Bosnien

[115] Bosnien (türk. Bosna), 1) (Geogr.), Ejalet in der Europäischen Türkei, umfaßt das eigentliche Bosnien, türk. Kroatien u. die Herzegowina, 850 QM.; grenzt nördlich an die Save, westlich an Dalmatien u. an das Adriatische Meer, östlich an Serbien, gegen welches im nördlichen Theile die Drina die Grenze bildet, südöstlich an die Ejalete Nisch u. Üsküg, südlich an das Ejalet Rumili, vom Drin u. von Toglain abwärts begrenzt. Flüsse: Save, Unna, Verbas, Bosna, Drina, Bojana (Moratscha), Narenta etc. Landseen: im südlichen Theile der See von Ischkodra (Skutari), der Plavasee, der Bicawetzsee u.a. B. hat über 1 Mill. größtentheils slawischer Bewohner. Gebirge: Vom Hauptstock der Dinarischen Alpen gegen Dalmatien begrenzt, ist es von den Nebenzweigen derselben durchschnitten. Ein Hauptzug, Iwan Planina, Grabonitza Planina, das Zernagoragebirge, bildet die Wasserscheide zwischen dem Flußgebiet der Donau u. dem der südlichen Küstenflüsse Narenta, Bojana u. Drina. Parallel mit diesem streifen zahlreiche Bergketten in südöstlicher Richtung u. schließen eben so viele fruchtbare u. reichbewässerte Thäler ein. Einige Heilquellen finden sich bei Ilidga, bei Banjaluka u. in der Gegend von Slatina. Die Haupterwerbsquellen des Landes sind Ackerbau (Getreide. Mais, Hanf, Obst), etwas Weinbau, bedeutende Bienenzucht. Der Bergbau wird nicht rationell betrieben, obgleich er ohne Zweifel gewinnbringend sein würde. Die Industrie beschränkt sich auf Verfertigung grober Wollenwaaren, Verarbeitung von Leder u. Eisen zu Waffen u. Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Der Handel ist in den Händen von Griechen, Armeniern, Juden u. Deutschen, u. von geringer Bedeutung. Die Einwohner, Bosniaken, sind ein slawischer Volksstamm, tapfer, im Hause still u. mäßig, gute Reiter, treiben Feldbau, Viehzucht u. Karavanenhandel. Ihre Kleidung ist eng, kurz, auf der Schulter Wolfs- u. Katzenselle, auch Adlerflügel, auf dem Kopfe Mützen wie Flügel. Ihre Sprache ist der serbischen ähnlich, Außerdem Serben, Kroaten, Montenegriner, Türken, Armenier, Juden u.a. B. ist in folgende Districte getheilt: Beke (die nordwestliche Ecke), Banjaluka, Iswornik, Trawnik, Bosna-Serai (diese 4 mit den Hauptorten gleiches Namens), Herßek mit der Hauptstadt Mostar, Jenipazar mit dem Hauptort Novibazar, Anawudlyk mit der Hauptstadt Ischkodra (Skutari). Von diesen Districten hat aber nur Herßek den Rang eines Liwa; die übrigen werden Kaimakamlyk genannt. 2) (Gesch.). In der alten Zeit gehörte dies Land mit zu Illyrien u. kam in der Ländertheilung an das Weströmische Reich; zur Zeit der Völkerwanderung wurde es von Gothen u. dann von Slavoniern überschwemmt u. zu Serbien geschlagen. Swatopulk stellte es wieder als eigene Provinz her u. ließ es durch Zupane u. Baue regieren. 879 vereinigte es Crescimir mit Kroatien, u. um diese Zeit kommt der Name B. od. Bosona vor; 1080 kam es wieder unter serbische Botmnäßigkeit. König Bela II. von Ungarn vereinigte es 1138 mit Ungarn, u. nun führten zu weinen ungarische Prinzen den Titel Herzog von B. Seit dem Ende des 13. Jahrh. machten sich die Bane frei u. lagen mit Dalmatien, Kroatien u.a. Nachbarländern im Streite. Einer derselben, Twarke (Thwarko), welcher 1357 seine in Oheim Stephan, dem ersten freien Fürsten B-s, folgte, nahm sogar 1366 den Königstitel an, verband sich 1387 mit den Serbiern gegen die Türken u. schlug 20,000 derselben, welche in B. Streifzüge unternahmen. 1391 fielen die Türken wieder in B. ein, doch schlug sie Dabischia, Twarkes Nachfolger, mit ungarischen Hülfsvölkern zurück; 1396 verheerten sie wieder B. bis Zwornick. Nach Dabischia's Tode stritten sich 1409 Twarke u. Ostojo um die Herrschaft u. riefen jeder türkische Hülfstruppen in das Land. Twarke behielt die Oberhand, mußte aber an Murad II. 143925,000 Ducaten jährlichen Tribut zahlen. 1465 wurde B. von den Türken unter Mahmud-Pascha erobert u. der letzte König Stephan getödtet. Zwar machte Matthias Hunnyades seit 1467 den Türken den Besitz B-s noch eine Zeitlang streitig; allein nach der Schlacht von Mohacz gerieth dasselbe 1527 ganz wieder in türkische Gewalt. Das Vordringen Piccolomini's 1689 u. Eugens 1697 war nur von kurzer Dauer, u. die Türken erhielten 1699 im Karlowitzer Frieden das Eigenthum des eigentlichen B. von Neuem zugesichert. Die Geschichte B-s der neueren u. neuesten Zeit, s.u. Türkei. Vgl. Schimek, Geschichte des Königreichs Bosnien u. Rama, Wien 1787.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 115.
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