Fontainebleau

[407] Fontainebleau (spr. Fongtähn' bloh), 1) Arrondissement im französischen Departement Seine u. Marne, 161/2 QM., 7 Cantone, 75,800 Ew.; 2) Hauptstadt desselben an der Eisenbahn von Paris nach Dijon, 71/2 Ml. südöstlich von Paris gelegen; Porzellan- u. Fayencefabrik, öffentliche Bibliothek von 28,000 Bänden, Stadthaus, Justizpalast, 2 Spitäler, kaiserliches Schloß aus 4, nach dem verschiedenartigsten Geschmack u. Styl erbauten Gebäuden, mit vielen Höfen, Galerien, Gängen, 9000 Zimmern, Gärten etc.: Handel mit Wein u. Vieh; regelmäßige Dampfschifffahrt nach Paris, 8500 Ew.; hier u. in der Nähe Obst- u. Weinbau (bes. gute Gutedeltrauben, Chasselas de F.). Die Stadt wird von dem 3 QM. großen Wald von F. umgeben, welcher von Alleen durchschnitten u.[407] reich an schönen Punkten u. Aussichten ist; aus den Steinbrüchen in demselben wird das Pariser Straßenpflaster gewonnen. – Man hält F. für das alte Aquae Segeste (s.d.); König Robert der Fromme baute 998 ein Jagdhaus an der Stelle, wo jetzt F. liegt; dieses verfiel aber, u. Ludwig VII. erneuerte es 1169 u. baute dazu eine Kapelle, weshalb er für den Gründer von F. (lat. Fons Bleaudi) gehalten wird. Franz I. erneuerte das Schloß u. umgab es mit Parkanlagen, gründete guck 1530 die an griechischen u. orientglischen Manuscripten reiche Bibliothek (1595 nach Paris geschafft); die berühmte ebenfalls von diesem Könige angelegte Fontaine ließ Heinrich IV. verändern u. um 5 vermehren. 1550 wurde nnter Franz II. in F. eine Versammlung von Notablen gehalten, wo sich die Verschwörung von Amboise vorbe eitete. Ludwig XIII. wurde 1606 hier geboren u. 1725 die Vermählung Ludwigs XV. mit Maria Leszinska vollzogen. In dem Schlosse ließ 1657 Christina von Schweden den Monaldeschi ermorden; 1762 wurde hier Friedens-präliminarien zwischen England, Frankreich u. Portugal, s. Frankreich [Gesch.]) u. 1784 der Tractat zwischen Kaiser Joseph II. u. den Holländern zur Beilegung des Streites über den Barrieretractat geschlossen Napoleon, der das Schl oß 1804–13 durch Hertault verschönern ließ, residirte gern in demselben, hatte hier am 25. November 1804 seine Zusammenkunft mit Papst Pius VII. u. unterzeichnete das. ihst am 11. April 1814 seine Thronentsagung. Nach der Restauration blieb F. unbewohnt, aber Louis Phil pp wendete seit 1833 wieder viel auf die Erneuerung u. Verschönerung desselben. 1837 wurde hier der Derzog von Orleans mit der Prinzessin Helene von Mecklenburg vermählt. 21. Nov. 1840 Zusammenkunft Louis Philipps mit der Königin Christina von Spanien.

Fontaine brulante, spr. Fongtähn brühlangt), eine durch einen Erdbrand rauchend unterhaltene Quelle in der Nähe von Grenoble (französisches Departement Isère); wurde früher zu den Wundern der Dauphiné gerechnet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 407-408.
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