Bräune

[313] Bräune heißen alle von Geschwulst und Entzündung des Halses herrührenden Krankheiten, bei denen schmerzliche Behinderung des Athemholens, Schlingens und Sprechens die Hauptbeschwerden ausmachen. Nach den von der Entzündung am heftigsten ergriffenen Theilen des Halses unterscheidet man die Bräune der Luftwege, der Speisewege, der Mund- und Rachenhöhle und die der äußern Theile, obgleich gewöhnlich mehre gleichzeitig davon befallen werden. Eine besonders gefährliche Bräune ist die sogenannte häutige Bräune oder der Croup, auch das Hühnerweh genannt von den dabei durch das Athemholen hervorgebrachten, dem Krähen eines jungen Hahnes ähnlichen Tönen. Sie besteht in heftiger Entzündung der innern Haut des Kehlkopfes und der Luftröhre, bei welcher durch Ausschwitzung einer gewöhnlich zu Häuten gerinnenden Lymphe der Durchgang für die Luft leicht verschlossen und Erstickungsgefahr herbeigeführt wird. Erkältung und begünstigende Witterungseinflüsse erzeugen zunächst dieses Übel, welches am häufigsten Kinder unter zehn Jahren, im Ganzen mehr Knaben als Mädchen befällt, gewöhnlich mit Mattigkeitsgefühl, Verdrießlichkeit, Schnupfen, Husten, Heiserkeit und Fieber beginnt, zu denen sich bald Beengung im Halse und beschwerliches Athemholen, endlich ein heiserer, eigenthümlich bellender Husten und heftige Beängstigung gesellen, wobei das Gesicht ein gedunsenes, oft bläulich rothes Ansehen erhält. Dieser Zustand dauert indeß selten über drei Tage, indem nämlich bald die schon oben erwähnten Ausschwitzungen von gerinnbarer Lymphe in der Höhle des Kehlkopfs und der Luftröhre eintreten und der Husten nun entweder feucht und locker wird, den häutigen Schleim auswirft, während ein wohlthätiger, allgemeiner Schweiß ausbricht, oder im Gegentheil die Beschwerden und Beängstigungen schnell zunehmen. Die Kranken wissen sich nicht mehr zu lassen, suchen sich auf jede Art Luft zu verschaffen, schleudern deshalb gewaltsam den Kopf nach rückwärts, reißen die Zunge aus dem Munde, oft so, daß sie blutet, klammern sich verzweifelnd an die Umstehenden und ihr von kaltem, klebrigem Schweiße bedecktes, in seinen Zügen ganz verändertes Antlitz wird der Spiegel ihrer Todesangst. Zuweilen treten Betäubung, Krämpfe und dergl. ein und es erfolgt während heftiger Hustenanfälle der Tod durch Erstickung. Manchmal gelingt es jedoch in diesem entscheidenden Zeitpunkte der Natur, das ganze häutige Gebilde auf einmal auszuwerfen und dann tritt auch schnell Besserung ein. Bei diesem bösartigen Übel kann gewöhnlich nur schnelle Hülfe retten und fruchtet selten, wenn sie nicht in den ersten 24–36 Stunden kräftig eingreift. Bei Kindern, die davon befallen werden, ist besonders deshalb Aufmerksamkeit nöthig, weil der Croup nicht selten nach seinem ersten Eintreten eine Pause macht, während welcher die Gefahr verschwunden scheint.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 313.
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