Kärnten [2]

[330] Kärnten (Gesch.). K. hat seinen Namen von den alten Carni (s.d.) u. gehörte bis zur Zeit des Kaisers Augustus zu Noricum u. nach dessen Unterwerfung zum Römerreiche. Nachdem die römische Herrschaft über die südlich der Donau gelegenen Länder aufgehört hatte, gerieth K. in die Gewalt der Baiern, welche es, mit Vorbehalt der Oberlehensherrlichkeit, ihren Bundesgenossen, den Slawen (seit 500), zu Wohnplätzen überließen. Im 7. Jahrh. herrschten dort eigene Fürsten, so Chitemar, welcher das Christenthum in K. einführte. Nach deren Aussterben mit Walchmuth machte der Herzog Thassilo von Baiern seinen Sohn Theodo III. zum Fürsten von K.; dieser wurde aber 778 von Karl dem Großen vertrieben u. an seiner Statt Ingevo, ein Franke, zum Markgrafen von K. gegen die Avaren ernannt. 843 kam K. mit Baiern an Ludwig den Deutschen, welchem 876 sein Sohn Karlmann folgte; dieser machte seinen natürlichen Sohn Arnulf zum Herzog von K. Unter ihm u. seinem Sohn Ludwig dem Kinde gehörte K. wieder zu Baiern, bis Kaiser Otto II. 976 K. davon trennte u. es als eigenes Herzogthum an Heinrich I., Neffen des baierischen Herzogs Arnulf u. gewesenen Reichsverwesers in K., gab u. dazu auch das Markgrafthum Istrien u. fast ganz Friaul fügte. Da Heinrich aber dem Kaiser untreu war, wurde K. 978 an Herzog Otto von Franken gegeben, aber 985 vom Kaiser Otto III. an Heinrich zurückgestellt; als dieser 996 starb, erhielt Otto K. wieder; diesem folgte 1005 sein Sohn Konrad I. der Ältere, welcher auch Rheinfranken dabei behielt, u. nach dessen Tode 1011, da sein Sohn Konrad noch minderjährig[330] war, Adalbero von Eppenstein, Graf von Murtzihal. Dieser empörte sich 1019, wurde bei Ulm geschlagen, behielt aber K.; 1029 empörte er sich wieder gegen Kaiser Konrad, trotzte diesem sechs Jahre, wurde aber endlich 1035 abgesetzt u. st. 1039 im Exil. Dagegen folgte nun Konrads I. Sohn, Konrad II. der Jüngere, seit seines Vaters Tode schon Herzog von Rheinfranken. Nach dessen Tode 1039 blieb das Herzogthum K. unbesetzt, u. aus dem Jahre 1042 kennt man nur einen Gottfried, wahrscheinlich Herzog von Lothringen. 1047 setzte Kaiser Heinrich III. den Grafen Welf von Altorf ein u. fügte zu K. noch die Markgrafschaft Verona. Welf st. 1055, worauf Konrad III., Konrads II. Sohn, Herzog von K. wurde, welcher jedoch nie nach K. kam u. 1058 starb; nun wurde Berthold der Bärtige von Zähringen Herzog, da er es aber mit den Sachsen, Heinrichs IV. Feinden, hielt, wurde ihm 1073 in Marquard von Eppenstein ein Mitherzog gegeben; beide starben 1077, u. nun folgte Liutold, Marquards Sohn, aber die Zähringen führten von da an immer den Titel als Herzöge von K. Nach Liutolds Tode folgten: 1090 sein Bruder Heinrich II., Markgraf von Istrien; 1127 Heinrich III., Sohn des Markgrafen Engelbert von Istrien u. der Hedwig, der Tochter Heinrichs II. (durch welchen Haus Lavant die Herzogswürde in K. erhielt); 1130 sein Bruder Engelbert, welcher K. mit Istrien verband; dieser ging 1135 in das Kloster u. sein Sohn Ulrich I. wurde Herzog bis 1144, wo er starb; nun folgten: sein Sohn Heinrich IV., welcher, auf einer Sendung an den byzantinischen Kaiser Emanuel im Schiffbruch umkam; sein Bruder Hermann, dann 1181 sein Sohn Ulrich II.; 1201 sein Bruder Bernhard; seine Besitznahme des Bisthums Freising zog ihm die Excommunication zu; er st. 1256. Seit Bernhard führten die Herzöge von K. auch den Titel als Herren von Krain. Ulrich III., Sohn Bernhards, vermachte für den Fall, daß er sohnlos stürbe, seine Staaten seinem Vetter Ottokar II., König von Böhmen, doch setzte sich nach Ulrichs Tode 1269 sein Bruder Philipp, Patriarch von Aquileja, in den Besitz seiner Staaten. Da schickte Ottokar ein Heer nach K. u. Krain, u. diese Länder erklärten sich für Ottokar; Philipp floh nach Österreich. 1274 forderte Kaiser Rudolf Ottokarn auf, auf K. u. Krain zu verzichten, u. da es zu den Waffen kam, so unterlag Ottokar, 1277 kam K. u. Krain nebst Österreich u. Steyermark an Rudolf u. nach Philipps Tode 1279 zog der Kaiser K. u. Krain als erledigtes Lehen zum Reiche u. ließ es eine Zeit lang durch seine Söhne Albrecht u. Rudolf gemeinschaftlich verwalten; 1282 aber gab er es dem Grafen Meinhard von Tyrol, welcher Ulrichs III. Wittwe, Agnes, zur Gemahlin hatte u. den er förmlich zum Herzog von K. erhob. Mit dessen Tochter, Elisabeth, wurde zugleich sein Sohn, Albrecht von Österreich, vermählt u. für sich u. seine Nachkommen mit der Anwartschaft auf K., im Fall der Erlöschung des tyroler Mannesstammes, versehen Meinhards Söhne, Ludwig, Otto u. Heinrich, welche von dem Kaiser Albrecht zu Nachfolgern ihres Vaters in K. u. Tyrol ernannt waren, folgten 1295; Ludwig st. 1305, Otto 1306 u. Heinrich 1335; der Letzte hinterließ nur eine Tochter, Margarethe Maultasch, welcher er beim Kaiser Ludwig die Successionsfähigkeit in Tyrol u. K. ausgewirkt hatte. Um die Hand derselben warb dann der König von Böhmen, Johann, für seinen Sohn Johann Heinrich u. erhielt sie u. mit ihr Tyrol. Dagegen hatten die Herzöge Albert u. Otto von Österreich u. Steyermark, vom Kaiser Ludwig dem Baier begünstigt, K. in Lehen erhalten. Darüber gerieth Ludwig selbst in einen Krieg mit Böhmen, welcher in dem Frieden zu Ens damit endigte, daß die Herzöge von Österreich die Kriegskosten bezahlten, Znaim abtraten u. ihren Ansprüchen auf Tyrol entsagten, dagegen aber K. erhielten (1336). Mit Steyermark kam K. 1492 an Österreich, 1809 wurde ein Theil von K. (der Villacher Kreis) von Österreich im Frieden von Schönbrunn an Frankreich abgetreten u. dieser zu den Illyrischen Provinzen geschlagen. 1813 kam er wieder durch die Waffen in Österreichs Besitz u. verblieb auch 1814 durch den Pariser Frieden in demselben. Merkwürdig ist, daß von 778–1414 während der Huldigungsceremonie einige kärntnische Geschlechter das Recht hatten, das Land zu brandschatzen. Vgl. Ankershofen, Handbuch der Geschichte des Herzogthums K., Klagenf. 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 330-331.
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