beigefügt, stachelten ihn 53 Habsucht und Ehrgeiz zum Kriege gegen die Parther, deren leichte Reiter ihn in die Steppen am Euphrat lockten, wo er auf dem Rückzuge während einer Unterhandlung um Waffenstillstand verrätherisch erschlagen wurde und zwei Drittheile des Heeres verlor.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 230.
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