Boleslaw

[45] Boleslaw (Boleslaus), slawischer Name), so v.w. Bogislaw u. Boguslav. A) Könige von Polen: 1) B. I., Chroebri (der Kühne) od. Tragbier (der Biertrinker) od. der Große, Sohn von Mieczislaw, behauptete sich 992 nach seines Vaters Tode gegen dessen Willen, mit Übergehung seiner Brüder, im ungetheilten Besitz des Erbes, wurde im Jahre 1000 zum König gekrönt u. st. 1025, s. Polen (Gesch.). Er war in zweiter Ehe mit Oda, Tochter des Markgrafen Eckard von Meißen, u. in dritter Ehe mit Clonilde vermählt. 2) B. II., der Kühne, geb. 1042, Sohn Kasimirs I., bestieg den Thron 1058, regierte tyrannisch u. erschlug den Erzbischof von Krakau, weshalb ihn der Papst in den Bann that u. seine Unterthanen 1081 vertrieben, s. Polen (Gesch.). Er floh nach Ungarn u. st. 1083 nach Ein. in einem Kloster in Kärnthen, wo er unerkannt lebte u. sich erst auf dem Todtenbett entdeckte, nach And. im Wahnsinn als Selbstmörder. Er war vermählt mit Wicislava, einer russischen Prinzessin. 3) B. III., Krzywousti (Schiefmaul), Sohn von Wladislaw Hermann, geb. 1085, theilte nach seines Vaters Tode 1102 mit seinem natürlichen Bruder Sbignew, regierte nachher allein u. st. 1139, nachdem er 1138 sein Reich unter seine Söhne getheilt hatte, s. Polen (Gesch.). Er war vermählt mit Adelheid, Tochter des Kaisers Heinrich IV., dann mit Sbislava, Tochter des Großfürsten Michael von Kiew, u. in dritter Ehe mit Salome, Tochter des Grafen Heinrich von Bergen. 4) B. IV., Crispus (der Krauskopf), Sohn des Vor., geb. 1127, bekam bei der Theilung Massovien u. Cujavien, hielt sich mit seinen zwei anderen Brüdern gegen den herrschsüchtigen 4. Bruder, Wladislaw, vertrieb diesen u. wurde 1146 König, mußte ihm aber 1163 Schlesien abtreten. B. starb 1173, s. Polen (Gesch.). Er war vermählt mit Anastasia, Tochter des Großfürsten Wladimir II. von Rußland. 5) B. V., der Keusche, Sohn Lesseks des Weißen, geb. 1219, folgte schon 1228 seinem Vater; über seine schwache u. unruhige Regierung s. Polen (Gesch.). B. war seit 1237 mit Kunigunde, Tochter Belas IV. von Ungarn, vermählt, doch vollzog er aus Bigotterie die Ehe nie. B) Andere Fürsten: a) Herzöge von Böhmen: 6) B. I., der Grimmige, geb. 909, Sohn von Wratislaw I., Bruder u. Mörder des heiligen Wenzeslaw, folgte diesem 936, wurde Christ u. st. 967, s. Böhmen (Gesch.). Er war vermählt mit Bolzene von Stochau. 7) B. II., der Fromme od. Keusche, Sohn u. 967 Nachfolger des Vor., st. 999, s. ebd. Unter ihm wurde die lateinische Schrift u. Liturgie eingeführt; er war vermählt mit Emma von Sachsen. 8) B. III., der Blinde, Sohn u. 999 Nachfolger des Vor.; er wurde 1002 zu Krakau von Boleslaw I., Herzog von Polen, geblendet u. überließ nun seinem Bruder Jaromir die Regierung, s. ebd. Er starb 1037; seine Gemahlin hieß Ezmislava. b) Großherzog von Lithauen: 9) B. Swidrigal. Bruder Wladislaws des Jagellonen von Polen, besaß Anfangs Podolien, wurde von seinem Bruder gefangen u. 9 Jahre im Kerker gehalten. 1430 gab ihm Wladislaw Lithauen, er machte aber sogleich auch Ansprüche auf Podolien, es kam daher zum Kriege, in welchem die Lithauer unterlagen, u. B. wurde abgesetzt; er st. 1462 in Dürftigkeit, s. Lithauen (Gesch.). c) Herzöge von Massovien: 10) B. I., Sohn Semovits; st. 1313, s. Massovien (Gesch.). 11) B. II., Sohn Wenzels, st. 1351, s. ebd. d) Herzöge von Pommern, s. Bogislaw. e) Herzöge von Schlesien: 12) B. I., Altus od. Procerus, geb. 1127, Stammvater der piastischen Herzöge in Niederschlesien, Sohn Wladislaws II., Königs von Polen, erhielt 1163 nebst seinen Brüdern von ihrem Oheim König Boleslaw IV., der ihren Vater vertrieben hatte, Mittelschlesien. Als sein Bruder Konrad, Herzog von Niederschlesien, 1178 in Glogau st. u. B. sein ganzes Land vermachte, zwang ihn sein dritter Bruder Micislaw, mit ihm neu zu theilen, wo dann Schlesien in Nieder- u. Oberschlesien zerfiel. B. st. 1200, s. Schlesien (Gesch.). Er war vermählt in zweiter Ehe mit Adelheid, Tochter des Grafen Berenger von Sultzbach. 13) B. II., der Kahle od. der Wütherich, geb. 1217, Sohn Heinrichs II., theilte 1241 nach dem Tode seines Vaters mit seinem Bruder Heinrich III. u. erhielt Breslau, tauschte bald mit ihm u. bekam nach einem Bürgerkriege Liegnitz; er st. 1278, s. Schlesien (Gesch.). Er war vermählt mit Hedwig, Tochter des Fürsten Heinrich des Alten von Anhalt (1259), dann mit Adelheid, Tochter des Herzogs Sambor von Pomeranien; in dritter Ehe mit Sophie von Doren. 14) B. III., Herzog von Brieg-Liegnitz, Sohn Heinrichs V., geb. 1291, folgte seinem Vater 1296 unter Vormundschaft bis 1311, lebte verschwenderisch, unterwarf sich dem König von Böhmen als Vasall u. st. 1353, s. Schlesien (Gesch.). Er war vermählt mit Margarethe, Tochter des Königs Wenzel IV. von Böhmen. 15) B. IV., des Vor. 3. Sohn, folgte ihm mit seinen 3 Brüdern u. st. 1394 kinderlos. 16)–26) s. Bolko 5) ff. f) Herzog von Warschau: 27) B., wurde als Gegenkönig gegen Kasimir IV., König von Polen, gewählt, unterwarf sich ihm aber 1452; er st. 1455.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 45.
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