Kärnten [1]

[330] Kärnten (Kärnthen), österreichisches Kronland u. deutsches Herzogthum, 188, 17 QM.; grenzt an Steyermark, Krain, Görz u. Gradiska, Venedig, Tyrol u. Salzburg u. ist größtentheils gebirgig; vom Großglockner aus zieht auf der Nordgrenze eine hohe Kette der Norischen Alpen, welche im W. mit den höchsten Gipfeln die Schneeregion, im Eisenhut noch 7680 Fuß Höhe erreicht u. dann nach O. hin niedriger werden; im S. steht auf der Grenze gegen Venedig die mächtige Kalkalpenkette der Karnischen Alpen (s.d.), welche sich einerseits nach Krain hinein bis zum Terglou, andererseits als Karawankengebirge bis nach Steyermark fortziehen; von diesen Hauptzügen, welche durch das von W. gegen O. stehende Drauthal völlig getrennt sind, gehen hohe Gebirgszüge in das Innere des Landes hinein u. bilden eine scharfe Abgrenzung der langgestreckten Flußthäler, welche sich nur im Innern zu größeren Ebenen erweitern können. Flüsse: Drau mit der Möll, Gurk, Lavant links u. der Gail rechts; der Fello fließt zum Tagliamento. Seen: der Klagenfurter (Wörth-), Millstädter, Ossiacher u. der Weißen-See. Das Klima ist im Gebirge rauh, in den Thälern mild, die mittlere Temperatur im Drauthale 7–8° R. Der Boden ist bei der vorherrschenden Gebirgsnatur dem Ackerbau nicht günstig, dagegen sind Hutungen u. Wiesen reichlich vorhanden. Producte: Getreide, Obst, wenig u. geringer Wein; die Viehzucht, ein Hauptnahrungszweig, zieht Rinder, Schafe, Pferde, bes. im Gailthale; von Wild gibt es Rothwild in den Waldungen, Federwild, Gemsen, Füchse, Hafen, viel Fische in den Flüssen u. Seen; von Mineralien hat K. Kupfer, goldhaltigen Schwefelkies, Eisen, Blei (bes. im Bleiberger Erzberge in der Villacher Alp), Galmei, Zink, Quecksilber, Graphit, Jaspis, Granaten u.a. Edelsteine, Marmor, Braun- u. Steinkohlen; die Industrie beschäftigt sich bes. mit Fabrikation von Eisen u. Eisenwaaren, Bleiweiß, Tuch, Manchester, Seidenzeugen, Band u. Baumwollenwaaren. Der Vertrieb dieser Erzeugnisse, sowie die Ausfuhr von Rindern unterhält einen regen Handel, welcher durch Kunststraßen begünstigt wird; 32, 600 Einwohner, welche sich, mit Ausnahme von etwa 18,000 Protestanten, zur Römischen Kirche bekennen; zwei Drittel davon sind Deutsche, ein Drittel Slowenen od. Wenden, welche an der Drau wohnen u. auch deutsch sprechen. K. war bis 1851 mit Krain zu einer Provinz vereinigt u. in die Kreise Klagenfurt u. Villach getheilt: seitdem ist es zu einem besonderen Kronlande erhoben u. in die sieben Bezirkshauptmannschaften Hermagor, Klagenfurt, Spital, St. Veit, Villach, Völkermarkt u. Wolfsberg getheilt. Die Landesvertretung K-s versammelt sich in der Regel in Klagenfurt u. besteht aus 10 Abgeordneten der Höchstbesteuerten, 10 der Städte, Marktflecken u. Industrie u. 10 der Landgemeinden. Wappen: ein der Länge nach getheilter Schild, rechts im goldenen Felde drei schreitende, schwarze Löwen über einander, links im rothen Felde ein silberner Querbalken.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 330.
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