Thüringen [1]

[564] Thüringen, 1) nach der Völkerwanderung das Land zwischen der Werra, dem Thüringerwalde, den Vorbergen des Harzes u. der Saale; begriff das heutige T., fast ganz Hessen, einen großen Theil von Franken, der Oberpfalz u. den Landstrich bis in den Harz u. in das Braunschweigsche hinein. 2) Das eigentliche od. Süd-T. (ohne Nordthüringen) war in folgende Gaue getheilt: der nördlichste war der Helmegau, von Nordhausen bis Artern; daran stieß der Nabelgau, zwischen der Helme, Unstrut u. Wipper, welcher Heringen, Frankenhausen u. die umliegende Gegend begriff; südlich lag der Engelingau bis nach Gorsleben u. Beichlingen; südöstlich von diesem der Altgau; westlich folgte der Watergau, von Mühlhausen bis Tennstedt; westlich von diesem das Eichsfeld, von welchem ein Theil den Westergau, von Mühlhausen bis an die Neffe, ausmachte; westlicher der Luppnitzgau; außerdem der Hörselgau, Ilmengau u.a.; 3) jetzt nur noch Collectivname mehrer Länder in Mitteldeutschland; man bezeichnet als Grenzen jetzt gewöhnlich die Saale, die Unstrut, das Eichsfeld, die Werra u. den Kamm des Thüringer Waldes; Gebirge: der Thüringerwald, der Ettersberg, Hainleite, Finne; Flüsse: die Saale (Nebenflüsse: Unstrut, Ilm, Wipper u.a.) u. Werra (Nebenfluß Hörsel); den Thüringer Wald abgerechnet, ist das Land hügelig, fruchtbar an Getreide, Gemüse, Obst, Holz; hat viel u. gute Viehzucht, Bergbau, Salz u.a.; der fruchtbarste Landstrich ist die Goldene Aue. In T. liegt das Großherzogthum Weimar, das Herzogthum Gotha, die Fürstenthümer Schwarzburg, ein Theil der Herzogthümer Altenburg u. Meiningen (diese Länder nennt man daher auch die Thüringischen Staaten) u. ein Theil der preußischen Provinz Sachsen. Den nördlichen Theil von T. durchschneidet die Thüringische Eisenbahn von Hglle nach Gerstungen mit den Anschlüssen von Corbetha nach Leipzig, von Eisenach nach Lichtenfels (Werrabahn), von Weißenfels nach Gera etc. u. mit der Zweigbahn Fröttstedt-Walthershausen. Vgl. Bechstein, T. in der Gegenwart, Gotha 1843; Derselbe, Wanderung durch T., Lpz. 1850. 4) Ehemals deutsche Ordensballei, enthielt die Comthureien Zwätzen (bei Jena), Liebstädt (bei Weimar), Lehesten u. Nagelstädt; wurde 1806 von Sachsen eingezogen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 564.
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