Rochambeau [1]

[210] Rochambeau (spr. Roschangbo), 1) Jean Baptiste-Donatien de Vimeur, Graf von R., geb. 1725 in Vendome; er war zum Geistlichen bestimmt, wurde aber nach dem Tode seines älteren Bruders 1742 Soldat u. focht während des Österreichischen Successionskrieges in Böhmen, Baiern u. am Rhein, wurde Adjutant des Herzogs von Orleans u. des Grafen Clermont u. war bei den Belagerungen von Antwerpen u. Namur; als Oberst focht er dann bei Rocoux u. vor Lawfeld; 1748 berannte er unter Löwendal Mastricht u. war mit vor Port Mahon; 1756 zum Brigadier avancirt, wohnte er den Gefechten bei Minden, Krefeld u. Korbach bei, wurde 1761 Maréchal de Camp, 1764 Major-General der Infanterie im Elsaß, 1769 Inspecteur der Infanterie, 1780 General-Lieutenant u. führte 6000 Mann nach Amerika, landete zu Rhode Island u. bewirkte hier großentheils die am 19. Octbr. 1791 erfolgte Capitulation von New York, s. Nordamerikanische Freistaaten (Gesch.) S. 58. Nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er Gouverneur von Artois, später auch der Picardie; ließ 1790 als Commandeur der Nordarmee die dortigen Grenzfestungen in Vertheidigungsstand setzen u. stellte drei befestigte Lager von Dünkirchen, Maubeuge u. Sedan auf. 1791 wurde er Marschall von Frankreich, nahm 1792, wo er eins der drei Corps gegen Österreicher u. Preußen befehligen sollte, aber mit dem Kriegsminister Dumouriez über den Operationsplan sich nicht vereinigen konnte, seine Entlassung u. zog sich auf seine Güter zurück, wo er 10. Mai 1804 starb. 2) Donatien Marie Joseph de Vimeur, Vicomte de R., Sohn des Vor., geb. 1750, trat früh in die französische Armee ein, wurde schnell befördert u. nahm 1780 als Oberst an der französischen Expedition zur Unterstützung der Nordamerikaner gegen die Engländer unter seinem Vater Antheil. 1791 vom Convente, welchen er sehr eifrig zu vertreten sich bemühte, zum Generallieutenant u. 1792 zum Gouverneur der französischen Westindischen Inseln ernannt, landete er daselbst, unterwarf die empörten Neger u. vertrieb die Engländer. Doch schon 1794 von den Engländern bedrängt, war er gezwungen das Fort Royal zu übergeben u. ging nach Frankreich zurück; 1796 unternahm er eine neue, mißlungene Expedition nach S. Domingo, kämpfte 1800 in Italien u. erhielt von Napoleon das Commando einer Division. Unter Leclerc an der abermaligen Expedition nach S. Domingo sich betheiligend, übernahm er nach dessen Tode im November 1803 den Oberbefehl derselben, aber auch diesmal scheiterte sein Versuch, u. er sah sich bald gezwungen sich dem britischen Admiral zu ergeben. Erst 1811 ausgewechselt, erhielt er von Napoleon 1813 ein Divisionscommando in Lauristons Corps; hier zeichnete er sich noch bei Bantzen aus u. fiel am 18. Oct. in der Schlacht bei Leipzig.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 210.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika