Molière [1]

[364] Molière (spr. Moliähr), Jean Baptiste Pocquelln, genannt de M., Sohn eines Kammerdieners bei Ludwig XIII., geb. 15. Jan. 1630 in Paris; mußte, als sein Vater schwach geworden war, dessen Amt versehen u. begleitete 1641 den König nach Narbonne. Nach seiner Rückkehr nach Paris, 1642, gab er das begonnene Studium auf u. verband sich, den Namen M. annehmend, mit einer Schauspielertruppe (Illustre Théâtre), mit welcher er 1646–53 in den Provinzialstädten Vorstellungen gab. Sein erstes Lustspiel: L'etourdi, wurde 1653 in Lyon aufgeführt. Als Dichter u. Schauspieler erntete er bald gleichen Beifall u. seit 1658 in Paris spielend gefiel er selbst Ludwig XIV. so, daß derselbe M-s Truppe zu seiner Hofschauspielergesellschaft annahm. Ein Blutsturz endete 17, Febr. 1673 sein Leben. In seinen häuslichen Verhältnissen war M. nicht ganz glücklich (seine Frau, Armande Béjart, war sehr eifersüchtig); glücklicher aber im Umgange mit seinen Freunden u. mit den Großen (dem Marschall Vivonne, dem großen Condé, Larochefoucauld, Ludwig XIV.). 1792 wurde seine Asche in das Museum der französischen Denkmäler u. 1817 nach dem Friedhofe Père Lachaise gebracht. Die Akademie ehrte M. noch 1778 dadurch, daß sie seine Büste mit dem Verse von Saurin aufstellte: Rien ne manque à sa gloire, il manquait à la nôtre. 1844 wurde ihm in der Rue Richelieu in Paris dem Hause gegenüber, wo er während seiner letzten Lebensjahre gewohnt hatte, ein Denkmal gesetzt. Er schr. 30 Lustspiele, außer dem genannten noch: Dépit amoureux, Les précieuses ridicules, Cocu imaginaire, Ecole des maris (nach den Brüdern des Terenz), Les facheux, Ecole des femmes, Misanthrope, bes. 1664 den Tartufe, aufgeführt erst 1669 (deutsch von Unger, unter dem Titel: Der Betbruder, Berl. 1787; vgl. Gutzkow), der zwar Anfangs verboten, später aber wiederholt mit dem glänzendsten Beifall aufgeführt wurde; Amphitryon u. L'avare (beides Nachahmungen des Plautus), George Dandin, Les fourberies de Scapin, Le bourgeois gentilhomme u.a.; sein letztes war Le malade imaginaire; Oeuvres, Amst. 1675, 5 Bde., Par. 1734, 6 Bde., mit Commentar von A. Auger, ebd. 1819, 9 Bde., von Aimé Martin 1845 ff., von Lefèvre, Par. 1854, 4 Bde.; deutsch von Zschocke, Zür. 1805 f., 6 Bde. Vgl. Cailhava, Etudes sur M., Par. 1802; Tachterau, Histoire de la vie et des ouvrages de M., ebd. 1825, n.A. 1828.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 364.
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