Höhle

[469] Höhle, 1) Hohlraum unter der Erdoberfläche, völlig verschlossen (deren man viele im Inneren des Erdkörpers annehmen kann) od. durch schmale Öffnungen zugänglich, oft durch Kunst erweitert, wie die im St. Petersberg bei Mastricht (s.d.). Die natürlichen finden sich meist in Kalkgebirgen u. bestehen aus, zum Theil in einander laufenden Gängen od. aus Grotten, welche dann auch wohl durch Gänge verbunden sind. Sie laufen theils horizontal, theils senkrecht, theils schräg, so daß sich in der Tiefe Wasser ansammelt, von welchem auch wohl Bäche nach außen gehen. Ihre Tiefe beträgt bei manchen wohl über 1000 Fuß; andere sind ihrer Tiefe nach noch gar nicht ergründet; ihre Länge dehnt sich bei mehreren bis zu einigen Stunden aus; häufig findet man in ihnen Tropfstein u. mittelst desselben sonderbar gebildete Formen (Stalaktitenhöhlen). Auch sind mehrere reich an Versteinerungen, auch Knochen u. Zähnen von bekannten, od. auch Urweltsthieren. Die Luft in ihnen ist oft von der Temperatur tiefer Keller u. Gruben verschieden, wechselnd steigend u. fallend, auch wohl der äußeren Temperatur entgegengesetzt, so daß sich im Sommer in ihnen (als Eishöhlen) Eis bildet, welches im Winter schmilzt. In anderen (Windhöhlen) findet sich stets ein starker Zug durch kleine Öffnungen. Merkwürdige H-n in Deutschland: die Baumanns- u. Bielshöhle, die Muggendorfer, die Adelsberger u.a. in Krain, die Liebensteiner H., das Klutter in Westfalen; in England die Castletownshöhle; in Schottland die H. bei Stams, die Fingalshöhle auf Staffa; in Frankreich die Grotte de la Balme; in der Schweiz die Baume de Chèvres; in Italien die Hundsgrotte,[469] die H. in Monte Avio u. die H. bei Sora; in Griechenland auf Antiparos, Naxos, Tinos, das Pentelikon, zu Polyandros, Thermia, die des Trophonios; auf Kreta das Labyrinth; in Ungarn die H. bei Scelicze; in der Walachei die Veteranische H.; auf Island die Surthöhle (s.d. a.). H-n waren u. sind zum Theil künstlich dazu vorbereitet ed. auch erst gegraben, vielfach Wohnstätten der Menschen (vgl. Troglodyten), um gegen Wind u. Witterung, od. auch gegen feindliche Angriffe, bei Reisen, für Heerden Sicherheit zu finden. Häufig dienten sie als Schlupfwinkel für Räuber (Räuberhöhlen), als Hinterhalte gegen Feinde, zu Begräbnißstätten. Thiere benutzten ebenfalls H-n als natürliche ihnen verliehene Sicherheitsstätten. Abgelebte Raubthiere finden gewöhnlich in denselben ihren Tod, daher auch die häufigen fossilen Thierknochen in H-n. Mehrere Thiere, denen die Natur ihren gewöhnlichen Aufenthalt unter der Erde anweist, graben sich ihre H-n, welche aber nicht immer diesen Namen erhalten, sondern als Löcher, Gruben, Gänge, Baue etc. bezeichnet werden; 2) (Bergb.), Kasten od. Trog, der auf dem Höhlwagen befestigt ist, um darin Erz auf die Hüttenwerke zu fahren; faßt 16 Centner, od. 34 Körbe, od. 8 Karren u. dient so auch als Maß; 3) im thierischen Körper ein verschlossener, od. durch Öffnungen mit anderen verbundener Raum, in den mannigfaltigsten Weisen. So unterscheidet man zunächst die drei großen Körperhöhlen, in denen die Hauptapparate des organischen Lebens aufgenommen sind (Schädel-, Brust- u. Bauchhöhle), in den einzelnen Organen aber auch wieder besondere Räume, wie Gehirn-, Herz-, Magenhöhle, auch zusammenhängende Räume von wieder verschiedenartiger Bildung, wie Nasenhöhlen, Mundhöhlen, auch wohl nur bloße Zwischenräume, wie Beckenhöhlen, Räume in Knochen, als Knochenhöhlen (s.d. a.), sowohl verschlossene, als blos grubenartige. Sind sie zur Aufnahme, od. zum Durchgang von Flüssigkeiten bestimmt, so heißen sie meist Behälter od. Gefäße (s.d. Anat.). Vgl. Cavitäten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 469-470.
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