Havanna

[111] Havanna (eigentlich La Habaña, spr. Habannia), 1) Provinz der Großen Antille Cuba (Spanisches Westindien), 200,000 Ew.; 2) (San-Cristobal de la Habaña) Hauptstadt der Insel u. des ganzen spanischen Westindiens, auf der westlichen Nord-küste in einer Ebene, an der Mündung des Lagida; starke Festung, hat 4 Forts, von denen Morro u. S. Salvador de la Punta, den Hafen, welcher gegen 1000 Schiffe fassen kann, vertheidigen; die Citadelle (la Cabaña) liegt im Innern. Die Stadt, an der Westseite, ist regelmäßig gebaut, mit 2 Vorstädten (de la Salud u. des Serres). H. ist Sitz des Generalcapitäns, eines Bischofs, hat Kathedrale, darin die 1796 von S. Domingo herübergebrachten Gebeine Colombos; Universität, geistliches Seminar, patriotische Gesellschaft, Schifffahrtschule, Botanischer Garten, Irrenanstalt, Hospitäler, Seearsenal, Zollhaus, Bank, 3 Theater, Circus zu Stiergefechten, Gesellschaft für Ackerbau, Industrie u. Künste etc. Man fertigt Gold- u. Silberwaaren, Cigarren, Zucker, Rum u. Chocolade; ansehnliche Schiffswerfte, ausgebreiteter Handel (jährlich laufen gegen 2000 Schiffe ein), namentlich in Tabak, Cigarren, Kaffee, Zucker, Rum etc.; Eisenbahnverbindung über Guines nach Batabano (an der Südküste) u. la Union. Die Spanier halten hier eine bedeutende Garnison (meistens kasernisirt), auch ist H. die Station der spanisch westindischen Flottille. Durch zweckmäßige polizeiliche Einrichtungen ist die sonst so ungesunde Stadt, wo 4/5 der dort ankommenden Europäer an dem endemischen Gelben Fieber starben, so gesund geworden, daß von 100 Kranken nur noch 4 höchstens 8 starben, u. die Bevölkerung 1840 von 30,000 auf 120,000 (mit den Vorstädten selbst auf 172,000) gestiegen ist; unter diesen Einwohnern befinden sich jedoch 30,000 Sklaven; das treffliche Krankenhaus, von Belot angelegt, verpflegt gegen ein Fixum für jeden Tag Kranke aller Art, bes. aber die Fieberkranken. – H. wurde ursprünglich (1515 von Diego Velasquez gegründet) auf der Südküste der Insel in der Nähe des heutigen Batabano erbaut, aber der dortigen ungesunden Lage wegen u. des schönen Hafens halber, welchen die Nordküste bot, 1519 auf die jetzige Stelle verlegt; 1728 die Universität gegründet; 1762 von den Briten erobert, 1764 aber zurückgegeben u. seitdem wurde Stadt u. Hafen sehr befestigt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 111.
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