Schweizer [1]

[667] Schweizer, 1) eine aus der Schweiz gebürtige Person; 2) (Litgesch.), so v.w. Schweizerische Schule; 3) Partei der Taufgesinnten; 4) Miethstruppen, welche vorzüglich aus geborenen Schweizern bestehen. Bes. hielt Frankreich solche Miethstruppen, u. dieselben zeichneten sich gegen den König in den Revolutionen durch Treue u. Tapferkeit[667] aus; in der von 1792 (s.u. Frankreich S. 569) wurden sie niedergemacht, in der von 1830 (s. ebd. S. 580) aber entlassen u. nach Hause gesendet. Auch hielt bis 1833 Spanien, ehemals Holland u. neuerdings die Niederlande bis 1829 S, eben so Neapel u. Rom. Als aber Ende 1848 in Rom die Republik proclamirt worden war, erhielten die S. ihren Abschied u. nahmen sodann Theil an dem Feldzuge gegen die Österreicher in Oberitalien. Bei der. Reorganisation der päpstlichen Truppen wurden jedoch aufs Neue S. angeworben, obgleich der eidgenössische Bundesrath am 20. Juni 1849, wegen der Haltung der S. in der Revolution vom 15. Mai 1848, die Capitulation mit Neapel aufgehoben u. ein Verbot gegen die Werbungen erlassen hatte, s. Schweiz (Gesch.) S. 658. Hauptwerbeplätze waren Como u. Lecco. Die Absicht des Bundesrathes auch die bestehenden Capitulationen der S. in fremden Staaten zu lösen scheiterte an der Unausführbarkeit der zu zahlenden Entschädigungsgelder. Die S. in neapolitanischen Diensten, welche die Aufstände auf Sicilien u. in Neapel 1848 u. 1849 besiegten, etwa 7000 Mann, waren in vier Regimenter formirt u. versahen regelmäßig den Wachtdienst in Neapel; die Ereignisse von 1859 u. 1860 haben in beiden Staaten die Schweizerregimenter aufgelöst. Vgl. Rud. v. Steiger, Die Schweizerregimenter in neapolitanischen Diensten, Bern 1848 u. 1849, 2. A. 1851; 5) eine Art Hansgarde od. Trabanten, zuletzt noch am königlich sächsischen Hofe, wozu aber meist nur wohlhabende Inländer angenommen wurden; 6) in vornehmen Häusern die Thürsteher, wozu man ehemals gern geborne S. nahm; 7) der Aufseher einer Schweizerei; 8) so v.w. Schweizerbäcker; 9) Fehler beim Billardspiel, s.u. Billard IV. A).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 667-668.
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