Mundhöhle

[534] Mundhöhle, die unterste der Kopfhöhlen, welche unterhalb des Bodens der Nase nach außen von den Backen u. Lippen, unterwärts von dem Unterkiefer u. den an diesem einwärts u. vorwärts sich anfügenden Weichgebilden umgrenzt wird, hinterwärtsin die Rachenhöhle übergeht, vorwärts aber durch die Mundspalte od. den Mund, im engeren Sinne nach außen sich öffnet. Die Zähne bilden, wenn die beiden Zahnreihen an einander gefügt sind, eine natürliche Abscheidung der M. in eine vordere u. hintere M., so wie die Zunge für letztere die in eine obere u. eine untere Abtheilung. Die Grenze der hinteren M. wird vom Gaumenvorhang gebildet. Die gesammte M. wird von einer eigenthümlichen Schleimhaut (Mundhaut) ausgekleidet, welche selbst eine Fortsetzung der über die Lippen nach innen sich umschlagenden äußeren Haut ist, aber nur aus einer weichen dicken Oberhaut besteht u. durch die Ausführungsgänge einer Menge Schleimdrüsen durchdrungen wird, welche unter ihr liegen, u. durch welche, so wie durch den, aus den Speicheldrüsen zufließenden Speichel sie immer feucht erhalten wird. Die knöcherne Grundlage der M. bilden unterwärts der Körper des Unterkiefers mit dessen Zahnfächerfortsätzen u. den unteren Zähnen, oberwärts die Zahnfächerfortsätze des Oberkiefers, nebst den oberen Zähnen, ferner oberwärts die Gaumenfortsätze des Oberkiefers u. der horizontale Theil der Gaumenknochen jeder Seite, als knöcherner Gaumen, hinterwärts zugleich die Spitzen der Flügelfortsätze des Keilbeins u. der Gaumenbeine. Die. Zahnfächerfortsätze beider Kiefer werden von dem Zahnfleische umkleidet, an welches sich die Mundhaut nach außen fest anlegt, u. welches auch, sich fortsetzend, eine ähnliche Substanz zum Überzug des knöchernen Gaumens abgibt. Die M. kommt zunächst als Umgebung, theils selbst auch als Sitz des Geschmacksorgans, zugleich aber auch als das Hülfsorgan des Verdauungs- u. Athmensprocesses, wie auch der Sprache in Betracht. Wegen ihrer nahen Beziehung zu der Verdauung, u. indem sie gewissermaßen nur eine Fortsetzung des obersten Theiles des Darmkanals ist, fehlt sie in der Thierreihe auch den Thieren der niederen Stufen, bis zu den Würmern herab, nicht; jedoch wird sie bei Thieren in so fern einfacher, als diese der Sprache, theilweise selbst der Stimme, ja wohl selbst der Geschmacksorgane, bes. der Zunge, entbehren. Dagegen ersetzt sie vielen zum Theil den Mangel der Hände; man findet daher auch in niederen Thieren, wo die vorderen Extremitäten zu Greiforganen nicht ausgebildet sind, die Kinnladen stärker entwickelt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 534.
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