Hals

[316] Hals nennt man denjenigen Theil des Körpers, welcher den Kopf mit dem Rumpfe verbindet, aus Knochen, Knorpeln, Muskeln und Bändern zusammengesetzt, mit sehr großen Puls- und Blutadern, einer Menge von Saugadern, Nerven und Drüsen versehen ist, einen Theil der Speicheldrüsen, den Schlund, den Anfang der Speiseröhre, den Kehlkopf nebst der Schilddrüse, den obern Theil der Luftröhre und einen Theil des Rückenmarks enthält und unter der äußern, stellenweise mit vielem Zell- und Fettgewebe ausgepolsterten Haut noch von einer besondern sehnigen Umhüllung umgeben wird. Er hat eine längliche, mehr oder weniger abgerundete, nach dem Alter, Geschlecht u.s.w. etwas verschiedene Gestalt, indem er z.B. nach dem Eintritte der Mannbarkeit bei Männern im Allgemeinen dicker, kürzer und so zu sagen eckiger, bei Frauen und Mädchen dagegen länger, schlanker und doch dabei abgerundeter erscheint, und bietet eine vordere und hintere Fläche dar. Die vordere wird nach vorn und oben durch den Umriß der untern Kinnlade, nach unten durch das Brustbein und die Schlüsselbeine begrenzt, die hintere in ihrem obern Theile, welcher der Nacken heißt, von dem Hinterkopfe, nach unten von dem Rücken und den Schultern, in welche sie fast unmerklich übergeht. An der vordern Fläche unterscheidet man durch die Haut hin durch, die hier weißer, zarter und weicher zu sein pflegt als an der hintern, mit Querfurchen versehen und bei dem erwachsenen Manne mit Haaren besetzt ist, welche einen Theil des Bartes ausmachen, von oben nach unten zuerst das Zungenbein, dann den Schildknorpel, einen Bestandtheil des Kehlkopfs, der bei Männern einen mehr oder weniger beträchtlichen eckigen Vorsprung, den sogenannten Adamsapfel, bildet, den Ringknorpel, die Luftröhre, die Schilddrüse, welche bei Erwachsenen weiblichen Geschlechts in der Regel von beträchtlicherm Umfange ist und durch ihre Vergrößerung zu einem Kropfe ausarten kann, und die sogenannte Kehle, eine an der untern Grenze der vordern Fläche des Halses befindliche Vertiefung. Die hintere Fläche des Halses bietet nach oben in der Mitte eine Vertiefung und auf jeder Seite derselben einen Vorsprung dar, der durch die Streckmuskeln des Kopfes gebildet wird. Die Haut ist hier nicht so weiß und zart, aber dicker als an der vordern Fläche, in ihrer obern Partie ebenfalls mit Furchen versehen und wie die Kopfhaut mit Haaren bedeckt. Seine Festigkeit und seinen Halt verdankt der Hals hauptsächlich den Halswirbeln, dem Theile der Wirbelsäule, der gleich einem Stiele von der Brust emporsteigt und den Kopf trägt. – Unter Halskrankheiten versteht man solche, welche ihren wesentlichen Sitz in irgend einem Gebilde des Halses haben. Dahin gehören namentlich die verschiedenartigen, mit dem Namen Bräune (s.d.) belegten Entzündungen einzelner Theile des Halses, so z.B. [316] der Mandeln, des Schlundes und der Speiseröhre, des Kehlkopfs, der Luftröhre, Geschwüre im Schlunde, im Kehlkopfe und in der Luftröhre, welche letztere Halsschwindsucht veranlassen, verschiedenartige Gefäßvereiterungen und Geschwülste, die widernatürliche Vergrößerung der Schilddrüse, der Kropf, die Schiefheit des ganzen Halses, die Anschwellung der verschiedenen in und am Halse gelegenen Drüsen u.s.w. Halskrankheiten sind immer mehr oder weniger bedenklich, oft lebensgefährlich, nie zu vernachlässigen oder leicht zu nehmen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 316-317.
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