Beinkleider

[502] Beinkleider, derjenige Theil der männlichen Kleidung, welcher einen Theil des Unterleibes, die Hüften u. den Ober-, meist auch den Unterschenkel bedeckt; sie sind länger u. kürzer, weiter u. enger, je nach der Bestimmung u. der Mode u. werden gewöhnlich aus Tuch u. neuerdings aus Buckskin, für den Gebrauch im Winter auch aus dichteren Zeugen, im hohen Sommer aus leichteren, Nankings, Leinwand, englischem Leder u. dergl. gefertigt, aus Seide u. Leder nur die engeren u. kürzeren. Auch trägt man der größeren Reinlichkeit u. besseren Warmhaltung wegen Unter-B. von Leinwand, Barchent od. Strumpfzeug. Der Gebrauch der B. ist eine alte Sitte des Orients, namentlich bei den Medern u. Persern, bei denen sie, wie noch jetzt im Orient, sehr weit waren; die Griechen, welche selbst keine B. trugen, nannten jene persischen B. Anaxyrides od. wegen ihrer Weite mit griechischem Ramen Thylakoi d.i. Säcke; die griechische Periskele waren Tücher od. Bmden, welche um Schenkel u. Unterleib gewunden, getragen wurden. Dasselbe waren auch die Feminalia od. Femoralia der Römer, welche dieselbe seit der Kaiserzeit entweder der Gesundheit wegen od. gegen die Kälte trugen. Unter den occidentalischen Völkern trugen Gallier u. Germanen B., u. mit letzteren kamen sie nach Rom, wo man sie Braccae nannte. Ihr Gebrauch aber wurde unter Honorius u. Arcadius als eine zum Barbarenthum hinneigende Sitte verboten u. die Verfertiger derselben (Braccarii) aus den Städten verwiesen. Im Mittelalter wurden sie der Gegenstand vielfacher Moden; man versah sie mit sehr vielen Puffen u. Schlitzen, brachte zu andern Zeiten viele Bänder od. auch der Länge nach Knöpfe an ihnen an etc. In der Mitte des 16. Jahrh. wurden die ungeheuern Pluderhosen gewöhnlich, zu deren Einem Paare man bis 200 Ellen Tuch brauchte, u. welche eigene Schriften (Musculus, Der Hosenteufel, Frankf. 1587) u. den Befehl des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg veranlaßten, jedem, der mit einem solchen Kleidungsstück vor dem Schloß in Berlin vorbeiginge, den Hosengurt aufzuschneiden. Lange hing der Strumpf mit den B-n zusammen; im 15. Jahrh. u. noch mehr zur Zeit Ludwigs Al Virennte man den Strumpf (s.d.) von den B-n, wodurch die kurzen B. (Culottes, engl. Trunkhose) gewöhnlich wurden, vgl. Escarpin. In neuerer Zeit kamen die langen B. seit 1780 wieder aus Amerika nach Europa u. wurden durch die französische Revolution mehr Mode u. sind als Pantalons von dem Militär allgemein auch auf Civilisten übergegangen. Jetzt sind die Bergschotten die einzige europäische Nation, welche keine B. tragen. Bei den Türken, Arabern u. einigen afrikanischen Völkern tragen dagegen auch die Frauenzimmer weite B. als integrirenden Theil ihrer Kleidung. Der Versuch der Mrs. Bloomer in New-York, das Tragen von B-n beim weiblichen Geschlechte einzuführen, hatte nur geringen Erfolg. Dagegen werden in Europa von den Weibern Unter-B. getragen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 502.
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