Tripŏlis

[843] Tripŏlis, 1) Stadt in Nordphönicien, am Mittelmeere, trieb starken Seehandel, welcher durch den trefflichen Hafen begünstigt wurde. Jetzt Tripoli od. Tarablus (s.d. 2). T. war von Tyros, Sidon u. Arados so angelegt, daß jede der drei Colonien einen besonderen mit Mauern eingeschlossenen Theil ausmachte. Hier landete 162 v. Chr. Demetrios I. von Syrien, welcher von der Succession ausgeschlossen, in Rom gelebt hatte, nach seiner Entweichung von Rom u. ließ sich hier krönen, vgl. Syrien S. 160 f. T. blieb nun bei Syrien, kam dann mit Syrien an das Römische Reich u. bei der Theilung desselben an das Oströmische Reich. 638 wurde es für den Khalifen Omar genommen. In den Kreuzzügen eroberten die Christen T. am 10. Juni 1109 nach siebenjähriger Belagerung. Es wurde nun besondere Grafschaft, südlich vom Fürstenthum Antiochien u. nördlich vom Königreich Jerusalem, im Osten vom Libanon begrenzt u. umfaßte den Küstenstrich von Markab bis zum Nahr el Kelb. Zum ersten Grafen wurde Bertrand, Sohn des Grafen Raimund von Toulouse, ernannt. Er half 1110 dem König Balduin Berytus erobern u. nahm nach der Eroberung Sidons seine Residenz in T.; 1111 kämpfte er mit Tancred von Antiochien gegen die Sarazenen u. starb 1112. Sein Sohn Pons stand Anfangs unter der Vormundschaft des Bischofs von T.; er stritt 1119 mit Balduin von Jerusalem gegen die Sarazenen, zeichnete sich 1124 bei der Einnahme von Tyrus aus u. eroberte 1127 Raphania am Libanon; 1131 wurde er von Fulco, dem neuen König von Jerusalem, welchem er den Zug durch sein Land verweigerte, geschlagen, aber dann von demselben aus dem Schloß Montferrand befreit, wo ihn der Sultan von Aleppo belagerte. 1137 wurde er in einem Kriege gegen den Sultan von Damask an denselben von einem Syrer verrathen u. umgebracht. Sein Sohn Raimund I. strafte den Verräther seines Vaters; deshalb griff ihn der Sultan von Aleppo an, schlug ihn u. nahm ihn gefangen. 1149 war er mit in der Schlacht bei Paneas gegen Nureddin u. wurde 1151 von den Assassinen vor den Thoren von T. ermordet. Sein zwölfjähriger Sohn Raimund II. folgte ihm unter der Vormundschaft von dessen Mutter Hodierna, Tochter des Königs Balduin III. von Jerusalem; er wurde 1163 mit dem Fürsten von Antiochien von Nureddin gefangen u. erst 1171 freigegeben. Unterdessen war T. 1170 von einem Erdbeben ganz zerstört worden; in der darauf wieder besser aufgebauten Stadt ließen sich mehre Seiden- u. Camelotweber nieder, welche dieselbe blühend machten. 1183 übernahm Raimund die Regentschaft über Jerusalem für den aussätzigen Balduin u. setzte sie nach dessen Tode 1185 für seinen majorennen Neffen Balduin V. bis 1186 fort, wo Guido von Lusignan König von Jerusalem wurde. Am 3. Juni 1187 wurde er von Saladin bei Tiberias geschlagen u. starb noch in diesem Jahre. Da er von seiner Gemahlin Esquiva keine Kinder hatte, so vermachte er die Grafschaft seinem Pathen Raimund III., Sohn des Fürsten Bohemund von Antiochien. Dieser übergab bei seinem Tode 1200 die Verwaltung von T. seinem Bruder Bohemund, während der Minderjährigkeit seines Sohnes Raimund Rupin. Aber Bohemund riß T. an sich u. verband es 1201 mit Antiochien. 1288 eroberte u. zerstörte sie der ägyptische Sultan Kelann Malek al Mansur. Die neue Stadt wurde in einiger Entfernung von der alten angelegt, u. daselbst schlugen 1415 Franzosen u. Genueser die Sarazenen; 2) so v.w. Tripoli; 3) Stadt in Arkadien, j. Tripolitza; 4) T. Pelagonia (Tripolitis), Landschaft in Thessalien mit den drei Städten Azoron, Doliche u. Pythion; 5) Kastell mit Hafen in Pontos am Flusse T., jetzt Triboli; 6) Stadt in Phrygien, nach And. zu Karien od. zu Lykien gerechnet, westlich von Hierapolis, am Mäander; Ruinen davon beim j. Jenidsche.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 843.
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