Mädchenschule

[678] Mädchenschule (Töchterschule), Unterrichtsanstalt für die weibliche Jugend. Die erste eigentliche M. gründete Karl der Große für die Töchter der Vornehmen. Später waren für Bildung u. Unterricht der Mädchen in katholischen Ländern die Nonnen, namentlich die Ursulinerinnen thätig. Seit der Reformation u. dann bes. seit der Mitte des 18. Jahrh. fühlte man immer mehr die Nothwendigkeit besonderer M-n, bes. inden größeren Städten, weil die Anzahl der Knaben u. Mädchen zu groß war, um sie zusammen unterrichten zu können, weil in sittlicher Beziehung aus der Vereinigung beider Geschlechter so leicht Nachtheil erwachsen konnt. So weil die Mädchen zum Theil eine ander Lindung, ihren zukünftigen Verhältnissen gemäß, erhalten mußten, als die Knaben. So entstanden allmälig in allen Städten u. selbst in großen Dörfern M-n. Die M-n für die niederen u. mittleren Classen haben denselben Elementarunterricht wie die Knabenschulen (s. Volksschulen), nur Paß immer auf das weibliche Geschlecht u. die künftige häusliche Bestimmung Rücksicht genommen wird u. deshalb dazu Unterricht in den nützlichen weiblichen Handarbeiten kommt. In den Schulen für die Töchter der vornehmeren Stände kommt zu den gewöhnlichen Unterrichtsgegenständen noch Unterricht in Geschichte, Geographie, Deutscher Literatur, Mythologie, in der Deutschen u. Französischen Sprache, im Gesange, Zeichnen u. allen seinen weiblichen Handarbeiten. Der Unterricht wird von Lehrern u. Lehrerinnen ertheilt; für die Bildung der Letzteren sind neuerlich Seminarien gegründet worden, z.B. in Kallenberg. Auch gibt es in mehreren größeren Städten Fortbildungsschulen für confirmirte Mädchen u. für die Kinder niederer Stände Arbeitsschulen (s.d.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 678.
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