Halikarnassos

[873] Halikarnassos (a. Geogr.), Stadt in Karien (Kleinasien), war befestigt u. lag am Eingang u. auf der Nordwestseite des Keramischen Busens, Kos gegenüber. Sie hatte eine Akropolis Salmakis, am Fuße die gleichnamige Quelle, um welche mehrere Anstalten zu sinnlichen Genüssen errichtet waren u. deren Wasser die Trinkenden entnerven sollte, guten Hafen, den das Eiland Arkonnesos bildete, unter ihren Bauwerken war das Mausoleum (s.d.). H., Anfangs Zephyre geheißen, wurde von einer argivischen Colonie od. nach Anderen von Doriern aus Trözen unter Melas u. Areuanios, nach noch Anderen unter Anthes u. seinem Sohn Aëtios gegründet. H. war Anfangs eine der sechs Hauptstädte des Dorischen Bundes u. wurde dadurch, daß die Griechen die vertriebenen Karer u. Leleger wieder an sich zogen, bald bedeutend. Als Agasikles aus H. ein religiöses Gesetz des Bundes verletzt hatte, wurde H. aus dem Bunde ausgeschlossen u. darauf Residenz eigener Könige, von denen besonders Lygdamis, Mausolos u. Artemisia (s.d. a.) berühmt sind. Nach dem Tode der Artemisia, um 350 v. Chr., stritten sich ihre Verwandten um den Thron, worüber der Staat zerrüttet wurde. Alexander der Große nahm die Stadt nach langer Belagerung u. zerstörte sie; die Akropole, wohin sich die Bewohner gezogen hatten, konnte er nicht erobern. Nach der Theilung des macedonischen Reichs beherrschten sie die Ptolemäer, denen sie die Römer nahmen. Als unter den byzantinischen Kaisern H. von Persern u. Arabern zerstört wurde, blieb nur noch ein Dorf Mesy. Auf der Stelle eines alten Tempels baute der Großmeister der Malteser Philibert de Raillac, der 1414 den Hafen genommen hatte, ein festes Schloß, wozu die Ruinen des Mausoleums verwendet worden sein sollen, u. nannte es Petronion, woraus der jetzige Name der Stadt Bodrun (Boudroum) verstümmelt ist. 1480 wurde H. vergebens von Mesih Paschah belagert, 1482 im Frieden zwischen Bajazeth u. den Rhodifern als Asyl für Flüchtlinge bestimmt. 1773 u. 1774 machten die Russen unter Orlow vergeblich zwei Versuche, hier zu landen. H. war die Vaterstadt des Herodot u. des Rhetors Dionysios. In neuester Zeit, besonders seit 1857, hat der englische Consul Newton Ausgrabungen veranstalten lassen, die dabei gemachten Funde sind in das Britische Museum gekommen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 873.
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