Molière

[217] Molière (Moliähr), Jean Baptiste de, eigentlich Poquelin, ein unübertroffener Lustspieldichter und ausgezeichneter Schauspieler, geb. 1622 zu Paris, Sohn eines Trödlers, kam erst spät zum Studieren im Jesuitencolleg zu Narbonne und bald wieder davon ab, zog von 1642 an mit einer Schauspielertruppe in Frankreich herum, studierte den Plautus und Terenz, die ital. Lustspieldichter u.s.w. fleißig u. bildete so sein Genie als Dichter u. Schauspieler aus. Das erste seiner Lustspiele (lʼétourdi) wurde 1653 aufgeführt; in Paris durfte seine Truppe vor dem Hof zum erstenmal 1658 auftreten u. wurde sofort als troupe de Monsieur von Ludwig XIV. in Dienst genommen. M. hätte Akademiker werden können, mochte aber nicht, um auf den Brettern bleiben zu dürfen; st. 1673. Seine Büste steht seit 1778 im Saale der Akademie, seine Asche in einer Urne des Museums franz. Denkmäler, seinen Geburtstag (15. Jan.) feiert bis heute manches franz. Theater. M. hinterließ 30 Luftspiele, denen man das Studium der Alten und geistvolle Benutzung der Neuern sowie eine reiche Welt- u. Menschenkenntniß insgesammt absieht u. von denen viele nach Anlage u. Durchführung Muster bleiben, während M. im Niedrigkomischen schwerlich je übertroffen werden wird. Zu den berühmtesten Lustspielen gehören: der Geizhals (lʼavare), der immer Ersparnißmittel gefunden zu haben glaubt. Tartufe, die ebenso meisterhafte als boshafte Schilderung eines Frömmlers, dann die gelehrten Weiber (les femmes savantes), worin schöngeisterische Damen gebührend durchgehechelt werden u.s.w. Beste Ausgaben Amsterdam 1675, 5 B., von Auger, Par. 1819, neueste von Lefèvre, Par. 1854, 4 B. Deutsche Uebersetzung von H. Zschokke, Zür. 1805, 6 B. Lebensbeschreibungen zahlreich, neuestens [217] durch Raucou de Bazin: Notes historiques sur la vie de M., Paris 1851.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 217-218.
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