Fontainebleau

[750] Fontainebleau (spr. fongtän'blō), Arrondissementshauptstadt im franz. Depart. Seine-et-Marne, 79 m ü. M., unweit des linken Seineufers, an der Eisenbahnlinie Paris-Lyon, 59 km von Paris, hat ein College, eine Artillerie- und Genieschule, eine Bibliothek, ein Theater, Denkmäler des 1848 in Paris gefallenen Generals Damesme, des Malers Decamps und des Präsidenten Carnot, Sandsteinbrüche, Weinbau, Porzellanfabrikation, Viehhandel und (1901) 14,023 Einw. Berühmt ist das Lustschloß, ein ausgedehntes, unregelmäßiges Gebäude aus verschiedenen Epochen (13.–18. Jahrh., doch vornehmlich 1527–66 von Gilles le Breson, Pierre Chambiges und Cassoret erbaut), das fünf Höfe umschließt. Von den reich ausgestatteten Innenräumen sind bemerkenswert: die Galerie Heinrichs II. mit Wandmalereien von Niccolo dell' Abbate (nach Primaticcio), die Galerie Franz' I. mit Gemälden von Rossi, die Galerie der Diana, jetzt Bibliothek, die Salles du Conseil und du Trône, die Kapelle Ste. – Trinité u. a. Das Schloß ist von drei Gärten und einem Teich umgeben; nordöstlich befindet sich der Park (84 Hektar), und rings um Schloß und Stadt zieht sich der Wald von F. hin, ein beliebter Ausflugsort der Pariser, der eine Fläche von 16,880 Hektar umfaßt, ausgedehnte Felspartien, malerische Szenerien und Anssichtspunkte enthält, sehr wildreich ist und von zahlreichen Straßen und Wegen durchschnitten wird. Vgl. für das Architektonische: Pfnor, M onographie de F. (Prachtwerk mit Text von Champollion-Figeac, Par. 1873,150 Tafeln), die Renaissancebauwerke betreffend, Pfnors neueres Werk über die Innenarchitektur (1885. 80 Tafeln) und dessen »Guide artistique et historique du palais de F.« (1889). – Robert der Fromme erbaute hier 998 zuerst ein Jagdschloß, das Ludwig VII. 1169 erneuerte, weshalb er für den Gründer von F. (lat. Fons Bleaudi) gilt. Seine Nachfolger hielten sich gern in dem Schloß von F. auf und verschönerten es, namentlich Franz I., Heinrich IV. und Napoleon I. Unter Ludwig XIV. war F. der Aufenthaltsort der Montespan und unter Ludwig XV. der Dubarry. Auch die Königin Christine von Schweden bewohnte das Schloß eine Zeitlang und ließ hier in der Galerie des Cerfs 10. Nov. 1657 ihren Stallmeister Monaldeschi hinrichten. Pius VII. bewohnte es als Gefangener von 1812–14 und schloß hier 25. Jan. 1813 mit Napoleon I. das Konkordat von F.; hier dankte Napoleon I. 1814 ab und nahm Abschied von seinen Garden. Gegenwärtig ist F. im Sommer Aufenthalt des Präsidenten der Republik. Vgl. Bourges, Recherches sur F. (Fontainebleau 1896); Retté, F., la ville, le palais, la forêt (Par. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 750.
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