Thaler

[436] Thaler, 1) allgemeine Benennung der größeren (über ein Loth wiegenden) Silbergeldstücken, welche wahrscheinlich aus dem Joachims- (Schlick-, Löwen-) T. entstanden sind. Als nämlich 1516 zu Joachimsthal in Böhmen eine reiche Silbergrube entdeckt wurde, ließen die Herren von Schlick seit 1518 eine zwei Loth schwere Silbermünze in großer Menge schlagen, welche mit dem böhmischen Löwen im Avers u. dem St. Joachim neben dem Wappen im Revers bezeichnet ist. Diese Münzen waren 15 Loth sein u. würden jetzt 1 Thlr. 15 Gr. 21/3 Pf. gelten, von 1536 an wurden sie 14 Loth 8 Grän sein. Sie verdrängten die bisherigen Güldengroschen u. wurden bald so allgemein, daß nach ihnen die zweilöthigen Silbermünzen, welche nun immer häufiger wurden, den Namen T. erhielten, der sich unter verschiedenen Umformungen als Daler, Daalder, Tallaro, Dollar etc. weit, selbst bis Amerika, verbreitete. Auch ließ schon Kaiser Maximilian I. zwei Loth schwere feine Silbermünzen, acht Stück auf, die Mark, seit 1472, Erzherzog Sigismund von Österreich ähnliche seit 1484 von gleichem Gehalt u. Gewicht schlagen, u. 1500 kommen schon zweilöthige Guldengroschen 15 Loth sein zu Annaberg in Sachsen vor. Man hat im Laufe der Zeit u. nach den Umständen sehr verschiedene Thalerbenennungen erhalten; hergenommen: a) von dem Werth, dem Münzfuß, der Rechnungsvaluta od. dem Land, wo sie Geltung haben, z.B. Albertusthaler, Bankothaler, Brabanter T., Conventions- od. Speciesthaler, Courantthaler, Dänischer T., Giro-, Kronen-, Laub- od. Neuthaler, Mailänder, Schlesischer, Schleswig-Holsteiner, Spanischer, Sundischer T. etc. (s.d. a. u. die geographischen Artikel der betreffenden Länder); b) von dem Gepräge: Auferstehungsthaler, Christfestthaler, Danielsthaler, Gallusthaler, Georgenthaler, Glücksthaler, Jakobsthaler, Jehovahthaler, Jesusthaler, Johannisthaler, Kiliansthaler, Klappmützenthaler, Lichtthaler, Löserthaler, Mondthaler, Pancratiusthaler, Paternosterthaler, Perückenthaler, Quirinusthaler. Theodulsthaler, Ulrichsthaler, Ursulathaler, Ursusthaler, Veitsthaler, Vincenzthaler, Wilhadusthaler, Wilhelmsthaler, Wilibaldsthaler, Wolfsthaler, Zopfthaler, s.d. a.; außerdem Hennenthaler (hennebergische Ausbeutethaler der Silbergruben zu Ilmenau 1690–96, mit einer Henne), Paulsthaler (des Bisthums u. Capitels zu Münster, mit dem heiligen Paulus), Stephansthaler (mehre T. mit dem Bilde des heiligen Stephan, wie pfalz-baierische, brandenburgische, lothringische u. des Bischofs von Metz aus dem 16. Jahrh., des Bisthums Passau von 1694, der Stadt Halberstadt von 1629); c) nach der Veranlassung od. dem Zweckihrer Prägung: Bauthaler, Beichtthaler, Crucifixthaler, Ehestandsthaler, Eintrachtsthaler, Einweihungsthaler, Faßthaler, Geburtsthaler, Hahn[436] reithaler, Katechismusthaler, Toleranzthaler, Töckeltheater, Uhrthaler, Wahrheitsthaler, Wespenthaler, Wiedertäuferthaler, Winterkönigsthaler, s.d. a. Über den Werth der T. als currente od. Rechnungsmünze siehe die betreffenden Länder u. Handelsstädte, wo nach T-n gerechnet wird; vgl. I. D. Köhler, Historische Münzbelustigungen, Nürnberg 1729–50, 22 Bde u. 1 Bd. Register; D. S. Madai, Vollständiges Thalercabinet, Königsberg 1765–69, 3 Bde., mit drei Fortsetzungen, u. E. Ch. Schmieder, Handwörterbuch der gesammten Münzkunde, Halle, 1811 u. Nachtrag, ebd. 1815. 2) Im engeren Sinne alle groben Courant- od. Rechnungsmünzen zu 24 guten (Convention- od. Courant) Groschen, 30 Kaisergroschen, 30 Silbergroschen (Neugroschen), 36 Mariengroschen, 48 Schillingen, 72 Groot, 90 Kreuzern (105 Kreuzern [1 Gulden 45 Kr.] rheinisch, 150 Kreuzern [11/2 Gulden] österreichisch), 96 Gröschel etc.; vgl. Münzconvention f) u. g) u. Münzfuß e).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 436-437.
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