Bromberg

[333] Bromberg, 1) Regierungsbezirk der preußischen Provinz u. des Großherzogthums Posen, begreift ein Stück von WPreußen u. des vormaligen Departements Posen; grenzt an die Regierungsbezirke Marienwerder, Frankfurt a. d. O., Posen u. an das Königreich Polen; 214,83 QM., mit 54 Städten, 2 Marktflecken, 2328 Dörfern u. Weilern u. 475,000 Ew., von denen 9/16 katholisch, 6/16, protestantisch u. 1/16 jüdisch ist. Flüsse: Weichsel, die östlich die Grenze gegen den Regierungsbezirk Marienwerder macht, u. deren Nebenfluß Brahe; Netze, Kinddow u. Welna (beide Nebenflüsse der Warthe); viele lange u. schmale Seen; der Bromberger Kanal, welcher mittelst der Netze, Brahe u. Warthe die Weichsel, Oder u. Elbe verbindet, gegen 4 Meilen lang von Friedrich II. angelegt u. 1774 eröffnet; viele Brüche, bes. an der Netze; das ganze Land flach; ohne Gebirge; theilweise u. bes. im Kreise Inowraclaw sehr fruchtbar; ziemlich der vierte Theil des ganzen Landes kommt auf Waldung u. mehr als der 15. Theil ist uncultivirt. Der Ackerbau ist der hauptsächlichste Erwerbszweig, verbunden mit Vieh-, bes. Schaf- u. Pferdezucht. Industrie wenig, Leinweberei beschäftigt an 10,000 Webstühle; Wollspinnerei u. Wollweberei; sonst noch einige Eisen- u. 1 Kupferhammer, Glashütten, Papiermühlen, viele Kalkbrennereien, Öl-, Walk-, Loh-, Getreide- u. Sägemühlen, Theeröfen. Die Stromschifffahrt zur Verschiffung des Getreides ist bedeutend. Kreise: Bromberg. Chodziesen, Czarnikow, Gnesen, Inowraclaw, Mogilno, Schubin, Wogrowitz, Wirsitz. 2) Kreis daselbst; 27 QM. mit 60,000 Ew., nur mäßig bewaldet; 3) (polnisch Bydgoßcz), Hauptstadt des Regierungsbezirks u. Kreises an der Brahe; 1 evangelische, 2 katholische Kirchen, 2 Klöster, Synagoge; Inquisitoriat, Keelsamt, Oberlandes-, Stadt- u. Landgericht; königliche Bankcommission, militärisches Proviantamt, Gymnasium, Schullehrerseminar, Realschule; Arbeits- u. Correctionshaus, Irrenversorgungsanstalt, Bibelgesellschaft, Verschönerungsverein, Schauspielhaus; große Mühlen (Herculesmühle) an der Brahe, Eisengießerei, Maschinenbauanstalt, Bierbrauerei, Gyps- u. Branntweinbrennerei, Öl-, Neublau-, Cichorien-, Zucker- u. Tabaksfabrik, stacker Handel mit Korn u. Wein u. Schifffahrt auf nem Kanal. Freimaurerloge: Janus. Durch die große Eisenbahn ist die Stadt mit Berlin, Po, en, Stettin, Danzig etc. verbunden; 14,420 Einw. – B. wurde zur Z. it des Deutschen Ordens angelegt, kam aber später an Polen, gehörte zur Woiwodschaft Inowraclaw, ward vom Könige Karl XI. von Schweden eingenommen, aber 1656 von den Polen wieder erobert. Durch den Bromberger Vertrag am 16. Nov. 1676 trat Polen an Brandenburg die Souveränetät über Preußen ab u. verpfändete dem Kurfürsten die Stadt Elbing. 1772 in der 1. Theilung Polens kgm B. mit dem Netzdistrict an Preußen u. bildete dessen Hauptstadt. In dem Kriege, welcher der 3. Theilung Polens vorausging, wurde B. von dem polnischen General Dombrowski am 11. Oct. 1794 kurze Zeit besetzt. Durch den Frieden von Tilsit 1807 ging es für Preußen verloren u. wurde die Hauptstadt des Bromberger Departements (159 QM., 214,000 Ew.) im Großherzogthum Warschau; am 18. Jan. 1813 wurde es von den Russen unter Woronzow besetzt; 1815 kam es durch den Wiener Congreß wieder an Preußen u. wurde Hauptstadt eines neuen Regierungsbezirks. Hier bildete sich 1845 eine Christkatholische Gemeinde, löste sich aber 1852 auf u. trat zur Evangelischen Kirche über. Vgl. Kühnast, Historische Nachrichten über die Stadt B., Berl. 1837.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 333.
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