Mieczislaw

[245] Mieczislaw, I. Mythische Person: 1) allgemein bei den Slawen verehrter Stammheld; er war Rathgeber u. Zauberer, er schien in der Gestalt eines geharnischten Kriegers mit vier Lichtstrahlen um das Haupt u. einem Stierkopf auf der Brust. II. Herzöge von Polen: 2) M. I. (Miesko I.), Sohn des Szemomisi, regierte 960–992; er war vermählt 962 mit Dombrowka, Prinzessin von Böhmen, nahm das Christenthum an u. verstieß seine sieben heidnischen Gemahlinnen. Nach Dombrowkas Tode verlangte M. die Nonne Oda, die Tochter des Markgrafen Dietrich von Meißen, zur Gemahlin u. ließ sie, da die Bischöfe sie verweigerten, 987 entführen. 3) M. II. der Träge, ältester Sohn Boleslaws des Kühnen u. der Emnild, kam 1013 mit großen Geschenken zu König Heinrich II. u. wurde sein Unterthan. 1014 wurde er von seinem Vater zu dem Herzog Othelrich (Ulrich) von Böhmen gesandt, um diesen zu einem Bunde gegen den Kaiser zu bewegen; aber Othelrich nahm ihn gefangen u. lieferte, vom Kaiser aufgefordert, ihn an denselben aus. Wieder freigelassen, führte M. 1015 das Heer der Polen an, welches Meißen vergebens belagerte. M. brach 1017 in Böhmen ein u. verheerte dieses Land, folgte 1025 seinem Vater in der Regierung bis 1034, wo er starb. Er war vermählt mit Richenza, Tochter des Pfalzgrafen Ehrenfried von Rhein. 4) M. III. der Alte, wegen seiner Ernsthaftigkeit so genannt, Sohn Boleslaws III., bekam 1138 nach seines Vaters Tode Gnesen, Posen u. Kalisch zum Landestheil, führte während seines ganzen Lebens Kriege gegen seine Brüder, welche ihm eines großen Theils seiner Besitzungen beraubt hatten, u. st. 1202. Vermählt war er mit Gertrude, Tochter des Königs Bela II. von Ungarn. III. Herzöge von Schlesien: 5) M. I., zweiter Sohn des Herzogs Wladislaw II. von Polen, regierte erst mit seinen Brüdern Boleslaw I. u. Konrad I. gemeinschaftlich, erhielt 1166 Ratibor, Teschen u. Oppeln u. st. 1211. 6) M. II., Enkel des Vorigen, Sohn Kasimirs I., folgte 1236 seinem Vater u. st. 1246; vermählt mit Judith von Masovien.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 245.
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