Knorpel

[623] Knorpel nennt man opalweißgefärbte, elastische, unempfindliche, mit der Zeit immer fester werdende Theile, die bei dem Menschen und den höheren Thieren, so lange diese im Mutterleibe leben, bei einer Classe von Fischen aber die ganze Lebenszeit hindurch die Stelle der Knochen vertreten, bei dem erwachsenen Menschen aber nur in den Gelenken der Knochen, an den Enden der Rippen und in einer kleinen Zahl von Organen, wie z.B. an den Augenlidern, den Nasenlöchern, an den Ohren, im Kehlkopfe, in der Luftröhre u.s.w. in ihrer ursprünglichen Beschaffenheit fortbestehen. Man unterscheidet daher zwischen Knorpeln, die später verknöchern, den sogenannten Verknöcherungsknorpeln und solchen, die sich immer gleich bleiben. Das Innere der Knorpel scheint auf den ersten Anblick eine Art Gefüge darzubieten. Wahrscheinlich macht das Zellgewebe einen Bestandtheil derselben aus, und gewiß ist, daß sie eine Flüssigkeit enthalten. Ihre äußere Oberfläche ist dichter als ihr Inneres. Mit Ausnahme der Gelenkknorpel sind sie alle von einer häutigen Hülle, der Knorpelhaut, überzogen. Liegen sie eine Zeit lang im Wasser, so schwellen sie auf, durch Trocknen werden sie gelblich, und wenn sie dünn sind, beinahe durchscheinend. Die Gelenkknorpel dienen durch die Glätte ihrer Oberfläche zur Erleichterung der Bewegungen, die zwischen den Nähten der Knochen befindlichen als bloßes Verbindungsmittel, die häutigen zur Unterstützung von Verrichtungen, die eine große Biegsamkeit erfodern. Im hohen Alter pflegen die meisten Knorpel, mit Ausnahme derer der Nasenlöcher und Augenlider, theilweise oder ganz zu verknöchern und dadurch für ihre besondere Verrichtung untauglich zu werden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 623.
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