Kleinasien

[563] Kleinasien, 1) (Asia, a. Geogr.), die große Halbinsel Nordwestasiens, gebildet vom Schwarzen,[563] Agäischen u. Mittelmeere; seit dem 5. Jahrh. n.Chr. so genannt. Die Griechen, bes. die Byzantiner, nannten es Anatolike (Morgenland), daher der jetzige Name Natolien (Natoli, Anatoli); sonst hieß es Asien (Asis) geradhin, s.u. Asien. Es begriff die Landschaften am Schwarzen Meere: Bithynien, Paphlagonien, Pontos; am Ägäischen Meere: Troas, Mysien, Lydien, Karien, mit den an der Küste gelegenen griechischen Colonien Äolis, Jonien u. Doris; am Mittelmeere: Lykien, Pamphylien, Pisidien, Isaurien, Kilikien; im Inneren des Landes: Phrygien, Galatien, Kappadokien, Lykaonien; Klima, Producte etc. zeichneten es, wie noch jetzt, aus, darum war es früh angebaut, u. die meisten Künste erkannten es als ihre Mutter an. In den ältesten Zeiten blühten hier eine Menge kleiner Königreiche u. wohnten viele, an Ursprung, Lebensart u. Bildung ganz verschiedene Völker. Wenn schon dies eine Vereinigung derselben zu Einem Staate sehr erschweren mußte, so machte ihre Lage zwischen den mächtigen erobernden Völkern Asiens u. Europas dies unmöglich; sie wurden in den Kriegen der Griechen u. Perser u. der Römer gegen Syrer u. Parther immer die Beute des Siegers, u. nie bildete sich hier nach Kyros ein Reich von einer beträchtlichen Größe u. Dauer. Nur ephemer erhob sich früher das Lydische Reich, welches von den Persern unter Kyros bezwungen u. dann Alexanders Weltreiche einverleibt ward, nach dessen Tode aber in eine Menge kleiner Reiche, wie Bithynien, Pontos, Pergamon, Kappadokien etc., zerfiel u. endlich vom Römerreiche verschlungen wurde. Überhaupt kann man für die alte Geschichte K-s vier Perioden festsetzen: a) die Zeit vor Kyros, bes. die Herrschaft der Lydier, bis um 555 v. Chr.; b) die Zeit der persischen Oberherrschaft, bis 333; c) die Zeit der Nachfolger Alexanders des Großen, bis 189; d) die Zeit der römischen Oberherrschaft, bes. unter den Kaisern, von 189, od. eigentlich erst von 128 an. 2) (n. Geogr.), die jetzigen türkischen Ejalets Kastemuni, Khuadavendiguiar, Aidin, Karaman, Adana, Bosok, Trapezunt u. Cypern. Vgl. Prokesch, Denkwürdigkeiten u. Erinnerungen aus dem Orient, Stuttg. 1835, 3 Bde.; Hamilton, Researches in Asia minor, Lond. 1842; Kiepert, Karte von K., Berlin 1843–45, 6 Bl.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 563-564.
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