Bourbon [3]

[250] Bourbon (spr. burbóng), franz. Fürstengeschlecht, welches durch seine Verwandtschaft mit den Kapetingern (s.d.) auf mehrere europ. Throne gelangte. Als Ahnherr gilt Adhémar (um 923). Beatrix von B. vermählte sich 1272 mit Robert, dem jüngsten Sohne Ludwigs IX. von Frankreich, und brachte ihm das Bourbonnais zu. Deren Sohn Ludwig I. (gest. 1341) nannte sich 1327 zuerst Herzog von B. Seine Söhne, Peter und Jakob, wurden die Begründer zweier Linien, von denen die ältere mit dem Connétable Karl von Bourbon (s.d.) 1527 erlosch. Die von Jakob I. begründete jüngere Linie spaltete sich später wiederum in zwei Äste; von Ludwig von La Roche-sur-Yon ging das Haus Montpensier (s.d.) aus, während dessen älterer Bruder Franz (gest. 1495), den Hauptast der Herzöge von B. fortsetzte. Franz' Sohn, Herzog Karl von B. (gest. 1537), hinterließ mehrere Söhne, darunter Anton von B., Herzog von Vendôme (s.d.), und Ludwig, Prinz von Condé, von denen der letztere Stammvater des Hauses Condé (s.d.) wurde, während der erste mit Johanna d'Albret das Königr. Navarra erheiratete und bei seinem Tode (1562) seinem Sohn Heinrich das Anrecht auf die Thronfolge in Frankreich hinterließ. Letzterer wurde 1589 als Heinrich IV. (s.d.) König von Frankreich und zugleich Stifter der bourbon. Häuser auf den Thronen Spaniens, Parmas und Siziliens.

In Frankreich regierte die Hauptlinie der B. 1589-1793 und 1814-30, wo Karl X. durch die Julirevolution gestürzt ward. Mit dessen Enkel, dem Grafen von Chambord (s.d.), starb 1883 die ältere Linie der franz.B. aus. Der jüngere Bruder Ludwigs XIV., Philipp von Orléans, wurde Begründer des Nebenhauses Orléans (s.d.). – In Spanien war seit 1700 der 1. bourbon. König Philipp V., Herzog von Anjou, ein Enkel Ludwigs XIV., dessen Nachkomme Alfons XIII. (s.d.) noch jetzt den span. Thron inne hat, während gleichzeitig ein anderer Zweig, vertreten durch Don Carlos (s.d.), Thronansprüche erhebt. (S. auch Parma und Sizilien.)

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 250.
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