Hasenscharte

[80] Hasenscharte (Labium leporinum), widernatürliche Spaltung der Oberlippe, bedingt durch einen Fehler der ersten Bildung im Mutterleibe. Die H. ist einfach od. doppelt, von sehr verschiedener Form u. oft mit einer Spaltung des Oberkiefers u. des harten u. weichen Gaumens (Wolfsrachen, Palatum fissum) vergesellschaftet. Bei doppelter H. setzt sich die Spalte auf beiden Seiten in die Nase hinein fort, u. oft wächst am unteren Theile der Nasenscheidewand ein Knochenstück, welches mehrere Schneidezähne trägt, in die Spalte hinein. Abgesehen von der Verunstaltung stört die H. je nach ihrer Ausdehnung beim Saugen, Kauen, Schlucken u. Sprechen. Die Hasenschartenoperation besteht darin, daß die wundgemachten Lippenränder durch die blutige Naht vereinigt werden. Einer gleichzeitigen Spaltung des Gaumens kann durch Operation od. durch anderweite Kunstmittel abgeholfen werden, s. Wolfsrachen. Die Hasenschartenoperation verrichtet man schon bei ganz zarten Kindern, weil sie am Saugen behindert sind, jedoch ist das ungestüme Schreien der Kinder nicht selten Ursache, daß der Erfolg der Operation durch Ausreißung der Nähte völlig vernichtet od. die Narbe minder schön wird.

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Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 80.
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