Bourbōn [1]

[143] Bourbōn (spr. Burbong), 1) (B. Lancy, B. l'anci, bei den Römern Aquae Nisineii, in der Revolution Belle vue les Bains), Stadt an der Plaliere im Arrondissement Charolles des französischen Departements Saone u. Loire, ist nach dem gallischen Gott Borvon, von dem man hier Statuen u. Inschriften fand, benannt, römische Alterthümer; 2850 Ew.; mit berühmten, schon den Römern bekannten erdigen Kochsalzthermen, wovon 7 unterschieden werden; darunter la Lymbe die vorzüglichste, Temperatur 41–48° R.; 2) (B. l'Archambault, spr. B. Larschangboh, während der ersten Revolution u. auch nach 1848 Bourges les Bains), Stadt im Arrondissement Moulins des französischen Departements Allier, in einem tiefen Thale an der Barge; Nägelfabrication, Leinwand, großer Viehhandel; Ruine des alten Schlosses, des Stammhauses der Bourbonen; 3000 Ew.; mit schon den Römern als Aquae Bormonis bekannten, berühmten Mineralquellen, 2 kalten u. einer eisenhaltigen Schwefeltherme von 48° R. u. vortrefflichen Anstalten. In der Nähe Fundort unechter Diamanten; 3) so v.w. Bourbon-Venoée; 4) so v.w. Bourbonne les Bains; 5) (Réunion), Insel im O. von Afrika, 421/5 QM., 104,000 Ew., darunter 70,000 Neger, besteht aus hohen Bergen, hat Vulcane, wie den größten Krater auf der Erde, den Piton des Neiges, 9600 Fuß hoch, jetzt erloschen, u. den erst seit 1785 thätigen, immer rauchenden Piton de Fournaise. Die Insel gehört zu den gesündesten Orten der Erde; Klima sehr mild, allgemein herrschende Krankheiten unbekannt; bewässert von reichfließenden, tief eingeschnittenen Gießbächen, der größte Fluß heißt Mat; 2 Jahreszeiten: die des Regens u. der Hitze von December bis Mai, u. die gemäßigte ohne Regen in den übrigen Monaten. Die Insel besteht größtentheils aus wechselnden Schichten von Basalt, Tuff u. Lava, von letzter eine große, unfruchtbare Strecke im SO., das Grand pays brulé; fruchtbar sind die Küsten bis landwärts an die mittleren Höhen, an Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Zucker, Maniok, Gewürznelken, Cacao, Zimmt, Kaffee u. Tabak, von Europäern angepflanzt, ferner Eisenbaum, Bananen, Palmen, Kampher; Schildkröten, Korallen, Ambra, grünlichen Honig, Fischen etc. Ausfuhr davon 20 Mill. Francs, Einfuhr an 20 Mill. Francs für Vieh aus Madagascar, das wegen Mangel an Weide fehlt, u. für Reis aus Bengalen u. Artikel der Industrie, die es nicht gibt. Verwaltung: Gouverneur mit einem gewählten Conseil aus 30 Mitgliedern; Besatzung 1750 Mann u. mehrere Bataillone Nationalgarde; eingetheilt in 2 Arrondissements (A. da Vent u. A. sous-le-Vent) mit 13 Gemeinden u. Kirchspielen, welche unter Oberleitung eines apostolischen Präfecten stehen; Hafen fehlen, nur einige unsichere Rheden. Die Insel ist Heimath Parny's, Bertin's, [143] Delille's u. des gelehrten Mulatten Lislet Geoffroy. – Diese Insel wurde 1502 od. 1505 von den Portugiesen entdeckt u. nach ihrem Entdecker Mascarenhas (Mascaraigne) genannt; die Franzosen, welche sie 1649 besetzten, gaben ihr den Namen B. Die 1654 hier etablirte Colonie fing bes. seit dem Anbau des Kaffees u. von Gewürzen im 18. Jahrh. an zu blühen, daher die französische Regierung die Insel, welche seit 1664 der Ostindischen Compagnie überlassen worden war, 1774 wieder in Besitz nahm. Während der Revolution erhielt sie den Namen Réunlon u. seit 1809 Bonaparte; 1810 nahm sie der Admiral Abercromby für die Engländer in Besitz; in Folge des Pariser Friedens kam sie 1814 wieder an Frankreich u. erhielt ihren alten Namen B. wieder. Nach der Februarrevolution 1848 wurde der Insel wieder der republikanische Name Isle de la Réunion beigelegt. Da durch Decret der provisorischen Regierung die Sklaverei in allen französischen Besitzungen aufgehoben war, so machten die Negersklaven auf B., 90,000 an der Zahl, im November 1849 einen Aufstand, durchzogen plündernd u. brennend die Insel u. nahmen den Regierungscommissär, Sor da Garriga, gefangen. Vgl. Bory de St. Vincent, Voyage aux quatre îles d'Afrique, Par. 1804, 2 Bde.; Thomas, Essai statistique sur l'ile de B., Par. 1828, 2 Bde. 6) Grafschaft im nordamerikanischen Unionsstaate Kentucky, 230 OM., 14,500 Ew., wovon die Hälfte Sklaven; Hauptort ist Paris; 7) früherer Name des Flusses Nelson, welcher aus der Vereinigung der beiden Saskatschawan entsteht, im Gebiet der freien Indianer, westlich der Hudsonbai.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 143-144.
Lizenz:
Faksimiles:
143 | 144
Kategorien: