Eugēn

[943] Eugēn (v. gr. Eugenĭos), männlicher Vorname, so v.w. von edler Abkunft, od. edel gesinnt. I. Heilige: 1) St. E., ein Afrikaner, seit 481 Bischof von Carthago, wurde von dem Arianischen Vandalenkönig Hunerich vertrieben, von Gontamond zurückgerufen u. von Thrasamond wieder vertrieben; er starb 505 in Vians, wohin er sich zurückgezogen hatte; Tag: 13. Juli.

II. Päpste: 2) E. I., ein Römer, vicarirte seit der Entsetzung Martins 653, wurde 654 dessen Nachfolger auf dem Päpstlichen Stuhle u. st. 657; s. Päpste (Gesch.). 3) E. II., Römer, war als Nachfolger Stephans IV Papst 824–827, s. ebd.; er führte die Wasserprobe ein. 4) E. III., vorher Bernhard, aus Pisa, Schüler Bernhards von Clairvaux, Anfangs Abt des Cisterzienserklosters des St. Anastasius zu Rom, folgte 1145 auf Lucius II. u. st. 1153, s. ebd. 5) E. IV., vorher Gabriel Condolmere, ein Venetianer, wurde 1408 Bischof in Siena u. Cardinal, 1431 nach Martin V. Papst u. regierte, obgleich er 1439 von dem Concil zu Basel der Simonie u. Ketzerei angeklagt u. abgesetzt u. an seiner Stelle Felix V. gewählt wurde, doch bis 1447, s. ebd.

III. Fürsten: A) Römische Kaiser. 6) E., vorher Rhetor, Arbogasts Magister officiorum u. wurde nach Valentinians II. Ermordung 392 auf den Thron des Weströmischen Reichs gesetzt, aber von Theodosius besiegt u. 394 hingerichtet, s. Rom (Gesch). 7) E., Anführer von 500 Mann auf der Flotte von Antiochien unter Diocletian, von dieser zum Kaiser ausgerufen, aber an demselben Tage von den Einwohnern von Antiochien erschiggen. B) Könige von Schottland: 8) E. I., Sohn von Fergus I., regierte 420–449, wo er in einer Schlacht gegen die Sachsen blieb, s. ebd. 9) E. II., Sohn Goraus, regierte 535–558, s. ebd. 10) E. III., regierte 605 bis 621, s. ebd. 11) E. IV., regierte 640–644, s. ebd. 1 2) E. V., gelehrt, regierte 644–659, s. ebd. 13) E. VI., regierte 703–721, s. ebd. 14) E. VII., 764 ermordet, s. ebd.

IV. Nichtregierende Fürsten: A) Vicekönig von Italien u. Herzog von Leuchtenberg: 15) E., s.u. Leuchtenberg. B) Prinz von Savoyen-Carignan: 16) Franz E., bekannter als Prinz E., geb. 18. Oct. 1663 in Paris, Urenkel Karl Emanuels des Großen u. Sohn von Eugen Moritz von Savoyen-Carignan u. von Olympia Mancini, Nichte des Cardinals Mazarin. Anfangs zum Geistlichen bestimmt, begehrte er von Ludwig XIV. eine Capitänstelle bei den Dragonern u. ging, da diese, weil der Minister Louvois seine Familie haßte, ihm abgeschlagen wurde, 1683 in kaiserliche Dienste. Nachdem er darauf sich gegen die Türken ausgezeichnet hatte, erhielt er ein Dragonerregiment; 1687 nach der Schlacht bei Mohacz wurde er Feldmarschalllieutenant. Als 1690 der Krieg zwischen Frankreich u. Österreich begann, bewog er den Herzog von Savoyen zur Allianz mit Letzterem u. befehligte das diesem zu Hülfe gesendete österreichische Corps. Vergebens suchte jetzt Ludwig XIV. ihn in französische Dienste zu ziehen; er blieb Österreich treu, wurde Feldmarschall u. 1697 Obergeneral in Ungarn, wo er die Türken bei Zenta schlug u. sie in Folge dessen zum Karlowitzer Frieden zwang. Er war der Held des Spanischen Erbfolgekrieges, abwechselnd in Italien, in Deutschland u. den Niederlanden befehligend, siegte 1701 bei Carpi u. Chiari, wogegen ihm der Überfall von Cremona fehl schlug, kämpfte 1704 mit Marlborough bei Hochstädt, 1706 bei Turin, belagerte Toulon 1707 vergeblich, eroberte 1708 Lille, siegte mit Marlborough bei Oudenarde u. 1709 bei Malplaquet, mußte 1712 die Belagerung von Landrecis aufheben u. schloß endlich, da Österreich von allen Alliirten verlassen wurde, 1714 den Frieden in Rastatt, der durch den in Baden bestätigt wurde. Vgl. Spanischer Erbfolgekrieg. Nach dem Frieden wurde er Statthalter in den Niederlanden. Von 1715–1718 befehligte er gegen die Türken, schlug diese 1716 bei Peterwardein, eroberte Temeswar, 1717 Belgrad u. nöthigte die Türken 1718 zum Passarowitzer Frieden. 1734 übernahm er den Oberbefehl über die Reichsarmee gegen Frankreich, konnte die Eroberung von Philippsburg nicht hindern, deckte aber Mainz u. Freiburg. Indessen schwächte das Alter seine Geisteskraft. Er ging 1735 nach Wien u. starb dort plötzlich 21. April 1736 als Conferenzminister, Hofkriegsrathspräsident, Generalissimus des Kaisers u. des Reiches, kaiserlicher Generalvicarius in Italien, Oberst eines Regiments Dragoner u. Ritter des Goldenen Vließes. Der größte Feldherr seiner Zeit u. in Volksliedern gefeiert, war er zugleich ein Freund der Wissenschaften, namentlich geschichtlicher u. naturhistorischer Studien. Er besaß eine kostbare Bibliothek von 15,000 Bänden, eine reichhaltige Kupferstich- u. Antiquitätensammlung, unterhielt mit den hervorragenden Männern seiner Zeit, wie Leibnitz u. Montesquieu, einen Briefwechsel u. schrieb selbst eine Anzahl von Abhandlungen meist politischen Inhalts. Sein Wahlspruch war: Österreich über Alles! Nicht als Feldherr allein, sondern auch als [943] Mensch stand E. groß da. Gewissenhaft bis zur Pedanterie, überhob er sich niemals u. verfolgte mit eiserner Consequenz was er für das Beste u. Rechte erkannt hatte. Treue u. Anhänglichkeit an seine Freunde u. Gönner war ein hervorragender Grundzug seines Charakters, welcher sich namentlich in seinem Verhältniß zu Marlborough zu erkennen gab, dessen plötzlicher Fall der Freundschaft des Prinzen keinen Eintrag that. Seine Liebe schenkte er der schönen Gräfin Eleonore Strattmann-Batthyany, ohne sich mit ihr ehelich zu verbinden. Die äußere Erscheinung E-s war unbedeutend, sein Benehmen im Umgang eckig u. steif, aber in seinem Herzen wohnte eine biedere u. redliche Gesinnung, die ihm den Kampf mit Neidern u. Intriguanten erschwerte, deren Treiben nicht selten hindernd in seine Feldherrenthätigkeit eingriff. Vgl. J. C. A. Bauer, E. u. Marlborough, Lpz. 1803, u. Arneth, Prinz E. von Savoyen, Wien 1858 ff.; die von Sartori herausgegebenen nachgelassenen Schriften des Prinzen E. (Tüb. 1811–4812) enthalten eine Menge untergeschobene Briefe, deren Unechtheit durch die von E. Heller herausgegebene Militärische Correspondenz E-s, Wien 1848, 2 Bde., nachgewiesen ist. C) Von Württemberg: 17) E. Friedrich Heinrich, 3. Sohn des Herzogs Friedrich Eugen von Württemberg, geb. 1758, trat frühzeitig in preußische Dienste u. vermählte sich 1787 mit der Prinzessin Luise von Stolberg-Gedern, stieg rasch zum Generalmajor, Generallieutenant u. General der Cavallerie, als welcher er 1806 die Reservearmee befehligte u. am 17. Oct. d. J. bei Halle von Bernadotte geschlagen wurde (s. Preußisch-russischer Krieg von 1806–07). Er nahm nach dem Frieden den Abschied u. st. 20. Juni 1822 in Meiningen. 18) Friedr. E. Karl Paul Ludwig, Sohn des Vor., geb. 8. Januar 1788, trat früh in russische Dienste, war schon 1805 Generalmajor u. befehligte 1812 als solcher die 4. russische Division der ersten Westarmee, 1813 war er mit bei Lützen u. Bautzen u. befehligte nach dem Waffenstillstand das 2. Infanteriecorps unter Wittgenstein, das bes. tapfer bei Leipzig focht; später wurde er General der Infanterie u. befehligte als solcher das 7. Armeecorps im Russisch-türkischen Kriege 1828 u. st. 18. Sept. 1857 auf Karlsruhe in Schlesien. Er war vermählt in erster Ehe seit 1817 mit Mathilde, Tochter des Fürsten Georg von Waldeck (st. 1825) u. in zweiter Ehe, seit 1827, mit Helene, Tochter des Fürsten Karl zu Hohenlohe-Langenburg. 19) Herzog E., ältester Sohn des Vor., geb. 25. Dec. 1820, steht in preußischen Militärdiensten u. ist Oberst u. Commandant der 11. Cavalleriebrigade.

V. Bischof: 20) E., Bischof von Toledo, starb 657, spanischer Hymnendichter.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 943-944.
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