Gaumen

[15] Gaumen (Palatum), 1) (Anat.), die Scheidewand zwischen Mund- u. Nasenhöhle. Für jene macht der G. zunächst als knöcherner G. die flach gewölbte, mit einer eignen, festen, fleischigen Substanz (Gaumenhaut) überzogene Decke (Gaumengewölbe) aus, nimmt Theil an der Sprache (vgl. Gaumenlaute) u. gewährt beim Schlucken der Zunge eine feste Anlage. Der knöcherne G. wird vorwärts u. größtentheils von den Oberkieferbeinen, hinterwärts von eignen Knochen (Gaumenbeinen, Ossa palatina) gebildet. Sie verbinden sich durch die Gaumennaht (Sutura palatina), die knöcherne Zusammenfügung (fast nur eine Harmonie bildend) der beiden Oberkieferbeine am G. u. hinterwärts der Gaumenbeine mit ihren horizontalen Theilen. Mit ihm ist hinterwärts der Gaumenvorhang (weicher G., Gaumensegel, Velum palatinum) verbunden, der sich in der Mundhöhle hinterwärts als eine bewegliche Haut herabsenkt, seitwärts rechts u. links von zwei bogenartigen Falten (Gaumensäulen, Gaumenbogen, Arcus palatini), die zwischen sich die Mandeln (Tonsillae) aufnehmen, anhebt, in der Mitte aber in eine eigne fleischige Verlängerung, das Zäpfchen (Uvula), sich endigt. Durch dieselbe kann die Nase hinterwärts verschlossen werden; bes. legt er sich beim Schlucken an die Nasenöffnung fest an. Die Gaumentheile sind zum Sprechen u. Schlingen unentbehrlich, wie sich das bei gänzlicher od. theilweiser Zerstörung (bes. durch Syphilis) od. auch bei Mißbildung (Wolfsrachen, Hasenscharte) zeigt. Die Gaumenmuskeln (Musculi veli palatini) dienen zur Bewegung des weichen Gaumens, also bes. beim Schlucken; namentlich als gepaarte Muskeln: a) der Gaumenspanner (Circumflexor palati); b) der Gaumenheber (Levator veli palatini); c) als ungepaarter Muskel der unpaarige Zapfenmuskel (Azygos uvulae), die sämmtlich zum Anspannen u. Aufwärtsziehen des weichen Gaumens wirken; ferner paarig: d) der Rachen schnürer (Musculus glossostaphylinus) u. e) Gaumenrachenmuskel (Gaumenschlundkopfmuskel Musculus pharyugo-palatinus), die durch Herabziehen des weichen Gaumens zum Niederschlucken mit behülflich sind. Gaumendrüsen (Glandulae palatinae), kleine Schleimdrüsen, bes. in dem weichen Gaumen, deren abgesonderter Schleim sich mit dem Speichel vermischt. Die Gaumenvenen (Venae palatinae), die dem Laufe nach den Gaumenarterien entsprechenden Venen, deren größte in die Zungenvene einmündet. Die Gaumenarterien; s.u. Kopfarterien; die Gaumenbeine, s.u. Gesichtsknochen. 2) (Bot.), s.u. Blüthe II. A) a) bb).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 15.
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