Cremōna

[518] Cremōna, 1) Provinz im österreichischen Kronlande Lombardei, grenzt im N. an die Provinz Bergamo u. Brescia, im O. an Mantua, im W. an Lodi-Crema u. im S. an das Herzogthum Parma 24,72 QM.; 204,500 Ew. Das Land ist durchaus eben, von der Adda, dem Oglio u. Po an den Grenzen berührt, von mehreren Kanälen durchschnitten, von fruchtbarem, bes. weidereichem Boden; Producte: Getreide, Mais, Reis, Flachs in Menge, Wein, Oliven, Seide; Rindvieh-, Schweine- u. Pferdezucht; 2) Hauptstadt darin am Po, über den eine gedeckte Schiffbrücke führt; festes Schloß (S. Croce); unter den 45 Kirchen ist die schönste der Dom, dessen Gewölbe auf 40 Marmorsäulen ruht, der Thurm ist 372 Fuß hoch u. gilt mit seinen 498 Stufen für den höchsten u. kühnsten in Italien; Civil-, Criminal- u. Handelstribunal, Bisthum, Kathedralcapitel, Gymnasium, Lyceum, Haupt- u. Mädchenschule, Bibliothek, zwei Theater, Kunstsammlungen, Waisenhaus, Leihhaus; fertigt Seide u. Tuch, musikalische Instrumente (Cremoneser Geigen), Saiten, Wollenzeuge, Hüte, Töpferwaaren, Fayence, chemische Erzeugnisse; lebhafter Handel mit Flachs, Getreide, Seide, Käse, Öl, Wachs, Honig; 29,000 Ew. Geburtsort des Papstes Gregor XIV u. des Dichters Vida. – C., von den Cenomanen um 450 v. Chr. erbaut, gehörte zu Gallia transpadana, war durch Handel reich u. erhielt 218 v. Chr. eine römische Colonie mit dem Beinamen Concordia. Die Legionen des Augustus plünderten u. verbrannten es, weil es zu Antonius hielt. Nach dem Siege der Truppen Vespaniäus über Vitellius bei C. 70 n. Chr. wurde die Stadt von Ersterem zerstört, aber bald darauf wieder aufgebaut; 630 wieder von den Gothen verwüstet; 1184 vom Kaiser Friedrich I. wieder hergestellt, welcher den Thurm der Kathedrale bauen ließ. Es hatte darauf Burggrafen; später wechselte französische, venetianische u. mailändische Botmäßigkeit; 1648 von den Modenesern lange vergebens belagert. Hier am 1. Febr. 1702 Überfall der Franzosen unter Villeroi durch die Österreicher unter Prinz Eugen, s. Spanischer Erbfolgekrieg. 1733 wurde C. von den Franzosen u. Savoyarden[518] genommen, aber 23. August 1736 den Kaiserlichen wieder geräumt; 17. Mai 1796 von den Franzosen genommen, s. Französischer Revolutionskrieg. 1848 vertrieben die Einwohner die österreichische Besatzung, worauf die Piemontesen die Stadt besetzten, bis am 31. Juli Radetzky einzog. Vgl. Clavitelli, Annales cremonenses, Crem. 1588.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 518-519.
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