Krampf

[658] Krampf bezeichnet einen Krankheitszustand, der sich hauptsächlich durch unwillkürliche Bewegungen der Muskeln oder muskulöser Theile äußert, im weitesten Sinne des Wortes jedoch alle Theile des Körpers befallen kann, die ihrer Beschaffenheit nach das Vermögen besitzen, sich zusammenzuziehen, zu verkürzen und zu verdichten. Krampf in dem erstgenannten Sinne unterscheidet sich in den tonischen Krampf, bei welchem anhaltende Zusammenziehung der Muskeln statt hat, und in den sogenannten klonischen Krampf oder die Zuckung, Convulsion, wobei die Zusammenziehung mit Erschlaffung wechselt. Zu den wesentlichen Erscheinungen, welche den Zustand von Krampf begleiten, gehören Verkürzung, Anschwellung, Hart- und Schmerzhaftwerden der vom Krampfe befallenen Muskeln oder sonstigen Gebilde, wodurch Zuckungen, Verzerrungen, Verdrehungen, Spannungen, Verengerungen u. dergl. entstehen. Dagegen sind Erscheinungen, die sich zwar oft, nicht aber nothwendig zu Krämpfen gesellen, Härte, Zusammengezogensein, Unterdrückung, Ungleichheit des Pulses, zuweilen auch Fieberbewegungen, Unterdrückung des Stuhlganges und der Hautausdünstung, Trockenheit und Kälte der Haut, reichlicher Abgang eines fast wässerigen Urins. Der Krampf kann bald allgemein sein, d.h. sich über den ganzen Körper verbreiten, bald örtlich sich auf einzelne Theile beschränken, und erhält hiernach ebensowol verschiedene Benennungen als auch die Zufälle, welche ihn begleiten, verschiedenartig sind. Der allgemeine Krampf, Starrkrampf, Todtenkrampf genannt, besteht in unwillkürlicher, anhaltender und höchst schmerzhafter Zusammenziehung der Muskeln des Kopfes, Halses, Nackens, des Rumpfes und der Gliedmaßen, wodurch der ganze Körper steif und unbeweglich, und entweder gerade ausgestreckt oder nach vorn, rückwärts oder nach einer Seite hin gekrümmt wird. Als örtliche Erscheinung beobachtet man Krampf in den Augenlidern, sowie in den Augen selbst, in den Gesichtsmuskeln, wo er, wenn dadurch die Lippen auf einer oder beiden Seiten gegen die Ohren hingezogen werden und der Mund Ähnlichkeit mit dem eines die Zähne fletschenden Hundes bekommt, Hundskrampf genannt wird, in den Kau- und Schläfemuskeln (Kinnbackenkrampf), den Muskeln des Halses und Nackens mit Schiefstellung oder Zurückbeugung des Kopfes, dann des Schlundes, Kehlkopfes, der Luftröhre und ihrer Verzweigungen mit erschwertem schmerzhaften Schlingen und behindertem ängstlichen Athemholen, in den Schließmuskeln des Afters und der Harnblase mit Stuhl- und Urinverhaltung, in den Gliedmaßen. Die nur einzelne Theile betreffenden Krämpfe sind nur ausnahmsweise selbständige Übel, meistens blos Symptome anderer Krankheitszustände. Abgesehen davon bieten die Krämpfe hinsichtlich des Grades ihrer Heftigkeit, ihres Verlaufes und ihrer Dauer manichfaltige Verschiedenheiten dar. Die Anlage zu Krämpfen kann ererbt, angeboren oder erworben sein, und besteht in der zu Nervenkrankheiten überhaupt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 658.
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