Hals [1]

[885] Hals, 1) (Collum, Anat.), am thierischen Körper der Kopf u. Brust verbindende u. daher bald zu jenem, bald zu diesem gerechnete Theil. Durch bedeutende Verschmälerung ausgezeichnet erscheint er nur bei den Vierfüßlern u. Vögeln, auch an einigen Amphibien (Schildkröten u. Eidechsen), wogegen er bei Thieren niedriger Klassen gar nicht vorkommt, wie bei den meisten Wassersäugethieren, bei Schlangen, bei Fröschen u. Krebsen, bei den Fischen u. Würmern, od. wie bei Insecten, nur einen Einschnitt bildet. Beim Menschen ist der H. bedeutend kürzer, aber zugleich runder u. schmäler, als bei den meisten Vierfüßlern. Da er in gewöhnlicher Körperhaltung in seinem Schwerpunkt meist unterstützt wird, ist er, bei verhältnißmäßig kleinen Muskeln, doch sehr beweglich. Am breitesten ist er unter dem Hinterkopf, mehr verschmälert zu beiden Seiten, am meisten aber tritt er vorwärts unter dem Kinn zurück. Als Norm der Halslänge wird für den hintern Theil 1, für den vordern 1/8 Gesichtslänge gerechnet. Der Hintertheil wird als Nacken unterschieden; in ihm hat der H. seine knöcherne Grundlage, s. Halswirbel. Der Vordertheil besteht aus den beiden, durch ihn zum Körperstamm vom Kopf aus hindurchgehenden Luft- u. Speisewegen; alle übrigen Theile sind entweder Fortsetzungen anderer Organe, namentlich die Halsgefäße u. Halsnerven, od. beziehen sich auf Halstheile od. auch Kopf- u. Brusttheile, s. Halsdrüsen, Halsligamente, Halsmuskeln, Adamsapfel, Kehlgrube. Von außen wird der H. vorwärts u. seitwärts, wie das Gesicht, von einer seinen, gefäß- u. nervenreichen Haut (Halshaut) überzogen, die, bes. bei Frauenzimmern, bis zum Busen am Erröthen Theil nimmt. Eine Folge der zusammengedrängten Lage vieler wichtiger Organe in einem kleinen u. nicht durch knöcherne od. starke, fleischige u. fettreiche Hüllen geschützten Raum ist die, daß der H. vor andern Theilen äußern, leicht tödtlichen Beeinträchtigungen u. Verletzungen ausgesetzt ist. 2) Nach der Analogie, wegen Verschmälerung, auch besondere Bezeichnung von Stellen an einzelnen organischen Theilen, bes. an Knochen, wo ein abgerundeter Obertheil auch als Kopf unterschieden wird, so beim Schenkelbein, als Schenkelhals u.a., aber auch an Weichtheilen, ohne Unterscheidung eines Kopfs, wie der Harnblasenhals u.a.; 3) das, womit der H. bekleidet wird, daher auch ein H. Perlen, so viel Perlen, als zu einer Halsschnur nöthig sind; 4) ein Kleidungsstück, das unmittelbar am H. liegt, wie Hemdenhals; eben so auch Hälschen; 5) verschmälerter Obertheil an Geräthschaften, Figschen, Pflanzentheilen etc., bes. wenn oben ein kurzer sich verbreitender Theil (Kopf) darauf sitzt; 6) der Theil zwischen dem Schaft u. Capital bei dorischen u. toscanischen Säulen; 7) eine zwischen zwei Eisfeldern künstlich (mittelst Eissägen) gemachte od. natürliche lange, schmale Öffnung 8) H. des Ankers, Stelle, wo Arme u. Schaft zusammengeschweißt sind; 10) (die [885] Halse, H. eines Segels), Taue, mit denen die unteren Ecken eines Quersegels (Untersegels) nach vorn gespannt werden; sie erhalten ihren Namen je nach den Segeln, z.B. Großhais, Fockhals, Befahnhals; Halsen vor Commando, um sie anzuholen, wenn der Wind schrallt (s.d.); Halsen auf Commando, um sie loszuwerfen u. die unterm Ende der Segel zu hissen; beim Wenden u. wenn der Wind raumt zwischen zwei H-en segeln, od. mit offenen H-en, wenn man vor dem Winde (16 Striche) läuft.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 885-886.
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