Kolmar

[660] Kolmar (Colmar), 1) Arrondissement im französischen Departement Haut-Rhin; 301 QM. u. (im Jahr 1851) 211, 682 Ew. in 13 Cantonen; 2) Hauptstadt darin u. des Departements, an dem Gerberbache, einem Arme der Lauch, 1/2 Stunde von der Ill u. an der Elsaß-Eisenbahn (Strasburg-Basel); hier die Behörden des Departements, kaiserlicher Gerichtshof für die Departements Haut- u. Bas Rhin, 2 katholische, 1 protestantische Kirche (die vor der Revolution zahlreichen Klöster sind aufgehoben), Synagoge, Nacheiferungsgesellschaft, Artillerieschule (1774 als Pflanzschule für Cavaliers errichtet, während der Revolution umgeformt), Hospital, mit Hebammenschule, Gymnasium, mit an Incunabeln u. altdeutschen Gemälden reicher Bibliothek, Museum, Taubstummeninstitut, Schauspielhaus; Fabriken in Porzellan, Twist, Leder, Tuch, Seide, Leinwand, Baumwolle, Kattun, Foulards, Shawls, Gerbereien u. Färbereien; Handel, bes. mit Wein; 21,000 Ew. K. ist Geburtsort von den beiden Pfeffel, des Kupferstechers Martin Schön, Rewbel u. des Generals Rapp, welchem Letzten hier auch ein Standbild errichtet wurde. In der Nähe war sonst eine große Pulverfabrik u. Salpeterraffinerie. – K. ist nach Einigen das römische Argentaria, hieß im Mittelalter Columbaria (woraus K. entstand, was schon im 12. Jahrh. vorkommt), war deutsche Reichsstadt u. gehörte zu den zehn, welche unter der Landvogtei Hagenau standen. 1575 wurde die Reformation eingeführt, 1627 aber die Katholische Confession von den Kaiserlichen wieder restaurirt. 1632 entspann sich zwischen den Bürgern u. der kaiserlichen Besatzung ein blutiger Streit; die Bürger siegten u. nahmen dann Schweden ein. 1634 nach der Schlacht bei Nördlingen ergaben sich diese den Franzosen, doch wurde nach dem Westfälischen Frieden die Stadt wieder geräumt. 1672 ergab sich K.[660] nochmals an die Franzosen, u. diese ließen die Festungswerke schleifen, aber 1675 wieder herstellen. 1680 kam K. vermöge des Ryswicker Friedens an Frankreich. Die Festungswerke wurden wieder geschleift. 1815–18 hatte K. österreichische Besatzung. Hier am 2. Juli 1822 Ausbruch einer Militärrevolte, gegen die Bourbonische Regierung unter Oberstlieutenant Caron, s.d. 1).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 660-661.
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