Narbonne [1]

[677] Narbonne (spr. Narbonn), 1) Arrondissement im französischen Departement Aude; 27,8 QM., 55,700 Ew.; 2) Hauptstadt desselben, 2 Meilen vom Mittelmeere entfernt, wird durch den Kanal de la Robine (schon von den Römern angelegt) in zwei Theile (la Cité u. Bourg) getheilt u. ihm durch den Kanal du Midi u. den Port de la Nouvelle (Ausfluß des Kanals) Verbindung mit dem Mittelmeere gegeben; Erzbischof, Handelsgericht, gothische Kathedrale (mit Grabmälern mehrer Fürsten), 2 Hospitäler, Börse, Manufacturen für Mützen, Wachsbleichen, Branntweinbrennereien, Handel mit Getreide, Honig (sehr gesucht), Wein, Seide etc., römische Alterthümer; 12,000 Ew. N. war schon den Römern wichtig u. hat viele römische Alterthümer. – N., im Alterthum Narbo od. Narbōna, lag am Fluß Atax od. Narbo (j. Aude), welcher von hier schiffbar wurde u. sich in einen großen, durch einen Kanal mit dem Meere in Verbindung stehenden See (Narbonītis od. Rubresus, j. Etang de Sigean) ergoß; sie war die Hauptstadt der Arecomiker (nach And. der Elefyker) u. zugleich der nach ihr genannten Provinz Gallia Narbonensis; 118 v. Chr., unter dem Consul Q. Marcius, führten die Römer eine Colonie hierher, woher der Name N. Martius geleitet wird, es erhielt auch den Beinamen Julia Paterna u. hieß, als die Colonie unter der Dictatur Cäsars durch neue Ansiedler aus der zehnten Legion verstärkt worden war, auch Colonia Decumanorum; sie war Sitz des römischen Statthalters u. hatte Theater, Paläste, Capitol u. viele andere öffentliche Gebäude u. trieb bis Britannia lebhaften Handel. 412 n.Chr. wurde N. von den Westgothen erobert, aber bald von Aëtius wieder genommen. Hier siegte 551 der Westgothenkönig Alarich über Childebert, König der Franken. In N. wurde auch Witimer, Anhänger des empörten Feldherrn Paulus, von einem Heer des Westgothenkönigs Wamba belagert, die Stadt erstürmt u. Witimer gefangen. 719 eroberten es die Sarazenen u. machten es zu ihrem Hauptwaffenplatz. 759 nahm es ihnen Pipin, König der Franken, mit Hülfe der christlichen Einwohner wieder ab. Dann war es im Besitz der Grafen von Toulouse, welche eine Zeit lang den Titel Herzöge von N. führten. N. wurde darauf eine Besitzung der Markgrafen von Septimanien, welche es durch adelige Vidames od. Vignirs verwalten ließen. Diese Würde wurde 1080 erblich u. Berengar du Pelet nannte sich Vi- [677] comte von N. Doch verkaufte der letzte Vicomte N. an Gaston IV., u. dessen Enkel, Gaston von Foix, vertauschte N. gegen das Herzogthum Nemours 1507 an König Ludwig XII.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 677-678.
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