Bosnien (Geographie)

[143] Bosnien (Geographie), eine türkische Provinz, ist ein gebirgiges Land von 800 Quadrat Meilen. Die Einwohner, an 600,090, sind freie Slaven unter türkischer Oberbotmäßigkeit, die theils dem Koran, theils der griechischen Kirche anhängen; sie sind eigentlich bewaffnete Hirten, sehr kriegerisch und tapfer, aber auch räuberisch, so daß sie nicht selten Einfälle in's östreichische Gebiet wagen. Wie alle südslavischen Völker sind sie ein schöner Menschenschlag, groß, kraftvoll, feurig. In den Städten herrscht Industrie und Gewerbfleiß; berühmt sind ihre Waffenarbeiten. Die bosnischen Frauen, schlanke Gestalten mit schwarzen Augen und reizenden Zügen, stehen in einem untergeordneten Verhältniß zum Manne, müssen ihn bei Tische bedienen und mit gekreuzten Armen seinen Befehlen horchen,[143] besitzen aber dabei eine Würde, einen natürlichen Adel, so daß diese scheinbare Dienstbarkeit auch nicht im entferntesten den Anschein von Sclavensinn u. Sclaventhum hat. Der Mann ist, so wie bei den Serben, der Herr, dem man aus Verehrung, in Anerkennung seiner Ueberlegenheit gern dient und gehorcht. – Die bedeutendste Stadt ist Bosna-Serai oder Sarajewo mit 60,000 Einwohnern, worunter zwei Drittheil Muhamedaner, alten Festungswerken, einem Serail, 100 Moscheen. Der hier verfertigte Saffian ist seiner Feinheit und seines Glanzes wegen berühmt.

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Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 143-144.
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