Narbonne [2]

[678] Narbonne (spr. Narbonn), alte französische Familie; die N. kommen zuerst als Vidames des Markgrafen von Septimanien im 11. Jahrh. vor; 1817 gaben die Bourbons ihnen die Herzogswürde. Merkwürdig: 1) Berengar, kämpfte gegen die Mauren 1048. 2) Almerich I., vereinigte diezwischen seinem Bruder, dem Erzbischof von N., u. seinem Neffen, Peter von N. Pelet, einem Stiefbruder dieses Zweiges, getheilte Vicomté N., indem er Beide vertrieb, zog 1104 nach Palästina, wurde hier Admiral u. st. 1106. 3) Hermangilde, Vicomtesse von N., war 1142 an einen spanischen Edlen verheirathet, erwarb die Vicomté N. durch Schenkung des Grafen Alfons Jordan von Toulouse wieder u. heirathete später den Minnesänger Bernhard von Anduze; sie zog persönlich gegen die Mauren u. erhielt deshalb das Recht, in Person ihren Unterthanen Recht zu sprechen. Ohne Nachkommen, übertrug sie die Succession in ihren Lehen an ihren Neffen Almerich von Lara, u. da dieser 1177 starb an ihren anderen Neffen Peter von Lara. Sie st. 1179. So entstand das Haus N.-Lara, das neben dem N.-Pelet noch jetzt blüht. Von letzteren war 4) Jean François N. Pelet-Fritzlar; er wohnte der Belagerung von Port Mahon 1756 bei u. machte 1757 als Aide major général der Infanterie die Campagne in Deutschland gegen die alliirte Armee mit. Durch tapfere Vertheidigung Fritzlars 3 Tage lang gegen die Alliirten, rettete er den Herzog von Broglie, u. der König erlaubte ihm, den Namen Fritzlar zu dem seinen hinzuzufügen. Er st. 1784 als Generallieutenant. 5) Ludwig Graf von N. Lara, geb. 1755 zu Colorno im Herzogthum Parma; vielleicht natürlicher Sohn des Dauphins (Vater Ludwigs XVI.), kam 1760 nach Frankreich, wurde am Hofe zu Versailles erzogen u. trat zuerst in die Artillerie, wurde dann Capitän bei den Dragonern, hierauf Chef der Gendarmerie u. 30 Jahre alt Oberst des Regiments Angoumois. Später arbeitete er im Cabinet des Kriegsministers Vergennes, war beim Ausbruch der Revolution Regimentscommandeur, erklärte sich für dieselbe u. wurde Commandeur der Nationalgarden des Departements des Doubs. Als die Tanten des Königs 1791 auswandern wollten, erbot er sich zum Begleiter, kehrte, nachdem sie zu Germain le Duc verhaftet worden waren, nach Paris zurück, verschaffte ihnen durch ein Decret der Nationalversammlung die Freiheit wieder u. geleitete sie nach Rom. Zurückgekehrt, wurde er Marechal de Camp. Als der König die Constitution annahm, wurde N. 1791 zum Kriegsminister ernannt. Auf seinen Betrieb wurde die Bildung von drei Armeecorps unter Rochambeau, Lafayette u. Luckner angeordnet. Aber die Strenge, mit welcher er auf Aufrechthaltung der militärischen Disciplin drang, erweckten ihm Feinde, welche es dahin brachten, daß ihm im März 1792 sein Amt wieder genommen wurde. N. begab sich nun zur Armee; vom König aber zurückgerufen, um die Excesse, welche man erwartete, zu hindern, langte er zu spät in Paris an, um den 10. August hintertreiben zu können, u. wurde hierauf außer dem Gesetze erklärt; durch die Frau von Staël seinen Feinden entzogen, entkam er nach England, von wo aus er Ludwig XVI. zu retten suchte, aber der britischen Regierung verdächtig, mußte er bald England verlassen; er begab sich nun nach der Schweiz u. dann nach Deutschland, wo er 1800 die Erlaubniß erhielt, nach Frankreich zurückzukehren. 1809 ernannte ihn Napoleon zum Divisionsgeneral, später zum Gesandten in München u. hierauf zu seinem Adjutanten. Als solcher wohnte er dem Feldzuge 1812 in Rußland bei, wurde 1813 Gesandter in Wien u. bekam nach dem Waffenstillstand das Commando von Torgau, wo er 1813 starb. Als sich Torgau ergab, ging das Gerücht, daß im Sarge N-s die französische Kriegskasse mit begraben sei; dies veranlaßte das russische Gouvernement, N. wieder ausgraben zu lassen; man fand indessen nichts.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 678.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: