Venen

[428] Venen, diejenigen blutführenden Gefäße, welche das durch die Arterien in alle Theile des Körpers geleitete Blut aus diesen zu den Vorhöfen des Herzens[428] zurückführen. Mittelst der Capillargefäße stehen, sie mit den feinsten Enden der Arterien in Zusammenhang Sie nehmen ihren Ursprung aus dem Capillargefäßnetze der Organe als kleine, netzförmig unter einander zusammenhängende Gefäßchen (Venenwurzeln), welche nach u. nach zu größeren Zweigen sich sammeln u. endlich nur einige wenige große Venenstämme bilden. Sie begleiten die Arterien auf ihrem Laufe nur in entgegengesetzter Richtung. Sämmtliche V. als organisches Ganze betrachtet bezeichnet man als Venensystem, welches man in ein großes Venensystem, dem System der Aorta entsprechend, u. in ein kleines Venensystem, welches dem System der Lungenarterie entspricht, entheilt Die Pfortader ist gleichsam in das große Venensystem eingeschoben. Zur Ernährung der V. dienen eigene Blutgefäße u. Nerven (Arteriae, Venae, Nervi venarum). Die V. sind dünnhäutiger als die Arterien u. fallen daher, wenn leer, zusammen u. können leicht zusammengedrückt werden. Die Wände der meisten V. bestehen nur aus zwei in einander eingeschlossenen Häuten (Venenhäute), der äußeren (zelligen) u. einer inneren (allgemeinen Gefäßhaut); an den größeren Venenstämmen zeigt sich dann noch eine mittlere (die sogen. Faserhaut). Letztere wird an den großen Venenstämmen in der Nähe des Herzens durch wahres Muskelgewebe ersetzt. Manche B. haben Klappen (Valvulae venarum), Taschenventile, gleichsam entstanden durch Faltung der innersten Gefäßhaut. Sie hängen mit dem einen convexen Rande mit der Gefäßwand zusammen, wo ein kleiner Wulst (Damm, Agger) entsteht; der andere, etwas ausgeschnittene u. dickere Rand ragt frei in die Höhle der Vene hinein u. ist deren sackförmige taschenähnliche Vertiefung (Sinus), mit ihrer Öffnung nach dem Herzen hin gerichtet, so daß das rückstauende Blut diese anfüllt, das Lumen der Vene schließt, während die Klappe von dem vorwärts strömenden Blute an die Venenwand angedrückt wird. Die Klappen finden sich nur an denjenigen Stellen, wo die Circulation durch die Schwere der Blutsäule od. durch Druck leicht gestört werden könnte, daher fehlen sie in den V. weicher drüsiger Theile od. in den Körperhöhlen. Als Unterschiede der V. von den Arterien kann man weiter anführen, daß erstere weiter u. zahlreicher sind, denn obgleich sie fast alle mit den Arterien verlaufen, so kommen doch öfters neben einer Arterie zwei V. vor u. finden sich unter der Haut im Zellgewebe, wo keine größeren Arterien zu finden sind, sehr viele u. nickt unbedeutende B., die sogen. Hautvenen Venae subcutaneae s. superficiales), zum Unterschied von den in der Tiefe gelegenen, Venae profundae. Hinsichtlich der Weite nimmt man an, daß der Durchmesser aller V. ungefähr noch einmal so groß ist, als der Durchmesser der Arterien; ferner verlaufen die B. mehr in gerader Richtung, wodurch der Lauf des Blutes in ihnen begünstigt wird, was nothwendig ist, da die Zusammenziehung des Herzens weit weniger Einfluß auf die Fortschaffung des Blutes in ihnen hat, als in den Arterien.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 428-429.
Lizenz:
Faksimiles:
428 | 429
Kategorien: