Gnesen

[431] Gnesen, (poln. Gniezno), 1) Kreis im preußischen Regierungsbezirk Bromberg, 24 QM., 52,600 Ew.; von der Welna durchflossen, reich an Weideland u. fruchtbar an Getreide, Tabak, Hopfen; neben dem Landbau u. beträchtlicher Vieh- u. Bienenzucht nähren sich die Bewohner auch durch Industrie in Wolle u. Leinen u. Handel; 2) Kreisstadt darin u. Sitz eines Erzbischofs, eines Generalofficialats, Collegiatstifts, Metropoliten- u. Prosynodalgerichts; hat Synagoge, 2 Klöster, 1 evangelische u. 12 katholische Kirchen, darunter die Kathedrale, worin der Leichnam des St. Adalbert aufbewahrt wird, Geistliches Seminar, Leinen- u. Tuchweberei, Branntweinbrennerei, Vieh- u. Pferdemärkte, Freimaurerloge zum bekränzten Cubus; 7530 Ew. – G. ist eine der ältesten Städte, nach vielen Angaben die älteste Stadt Polens. Sie war der Hauptsitz des polnischen Heidenthums, u. vorzüglich war hier das Heiligthum des Gottes Nija. Der Sage nach soll sie schon von Lech gebaut u. St. Adalbert um 990 dort Bischof gewesen sein. Deshalb waren seine Nachfolger (die Erzbischöfe von G., sonst Primaten), während einer Thronvacanz, Reichsverweser u. stets die nächsten nach dem Könige. Noch jetzt führt der Erzbischof des Großherzogthums Posen den Titel von Posen u. Gnesen. Bis 1320 wurden die Könige in G. gekrönt, so wie G. überhaupt Hauptstadt von Polen war. Die Schätze beim Leichnam des St. Adalbert veranlaßten mehrere Plünderungen von G., so 1338 von Pretislaw, Herzog von Böhmen, 1531 von den Deutschen Ordensrittern; 1655 nahmen die Schweden, 1656 die Polen G. ein; 1818 brannte es größtentheils ab.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 431.
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