Judith

[171] Judith (im Mittelalter Jutha, Jutta), 1) Tochter des Merari aus dem Stamm Ruben, Wittwe des Manasse; trauerte noch um ihren Gatten, als der Assyrer Holofernes ihre Vaterstadt Bethulia belagerte. J. ging in das Lager des Holofernes, spielte die Verrätherin u. Buhlerin u. verlangte am dritten Tage die Nacht mit ihm zuzubringen; Holofernes stellte einen Schmaus an, u. als er trunken u. eingeschlafen war, hieb ihm J. den Kopf ab, kehrte mit demselben in die Stadt zurück u. ließ bei Anbruch des Tags einen Ausfall thun, in dem die Assyrer geschlagen wurden. Sie starb geehrt in ihrem 105. Jahre. Dies der Inhalt des Apokryphischen Buches J., welches ursprünglich hebräisch od. chaldäisch geschrieben war, jetzt aber nur noch in dem, von einander abweichenden Texte der Septuaginta u. Vulgata u. noch sechs anderen übrig ist. Commentar von O. F. Fritsche, 1853. 2) J., Tochter des Grafen Welf von Baiern, seit 819 Ludwigs des Frommen zweite Gemahlin; Mutter Karls des Kahlen. Da sie vom Kaiser Alemannien u. Rhäten für ihren Sohn erlangt hatte, verbanden sich ihre Stiefsöhne, Lothar, Ludwig u. Pipin, gegen sie u. klagten sie des Ehebruchs mit Bernhard, Grafen von Barcelona u. Toulouse, an; deshalb schickte sie 830 Pipin nach Poitiers in ein Kloster, nahm sie aber 831, nachdem sie sich von der Beschuldigung gereinigt hatte, wieder an 833 wurde sie von ihrem Stiefsohn Lothar abermals in ein Kloster geschickt, aber 834 wieder frei u. st. 843. 3) J., Tochter Karls des Kahlen war vermählt erst an König Ethelwolf von England, nach dessen Tode, 858, an ihren Stiefsohn Ethelbald u. 863 an den Grafen Balduin von Flandern, s. Flandern (Gesch.). 4) J., Tochter des Herzogs Arnulf von Baiern, Gemahlin des Herzogs Heinrich I. von Baiern, Mutter Heinrichs II., s.u. Baiern (Gesch.) I. 5) Cäcilie, Tochter des Landgrafen [171] Ludwig II. von Thüringen, zweite Gemahlin des Königs Wladislaw IV. von Böhmen; seit 1174 Wittwe. 6) Bona, Tochter des Königs Johann von Böhmen; wurde 1329 an den Markgrafen Friedrich von Meißen versprochen, da dieser aber eine andere heirathete, 1331 an Johann, ältesten Sohn des Königs Philipp von Frankreich, vermählt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 171-172.
Lizenz:
Faksimiles:
171 | 172
Kategorien: