Kopf [1]

[701] Kopf (Caput), 1) der Obertheil des Körpers der Menschen u. Thiere, der das Gehirn u. die höheren Sinnesorgane in sich faßt u. mit dem Rumpf durch einen verschmälerten Theil (Hals) mit mehr od. minderer Gelenkigkeit verbunden ist; bei wenigen Thieren aber auch ungelenkig u. als ein vorderer u. vorgestreckter Theil des Rumpfes erscheint. Bei Thieren tritt der K. um so bestimmter hervor, je mehr das Gehirn als Centraltheil des Nervenlebens sich entwickelt hat. Thieren auf den niedrigsten Stufen fehlt er ganz, die daher (nach Latreille) auch als Kopflose (Acephala) eine dritte Reihe (von Eingeweidewürmern abwärts) bilden, wogegen die mit K. versehenen Thiere als Wirbelthiere, mit eigentlichen K. u. als Kleinkopfthiere mit einem mehr od. minder deutlichen kopfartigen Gebilde in eine erste u. zweite Reihe zusammengestellt werden. Am K-e. befindet sich dann immer auch der Mund, als die Öffnung des Nahrungskanals. In den höheren vier Thierklassen (Wirbelthieren) hat der K. immer eine harte Grundlage, die nur bei Knorpelfischen knorpelig, sonst knöchern ist, welche in Verbindung auch eigen als knöcherner K. unterschieden wird. Der Menschenkopf zerfällt zunächst in den Schädeltheil, welchem der knöcherne Hirnschädel zu Grunde liegt, u. das Gesicht. Zu ersterem gehört die ganze, mit Haupthaaren bedeckte Gegend des K-s bis zur Nackengrube, mit Schläfen u. Ohren; zu letzterem die Stirn u. die ganze vordere Fläche des K-s. Augenhöhlen, Nasenhöhlen, Mundhöhle u. Unterkiefer. Auch unterscheidet man Hinter- u. Vorderkopf, oberhalb durch den Scheitel, seitwärts durch die Schläfe in einander übergehend. Eigentheile, wie Augen, Ohren, Nase, Mund, Backen, Kinn etc. s.u. eigenen Artikeln; 2) hervorragender, oberer od. Haupttheil, bes. wenn er sich durch Rundung od. große Masse auszeichnet, z.B. an der Drehbank, das aus der Vorderdecke hervorragende kurze Ende der Spindel; am Schloß das hervortretende Ende des Schließriegels; 3) auch oberer vorderer Theil, vgl. Haupt; 4) in der Schiffersprache das obere Ende eines jeden Gegenstandes, eines Mastes, einer Planke, des Ruders, auch für Bug gebraucht; ein Schiff mit einem vollen K.; 5) (Perotte), ein Theil des Bruchbandes, s.d.; 6) so v.w. Schröpfkopf; 7) die kürzere Seite eines zweiarmigen Hebels; 8) in der Baumwollenspinnerei ein zur einmaligen Bearbeitung gehöriges System von Streckwalzen; 9) am Flachs der obere Theil; 10) (Gießkopf), das als Ausfüllung der Gußrinne u. des Eingusses an dem Gußstück sitzende Metall, welches später abgeschnitten wird; bei Kanonen heißt er verlorener K. u. sitzt als dicker hoher Gußzapfen auf dem Mündungsende; 11) so v.w. Köpfchen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 701.
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