Ansbach [1]

[539] Ansbach, 1) (Geogr.), sonst Fürstenthum in Franken, 65 (78) QM.; 266,500 Ew.; zuletzt von Martgrafen, aus dein Hause Brandenburg (Hohenzollern) regiert, kam 1806 an Baiern, wo es jetzt den größten Kreis Mittelfranken bildet. 2) (Gesch.) Das, Fürstenthum A. gehörte früher zum Königreich der Thüringer. Nach dem Sturz der thüringischen Könige 528 finden sich hier die Franken als Herrscher, u. Karl d. Gr. versetzte 804–805 viele Sachsen u. Slaven hierher. Später erhoben sich die Gauen zu Territorien, die Gaugrafen od. Vögte zu erblichen Grafen, so die von Abenberg, die Vögte von Dornberg; von letzteren erworben es 1288 die Grafen von Öttingen, u. von diesen kauften es 1331 die Burggrafen Johann u. Albrecht von Nürnberg, aus dem Hause Hohenzollern. Burggraf Friedrich V., der Sohn Johanns, erhielt 1362 die Bestätigung seiner fürstlichen Würde vom Kaiser Karl IV. u. theilte 1398 das Land in 2 Theile. Sein Sohn Johann erhielt Baireuth u. Kulmbach, od. das Land oberhalb des Gebirges; der andere, Friedrich VI., erhielt A., od. das Land unterhalb des Gebirges. Dieser brachte 1415 die Mark Brandenburg an sein Haus. Markgraf Friedrich gab seinen beiden Söhnen Franken, u. zwar Albrecht Achilles das Land unterhalb, Johann das Land oberhalb des Gebirgs. Letzterer überließ dies bei seinem Tode 1464 ebenfalls Albrecht Achill, der, als sein Bruder, Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg, starb, Kurfürst von Brandenburg wurde. Albrecht Achilles theilte 1476, als er sich von der Regierung zurückzog, seine Besitzungen in zwei Haupttheile: Brandenburg erhielt sein ältester Sohn Johann (s. Brandenburg), Franken od. die Fränkischen Fürstenthümer theilte er unter seine zwei jüngeren Söhne so, daß Friedrich A., dagegen Sigismund Baireuth (s.d.) erhielt. Albrecht selbst verlebte seine letzten Jahre in Franken u. starb hier 1486. Als Sigismund 1495 ohne Erben starb, so wurde Baireuth, dem Hausgesetz zufolge, mit A.[539] vereinigt. Der Markgraf Friedrich, ein kriegslustiger Fürst, stand bei Kaiser Friedrich III. in großem Ansehn, befehligte 1492 das Reichsheer gegen Herzog Albert von Baiern, unterstützte 1499 den Landgraf von Hessen gegen Braunschweig, 1503 die Herzöge von Baiern gegen den Pfalzgraf Ruprecht, hatte mit Nürnberg unaufhörliche Fehden u. unternahm zwei Züge gegen Venedig. Nach dem letztern derselben, den er im Interesse Kaiser Maximilians unternahm, verfiel er bald in Geisteszerrüttung, u. seine beiden ältesten Söhne, Georg der Fromme (der auch das Fürstenthum Jägerndorf in Schlesien besaß) u. Kasimir, regierten statt seiner gemeinschaftlich. Unter ihnen brach der Bauernkrieg aus, der sich auch über Franken verbreitete; Kasimir schlug die Empörer wiederholt u. verfuhr mit großer Strenge gegen die Gefangenen. 1527 st. Kasimir in Ofen, wohin er für König Ferdinand gegen Zapolya zu fechten gezogen war, u. da sein Sohn Albrecht noch minderjährig war, so regierte Georg allein. Seit 1525 bekannte er sich zur protestantischen Lehre, er unterzeichnete 1530 die Augsburgische Confession, nahm 1532 den 1. Religionsfrieden an, trat aber dem Schmalkaldner Bunde nicht bei, ob er gleich auf den Convent Gesandte schickte. 1541 trat er an seinen Neffen Albrecht Baireuth u. Kulmbach ab u. st. 1543 mit Hinterlassung eines erst 4 Jahre alten Sohnes, Georg Friedrich, der unter die Vormundschaft seines Vetters, des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Baireuth kam. Durch das unruhige Leben u. die Kriegslust desselben wurde auch A. mit in seine Unfälle verwickelt u. von kaiserlichen, mainzischen u. sächsischen Truppen überzogen, s. Baireuth. Durch Albrechts Tod 1557 wurde der junge Georg Friedrich Alleinbesitzer der Fränkischbrandenburgischen Fürstenthümer. Aber diese Länder waren im Besitz der Gegner seines Vormunds, u. erst durch die Bemühungen des Kurhauses Brandenburg wurden sie ihm wieder überliefert, doch mußte er allen Ansprüchen auf die würzburgischen u. bambergischen Besitzungen u. auf die Stadt Nürnberg entsagen u. seine Rechte auf Sagan u. Sorau an den Bischof von Breslau abtreten. Durch seine Friedensliebe nützte er dem Lande; die aus Würzburg vertriebenen Protestanten siedelten sich hier an, die Bergwerke auf dem Fichtelgebirge wurden von Neuem angebaut u. für die Pflege der Wissenschaften gesorgt. 1573 begab sich Georg Fr. nach Preußen, um die Vormundschaft über seinen geistesschwachen Vetter, Herzog Albrecht, zu übernehmen, aber 1586 kehrte er zurück u. regierte Preußen von A. aus. Er starb 1603 ohne Erben, u. so fielen die fränkischen Markgrafschaften an Brandenburg zurück, gerade zu rechter Zeit, um einen Erbschaftsstreit zwischen den Söhnen des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg zu schlichten. Gleich nach dem Tode dieses Kurfürsten 1598 hatten der neue Kurfürst Joachim Friedrich u. Georg Friedrich von A. zwar in Gera einen Vergleich abgeschlossen, dem zufolge Brandenburg u. die Anwartschaft auf Preußen dem Kurfürsten verblieben, u. die jüngern Brüder blos die Anwartschaft auf die fränkischen Lande erhalten sollten; aber Prinz Christian, der Bruder des neuen Kurfürsten, protestirte dagegen; auch der 3. Bruder, Joachim Ernst, weigerte sich dem Vertrag beizutreten. Da st. der Markgraf Georg Friedrich, u. nun wurde der Streit durch die Gewährung, Baireuth an Christian, A. aber an Joachim Ernst abzutreten, geschlichtet. Der neue Markgraf Joachim Ernst trat 1608 der Union der protestantischen Stände bei u. wurde in den Niederlanden zum Bundesfeldherrn ernannt. 1619 rückte er mit 11,000 Mann vor Ulm u. 1620 bis Worms, ohne aber Spinola von der Pfalz abhalten zu können. Nach der Schlacht bei Prag löste sich der Bund auf, der Markgraf kehrte in sein Land zurück u. suchte dieses durch kräftige Landwehranstalten gegen die durchziehenden Truppen zu sichern. Er starb 1625, u. ihm folgte sein minderjähriger Sohn Friedrich unter der Vormundschaft seiner Mutter, Sophie von Solms. 1629 rückten kaiserliche Executionstruppen zur Vollziehung des Restitutionsedicts in A. ein, u. 1631, nach der Leipziger Schlacht, wurden A. u. Baireuth ein Tummelplatz der Schweden u. Liguisten. Die Markgrafen traten auf Gustav Adolfs Seite u. Friedrich blieb bei Nördlingen (27. Aug. 1634), worauf der Kaiser die Verwaltung des Fürstenthums übernahm u. dem Landeshauptmann von Wolfstein übertrug. Nach dem Frieden von Prag (1635) wurde die Sequestration der Ansbacher Lande aufgehoben, u. Albrecht, Friedrichs Bruder, als Markgraf anerkannt. Auch er regierte bis 1639 unter der Vormundschaft seiner Mutter, während welcher Zeit das Land fortwährend von den Kaiserlichen militärisch besetzt blieb; dann drangen die Schweden wieder in A. ein, 1642 auch die Franzosen, u. bis 1648 blieb A. ein Tummelplatz der kriegführenden Mächte. Auf Albrecht folgte. 1664 sein 10 jähriger Sohn Johann Friedrich, der erst unter der Vormundschaft des Großen Kurfürsten stand u. 1672 die Regierung antrat; selbst gelehrt, beschützte er Künste u. Wissenschaften, st. aber schon 1686, 3 minderjährige Söhne hinterlassend, die einander in der Regierung folgten. Der älteste, Christian Albrecht, st. noch bevor er Majorem geworden war, auf einer Reise in Frankfurt a. M. (1602); sein Bruder Georg Friedrich trat dann 1694 die Regierung an, kämpfte 1695 in dem Feldzuge am Rhein als Freiwilliger, befehligte im Spanischen Erbfolgekrieg 1701 u. 1702 als Feldmarschall-Lieutenant in Italien unter Prinz Eugen u. blieb am 28. März 1703 in einem Gefecht gegen die Baiern bei Einhosen. Diesem folgte der 3. Bruder, Wilhelm Friedrich; dieser regierte eigenmächtig u. verschwenderisch u. st. 1723. Sein 11 jähriger Sohn, Karl Wilhelm Friedrich, folgte ihm unter Vormundschaft seiner Mutter, Christiane Charlotte von Württemberg, u. des Königs von Preußen; Christiane vollendete den Neubau des 1718 abgebrannten Schlosses zu A. n. übergab 1729 ihrem Sohne die Regierung. Er lebte u. regierte im Geiste seines Vaters fort, doch gründete er in Neustadt an der Aisch 1732 ein Lyceum, in A. 1736 ein Gymnasium u. 1742 zu Erlangen eine Universität; er st. 1757, nachdem er kurz zuvor dem Bunde u. der Achtserklärung gegen König Friedrich II. von Preußen, seinen Schwager (durch seine Gemahlin Friederike Louise von Preußen) beigetreten war. Sein Sohn u. Nachfolger, Christian Friedrich Karl Alexander, legte Musterwirthschaften an u. trug viel zur Verbesserung der Landwirthschaft bei, aber den Lasten der Regierung nicht gewachsen resignirte er, nachdem er 1769 Baireuth wieder mit A. vereinigt hatte, am 2. Decbr. 1791[540] freiwillig u. trat sein Land gegen eine Jahresrente an Preußen ab. Er st. 1806 in England, dem Vaterland seiner Gemahlin Elisabeth, geb. Craven (s. u. Christian). Die Verwaltung der Fränkischen Fürstenthümer übertrug Preußen einem eigenen dirigirenden Minister, von Hardenberg, der sie nach preußischem Muster regierte. Während des Französischen Revolutionskriegs, besonders 1796, genoß A. der Ruhe, aber nach der Schlacht von Austerlitz trat Preußen A. an Frankreich ab, u. am 24. Febr. 1806 besetzten es die Franzosen, welche es interimistisch verwalteten u. 1810 an Baiern abtraten, wo es den Rezatkreis bildete, der nachher den Namen Mittelfranken erhielt. Vgl. Steber, Nachrichten von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach, Schwab. 1761; I. B. Fischer, Beschreibung des Burggrasthums Nürnberg etc., Ansb. 1787, 2 Thle.; Göß, Statistik des Fürstenthums Ansb., ebd. 1805; K. H. Lang, Annalen des Fürstenthums Ansb. unter der preußischen Regierung von 1792–1806, ebd. 1806.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 539-541.
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