Karien

[303] Karien (a. Geogr.), eine Landschaft Kleinasiens, welche im Norden durch das Gebirge Messogis von Lydien getrennt, im Osten von Phrygien u. Lycien u. im Süden u. Westen von dem Ägäischen Meere begrenzt wurde u. ungefähr 480 QM. Flächeninhalt hatte; es war größtentheils eben u. fruchtbar (Getreide, Wein, Feigen, Öl); Gebirge: Kadmos, Albakos, Latmos, Grion, Phönix, Lide, Dädala. Messogis; Vorgebirge: Posidium, Termerium, Astypaläa, Zephyrium, Triopium, Aphrodisium, Pandion, Pedalium; Meerbusen: Sin. Latmiens, Jasius, Ceramicus, Thymnias, Schönus, Bubassins; Flüsse: Mäander (Nebenflüsse: Lethäos, Gäson, Marsyas, Harpasos), Kalbis u. Glaukos. Die hauptsächlichsten Städte waren: Priene, Myns, Heraklea, Miletos, Bargylia, Myndos, Halikarnassos, Knidos, Dädala, Magnesia am Mäander, Tralles, Nysa, Alabanda, Stratonikea, Mylassa, Aphrodisias u.a. An der Küste K-s lagen die Inseln: Pharmakussa, Patmos, Lepsia, Leros, Kalymna, Kos, Nisyros, Telos, Chalkia, Syme, Rhodos, Rhodussa. – Die Karer (Cares) waren nach ihrer eignen Meinung Autochthonen u. Stammverwandte der Lydier, nach der der Griechen Leleger, welche von dem Könige Minos von Kreta abhängig gewesen wären, erst auf den anliegenden Inseln gewohnt hätten u. später auf das Festland übergesiedelt wären. Wahrscheinlich kamen die Leleger erst später von den Inseln herüber u. vermischt sich mit den Karern. Außerdem waren die Kaukonen noch Urbewohner des Landes. Den größten Theil der Westküste hatten[303] seit dem 10. Jahrh. griechische Colonisten (im Norden Joner, im Süden Dorier) inne, welche sich vielfach mit den Karern vermischten. Die Karer selbst waren ein rauhes, kriegerisches Volk, dienten oft als Söldner, trieben Seeräuberei u. standen als untreu in schlechtem Rufe, Handel u. Industrie waren ihnen fremd, dagegen wurden die griechischen Colonisten dadurch bald mächtig u. reich. Die Verfassung des Landes war früher demokratisch mit allgemeinen Volksversammlungen, welche von dem Tempel des Zeus Chrysaoreus, wo sie gehalten wurden, Chrysaorea hießen. Krösos unterwarf die Karer, u. nach ihm kamen sie unter die Perser, welche den mächtigsten Städten Statthalter od. kleine Könige vorsetzten. Zu Alexanders des Großen Zeit lebte Ada, Gemahlin des Orontobates, u. regierte in der Stadt Alinda. Als Alexander nach K. kam, erklärte sie ihn für ihren Sohn u. Erben, u. er setzte sie in die ganze Herrschaft ihres Mannes ein. Nach ihrem Tode kam K. an die Könige von Syrien u. wurde nach der Besiegung des Antiochos eine römische Provinz, als solche Anfangs zum Theil an die Rhoder, zum Theil an den König Eumenes von Pergamus geschenkt, 130 v. Chr. aber zu der Provinz Asia geschlagen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 303-304.
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